Gladbeck / Bottrop / Herten. Zum 1. Mai soll das Deutschlandticket für 49 Euro eingeführt werden. Wie sich die Vestische darauf vorbereitet – und was sie erwartet.

Am 1. Mai 2023 wird das Deutschlandticket als günstige Alternative im bundesweiten Nahverkehr an den Start gehen. Die Vestische rechnet mit 4000 bis 5000 neuen Abo-Kunden in ihrem Geschäftsgebiet, das den Kreis Recklinghausen und Teile von Gelsenkirchen und Bottrop umfasst.

Die neue Ticket-Variante soll 49 Euro kosten. Damit werden sich die 44.000 bisherigen Abo-Kunden der Vestischen finanziell – teilweise deutlich – verbessern. Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kosten Abo-Tickets zurzeit zwischen 56,30 und 220 Euro. Alle Bestandskunden sollen demnächst angeschrieben werden.

Martin Schmidt,Geschäftsführer der Vestischen.
Martin Schmidt,Geschäftsführer der Vestischen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Sozialverband VdK hält 49 Euro für einen Teil der Bevölkerung für zu teuer und fordert daher einen Sozialtarif und brachte dafür einen Preis von 29 Euro ins Gespräch. Auch die Grünen im Landtag NRW forderten begleitend ein Sozialticket, nannten bisher jedoch keinen Preis.

Bund und Länder zahlen je 1,5 Milliarden Euro zur Finanzierung des Tickets

Die Finanzierung für den bundesweit gültigen 49-Euro-Monatstarif steht. Bund und Länder zahlen ab 2023 jährlich jeweils 1,5 Milliarden Euro als Kompensation an die Verkehrsbetriebe. Wenn das nicht reicht, sollen Gelder nachgeschossen werden. Martin Schmidt, Geschäftsführer der Vestischen, hofft, dass diese Zusage nicht nur für 2023 gilt. Andernfalls müssten mögliche Defizite künftig von den kommunalen Gesellschaftern aufgefangen werden – warnt er.

Neben dem Kreis Recklinghausen – ihm gehören 77 Prozent des Unternehmens – gehören auch die Städte Gelsenkirchen (12 Prozent) und Bottrop (11 Prozent) zu den Anteilseignern der Vestischen. Die müssten dann also im Zweifel die Verluste auffangen – wobei das derzeit nur Spekulation ist.

213.000 9-Euro-Tickets wurden 2022 verkauft

Die Vestische hat im Sommer 2022 gute Erfahrungen mit dem vom Bund subventionierten 9-Euro-Ticket gemacht. Die Fahrgäste im Vest machten regen Gebrauch davon: 213.000 dieser Monatsfahrkarten wurden in den Monaten Juni, Juli und August verkauft. Viele Neukunden seien anschließend allerdings wieder auf das Auto umgestiegen, sagt Martin Schmidt. Beim Deutschlandticket erwartet er eine deutlich geringere Anzahl an Verkäufen, dafür aber mehr Nachhaltigkeit – vor allem bei Berufspendlern.

Wie schon im Sommer mit dem 9-Euro-Ticket, können die Nutzer damit – der Name Deutschlandticket impliziert es ja auch – im ganzen Land unterwegs sein. Es ist bundesweit im gesamten Nahverkehr gültig – allerdings nur in der zweiten Klasse, so die wichtige Einschränkung. Auch der Fernverkehr, also etwa ICE-, IC- oder EC-Züge dürfen nicht genutzt werden, dasselbe gilt für private Anbieter wie etwa Flixbus und Flixtrain.

So bequem das Reisen mit dem Deutschlandticket auch sein wird (die Kunden brauchen sich über Tarifzonen und Verbundgrenzen keine Gedanken mehr zu machen), werde es trotzdem noch eine weitaus höhere Zahl an Fahrgästen geben, die mit Einzel-, Vierer- oder sonstigen konventionellen Tickets unterwegs sind. „Auch diese Kunden dürfen wir nicht aus den Augen verlieren“, sagt der Geschäftsführer der Vestischen.

eezy-Tarif als kostengünstigere Alternative in Gladbeck und Bottrop

Damit auch diese Gelegenheitskunden preiswerter unterwegs sein können, wirbt die Vestische für den elektronischen Tarif „eezy VRR“. Neben einem Grundpreis werden in diesem Modell lediglich die Luftlinienkilometer berechnet. Sichergestellt ist, dass Fahrgäste für die Fahrt niemals mehr bezahlen müssen als mit einem vergleichbaren Einzelticket. Meistens wird die Tour jedoch preiswerter.

Voraussetzung ist ein Smartphone mit der „Vestische App“. Dann kann man an der Haltestelle einchecken, einsteigen und am Ende der Fahrt wieder auschecken.