Gladbeck. Die Ehrenamtlichen vom Hospizverein Gladbeck nutzten den Welthospiztag, um über ihre Arbeit zu informieren. Dabei ging es auch um Sterbehilfe.

Der Hospiz-Verein Gladbeck hat am Samstagvormittag in der Fußgängerzone den Welthospiztag begangen. Die ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen und -begleiter boten Kaffee, Waffeln und Gespräche an, außerdem haben sie Zitate von Menschen, die sie in der Vergangenheit begleitet haben, auf dem Boden befestigt. Es waren eindringliche Botschaften, die bewegten.

„Ich bin tot und hatte bis zuletzt nie das Gefühl, jemandem zur Last zu fallen“

„Ich bin tot und hatte bis zuletzt nie das Gefühl, jemandem zur Last zu fallen“, steht da zum Beispiel. Die Ehrenamtlichen im Hospiz-Verein begleiten Menschen, die im Sterben liegen. Dabei suchen sie die Leute ambulant dort auf, wo sie auch leben, zum Beispiel zu Hause oder in Senioreneinrichtungen. Darüber hinaus beraten sie Angehörige und helfen beim Verfassen von Patientenverfügungen.

Zum Welthospiztag haben die Ehrenamtlichen vom Hospizverein Gladbeck am Samstag in der Gladbecker Fußgängerzone Zitate von Menschen, die sie begleitet haben, auf das Pflaster geklebt.
Zum Welthospiztag haben die Ehrenamtlichen vom Hospizverein Gladbeck am Samstag in der Gladbecker Fußgängerzone Zitate von Menschen, die sie begleitet haben, auf das Pflaster geklebt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Beate Letzel, hauptamtliche Koordinatorin des Vereins, möchte an dem Tag möglichst viele Menschen auf die Arbeit der Hospizbewegung aufmerksam machen. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Einfluss eines Urteilsspruchs, den das Bundesverfassungsgericht Anfang 2020 gefällt hat. Damals wurde entschieden, dass das Recht auf selbstbestimmtes Sterben auch einschließt, professionelle Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Das entsprechende Verbot, Sterbende bei ihrer Selbsttötung zu unterstützen (§217 StGB), wurde als verfassungswidrig erklärt und damit aufgehoben.

Die häufigsten Gründe für einen Suizidwunsch sind Ängste vor Schmerzen und dem Sterben selbst

Der Hospiz-Verein und die Dachorganisation „Deutscher Hospiz- und PalliativVerband“ (DHPV) sehen das Urteil kritisch. „Wir fürchten, dass Sterbende dadurch in eine Ecke gedrängt werden“, so Letzel, „die häufigsten Gründe für einen Suizidwunsch sind Ängste vor Schmerzen und dem Sterben selbst, aber auch, dass man keinem zur Last fallen will. Diese Gründe kann man aber durch eine gute palliative Begleitung ausräumen.“ Der Verein habe eine „lebensbejahende Haltung“, werte aber auch den Wunsch nach einem Suizid nicht. „Es soll nur niemand denken, dass er es tun müsste, wenn er unheilbar krank ist.“

Vom Umgang mit dem Sterben

Bei palliativer Medizin steht nicht mehr die Gesundung im Mittelpunkt, da diese bei Palliativpatienten nicht mehr in Aussicht steht. Stattdessen sollen durch die Pflege die Auswirkungen der Krankheit, z.B. Schmerzen, gelindert werden und beim Umgang mit dem Sterben unterstützt werden.

Weitere Informationen über die Arbeit des Hospizvereins Gladbeck gibt es auf www.hospiz-verein-gladbeck.de

Entgegenwirken will der Verein mit einer guten Palliativversorgung. Neben medizinisch-pflegerischen Aspekten helfe der Hospiz-Verein durch eine sozial-spirituelle Versorgung. Die ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter erhalten eine Ausbildung, um für die Sterbenden und ihre Angehörigen da zu sein. Angelika Brauckmann hat sich beispielsweise dafür entschieden, dem Verein beizutreten und will bald ihren Lehrgang starten. „Ich habe in den letzten fünf Jahren meine Mutter, meinen Bruder und meine Freundin verloren“, berichtet sie, „ich habe jetzt Zeit und möchte anderen Menschen helfen.“

Den Menschen noch etwas Gutes tun

Angelika Schulz ist bereits seit 20 Jahren Begleiterin im Verein. „Für mich ist das eine sehr schöne Aufgabe, wenn man sich darauf einlassen kann“, so die 63-jährige. Sie freue sich, dass sie den Menschen noch etwas Gutes tun kann. Gerne erinnere sie sich an eine Frau, die unbedingt noch einmal einen Hund streicheln wollte. Schulz hat kurzerhand ihre eigene Hündin zum nächsten Besuch mitgebracht, den die Frau dann ausgiebig kuscheln konnte. Ein Mann, den sie gerade begleite, möge gern Erdbeereis, weshalb Schulz ihm bei jedem ihrer Besuche eines mitbringt. „Für mich ist es einfach toll, die Menschen noch einmal so glücklich zu sehen.“