Gladbeck. Jugendliche haben keine Lust auf eine Ausbildung. Betrieben fehlt der Nachwuchs. Dieser Trend sorgt Experten. So soll gegengesteuert werden.

Immer mehr Jugendliche im Kreis Recklinghausen, also auch in Gladbeck, verlieren das Interesse an einer betrieblichen Ausbildung. Oft wird von jungen Menschen eine Ausbildung als nicht mehr attraktiv genug empfunden. Diese Entwicklung stellen Experten von Arbeitsagentur, Jobcenter, Handwerkskammer, IHK, Kreishandwerkerschaft und Gewerkschaftsbund mit Blick auf das Berufsberatungsjahr 2021/2022 fest.

So ändere auch die verbesserte Stellen-Bewerber-Relation nichts daran, dass der Ausbildungsmarkt im Vest am Ende des Jahres unausgeglichen bleibe – wenngleich auf besserem Niveau als in den Vorjahren. Sowohl bei den Jugendlichen als auch in den Betrieben führe diese Entwicklung zu Problemen. Während Betriebe oft keine passende Lösung ihres Fachkräfteproblems finden, verlieren sich immer mehr junge Menschen in der Orientierungslosigkeit und schlagen viel zu früh das Angebot einer qualifizierten Berufsausbildung aus. Für die Partner auf dem Ausbildungsmarkt eine nicht zufriedenstellende Situation.

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Studienabsolventen fehlt oft die praktische Erfahrung

Wer mit einer abgeschlossenen Ausbildung nach einer Festanstellung sucht, habe es oftmals leichter als Studienabsolventen, bei denen praktische Erfahrungen während des Studiums noch zu kurz gekommen sind. Trotz der intensiven Bemühungen, das Image der dualen Ausbildung aufzuwerten und junge Menschen vom nachhaltigen Wert einer Berufsausbildung zu überzeugen, distanzierten sich viele von ihnen nach wie vor von den betrieblichen Angeboten.

In diesem Jahr wurden über 300 Interessenten weniger gezählt, und damit fehle der Region ein erhebliches Potenzial an zukünftigen Fachkräften. Dies liege insbesondere in der Tatsache begründet, dass dieser der am intensivsten durch die Pandemie betroffene Schülerjahrgang war. So hat in den zwei Jahren vor Schulentlassung aufgrund pandemiebedingter Schulschließungen kaum persönlicher Kontakt zwischen Berufsberatern und Jugendlichen stattfinden können. Doch auch dieser nachvollziehbare Grund lasse nicht vermuten, dass sich das Interesse an betrieblicher Ausbildung im nächsten Jahr automatisch wieder erhöhen werde, befürchten die Experten.

Eltern als Ratgeber der Kinder beim Thema Berufswahl mehr miteinbeziehen

Daher sollte gerade das Angebot von Praktika und erlebbarer Berufsorientierung deutlich gesteigert werden, um den Kontakt zu potenziellen Bewerbern aufzubauen und sukzessive zu intensivieren. Dafür wollen die Partner in Sachen Ausbildung verstärkt die Eltern als erste und wichtigste Ratgeber ihrer Kinder einbeziehen und ihnen Karrieretypen fernab von akademischen Abschlüssen aufzeigen. An Jugendliche richten die Akteure den dringenden Appell, die eigene Zukunftsplanung nicht zu sehr von äußeren Umständen abhängig zu machen oder gar dem Zufall zu überlassen.

Arbeitsagentur, Jobcenter und Kammern beraten und informieren Betriebe in allen Fragen rund um das Thema Ausbildung. Jugendliche können sich bei der Berufsberatung unter der Recklinghäuser Hotline 02361 / 40-2021 oder der zentralen Hotline 0800 / 4 5555 00 melden. Arbeitgeber können freie Arbeits- und Ausbildungsplätze melden unter 0800 / 4 5555 20.