Gladbeck. Die Caritas in Gladbeck schließt eine angemahnte Versorgungslücke. Sterbende Menschen werden über besonders geschulte Fachkräfte gepflegt.
Die Caritas will in Gladbeck eine seit Jahren angemahnte Lücke schließen. „Wir werden den ersten Palliativ-Pflegedienst in der Stadt einrichten“, sagt Helge Berg, neuer Abteilungsleiter Senioren und Pflege beim Caritasverband. Speziell ausgebildete Pflegefachkräfte werden in Kooperation mit Palliativ-Medizinern sterbende Menschen ambulant zuhause versorgen und sie und deren Familien dadurch entlasten.
Lesen Sie auch
- Bildung. Bau des muslimischen Jungenwohnheims soll bald starten
- Freizeit. Gratis-Spaß.: Diese Freizeit-Angebote gibt es in Gladbeck
- Brauchtum. Karneval: St. Johannes-Gemeinde lädt zum jecken Affentheater
- Einzelhandel. Hosen bis Größe 70: Modegeschäft Domke in Gladbeck schließt
- Kunst. Neue Ausstellung: Susanne Schalz sieht die Zukunft pink
Die Pläne stellt Helge Berg am Dienstag im Sozialausschuss vor. Das Gremium hatte das Thema im Rahmen der Diskussion des aktuellen Seniorenberichts schon enger in den Fokus genommen, begründet auf den Ergebnissen der Expertise. Denn die Gutachter weisen als Fazit die Verwaltung und Lokalpolitik darauf hin, dass in einigen Bereichen dringender Handlungsbedarf besteht, um den Bedürfnissen der älteren Generation (weiter) gerecht werden zu können. Neben fehlenden Altenheim- und Kurzzeitpflegeplätzen gebe es in Gladbeck auch einen Mangel palliativer Angebote im medizinischen wie pflegerischen Bereich für lebensbeendend erkrankte Menschen. Das kritisiert der Hospizverein Gladbeck schon seit einigen Jahren.
Die palliative Pflege hat eine andere Herangehensweise
Einen ersten wichtigen Schritt geht nun der Caritasverband Gladbeck, der mit seinem bisherigen ambulanten Pflegedienst rund 260 Kunden im Stadtgebiet versorgt. Bei einigen Klienten verschlechtere sich der Zustand, „sie leiden unter starken Schmerzen oder befinden sich in der letzten Lebensphase“. Diese Patienten gebe der Pflegedienst dann freilich nicht ab, „sondern wir wollen sie auch weiterhin gut ambulant versorgen“, so Helge Berg. Dabei habe sich auch aus fachlicher Sicht die Frage gestellt, „wie pflegt man diese Menschen angemessen, was braucht es hierfür?“
Gutachten für stationäres Hospiz
Das freut auch Sozialdezernenten Rainer Weichelt. Er begrüße es sehr, dass so ein Baustein der palliativen Versorgung gesetzt und die Situation ambulant pflegebedürftiger Menschen verbessert werde.
Der Sozialausschuss befasse sich schon seit einiger Zeit mit dem Thema, auch mit der Einrichtung eines stationären Hospizes in Gladbeck. „Dazu werden wir, wie beschlossen, Anfang des neuen Jahres eine kleine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben“.
Denn die palliative Pflege habe eine andere Herangehensweise als die normale Pflege, wo etwa darauf geachtet werde, „dass die versorgten Klienten auch ausreichend essen und trinken“. Ein Mensch aber, dessen Erkrankung von den Ärzten austherapiert sei, der sich auf seinen letzte Lebensweg begebe, könne andere Bedürfnisse haben. Sterbende wollten nämlich häufig „nicht mehr viel zu sich nehmen“ und die Linderung ihrer Schmerzen und Beschwernisse trete in den Vordergrund. Personal des Caritas-Pflegedienstes habe Fachweiterbildungen absolviert, wie etwa zu Wundexperten oder zur Palliativfachkraft (160 Stunden). Letztere haben nach aktuellem Stand bereits fünf der 29 Pflegekräfte der Caritas Gladbeck abgeschlossen.
Schon jetzt sind fünf Patienten in einer palliativen Versorgung
Ihre Kenntnisse seien schon jetzt in der Betreuung von Klienten des Pflegedienstes gefragt. Auch für neue Kunden, die nach abgeschlossener akuter Behandlung in einer Klinik nach Hause entlassen werden, oder bei fehlender familiärer Betreuung aufgrund ihres schlechtem Allgemeinzustandes in einem Pflegeheim aufgenommen werden müssten, „weil die Rückkehr nach Hause nicht mehr möglich ist“. Durchschnittlich seien bislang etwa fünf Patienten des ambulanten Dienstes in einer palliativen Versorgung. „Die Zahlen verändern sich leider relativ schnell“, so Berg.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
Etwa durch die Zusammenarbeit mit dem Palliativmediziner Dr. med. Ralf Makowka (dem zurzeit einzigen in Gladbeck) würden die Voraussetzungen geschaffen worden, „dass wir Anfang 2023 die Zertifizierung als Palliativ-Pflegedienst beantragen“, so Berg. Die Standards zu erfüllen, darauf habe man sich in der zurückliegenden Zeit schon bestens vorbereitet. Der zuständige Abteilungsleiter nennt einige Parameter: Mindestens drei Vollzeitmitarbeitende müssten die Palliativausbildung absolviert haben, zudem sei ein Konzept und Leitbild zu erstellen, auch die 24-Stunden-Rufbereitschaft sei sicherzustellen, wie auch Verträge mit Kooperationspartner (Palliativarzt, Hospiz-Verein). Der Zertifizierung des ersten Palliativ-Pflegedienstes in Gladbeck scheint so nichts im Wege zu stehen.