Gladbeck. Bilder und Installationen von Melike Kara sind ab dem 4. November in Gladbeck zu sehen. Die Ausstellungsbesucher erwartet Ungewöhnliches.

Melike Kara ist Kurdin alevitischen Glaubens, geboren und aufgewachsen in Deutschland. Die Traditionen ihres Volkes und vor allem auch die ihrer Familie weiterzugeben, ist der 37-Jährigen ein wichtiges Anliegen. Melike Kara ist eine zeitgenössische junge Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Köln. Als Künstlerin und Chronistin der kurdisch-alevitischen Geschichte ist es ihr möglich, ihrer Herzensangelegenheit die Türen zu renommierten Galerien und bekannten Kunsträumen in Europa zu öffnen. So auch in Gladbeck. Ihr Publikum in der Neuen Galerie wird sie dabei zudem mit einigen ungewöhnlichen Gegebenheiten konfrontieren.

„landing softly“ – so lautet der Titel der Ausstellung mit Werken von Melike Kara, die am Freitag, 4. November, in der Neuen Galerie Gladbeck im Rathauspark eröffnet wird. In der kurdischen Geschichte spielt vor allem das Weben von Teppichen mit einer großen Motivvielfalt eine bedeutsame Rolle über die Jahrzehnte. Diese Ornamentik greift Kara in ihren Bildern und Installationen auf. Sie verleiht den Traditionen ihres Volkes einen modernen, expressionistischen Touch.

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Melike Kara macht den Ausstellungsraum der Neuen Galerie Gladbeck zu einer Gesamtkomposition

Begehen erlaubt: Stoffbahnen bedecken den Boden im Ausstellungsraum der Neuen Galerie Gladbeck.
Begehen erlaubt: Stoffbahnen bedecken den Boden im Ausstellungsraum der Neuen Galerie Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ein Aspekt ihres Schaffens: Melike Kara erobert mit ihren Installationen Räume. Den Boden im großen Ausstellungsraum der Gladbecker Galerie hat sie mit 90 leicht rosafarbenen länglichen Stoffbahnen ausgelegt. An einigen Stellen überlappen sich die Bahnen, an anderen ist der graue Betonboden unbedeckt.

Viel Raum, um den Stoff zu „umgehen“, bleibt allerdings nicht. Die Fläche soll und muss von den Ausstellungsbesuchern betreten werden. Fußabdrücke oder auch das Verschieben der nicht befestigten Bahnen ist gewollt. Gemeinsam mit den großformatigen Bildern, ebenfalls in unterschiedlichen Rosa- und Rottönen gehalten, und einer Reihe von 3-D-Objekten, die verschiedene Knüpfknoten darstellen, wird der Ausstellungsraum so zu einer Gesamtkomposition.

Entscheidungen trifft die Künstlerin ganz spontan vor Ort

Diese Bodeninstallation der Künstlerin Melike Kara ist aus Zucker – zu sehen ab dem 4. November in der Neuen Galerie Gladbeck.
Diese Bodeninstallation der Künstlerin Melike Kara ist aus Zucker – zu sehen ab dem 4. November in der Neuen Galerie Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Wie die Stoffe präsentiert werden, entscheidet Melike Kara immer spontan vor Ort. Dabei werden auch vorher im Atelier gefasste Ideen verworfen“, erklärt Luisa Schlotterbeck, künstlerische Leiterin der Neuen Galerie. Für Gladbeck war eigentlich angedacht, die Stoffbahnen an der Wand zu befestigen. Bei einer Begehung des Raums entschied sich Melike Kara dann aber für das Legen.

Einzel- und Gruppenausstellungen

Die Künstlerin Melike Kara lebt und arbeitet in Köln. Von 2007 bis 2014 studierte Kara an der Kunstakademie Düsseldorf bei Rosemarie Trockel. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören „New Work“, Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam (2019); „My Beloved Wild Valley“, Arcadia Missa Gallery, London (2019) und „A Taste of Parsley“, Yuz Museum, Shanghai (2018).

Sie nahm außerdem an zahlreichen Gruppenausstellung teil, u.a. beim Dortmunder Kunstverein, Dortmund (2018); David Roberts Art Foundation, London (2017) und Komplot, Brüssel (2016).

Kunst auf dem Boden erwartet die Besucherinnen und Besucher auch im zweiten Ausstellungsraum, dem ehemaligen Lesesaal. Auch hier ist die Ornamentik das Thema. Begehbar ist dieses Objekt allerdings nicht, denn es besteht – aus Zucker. Mit einer Gießkanne hat die Künstlerin das süße Material, einer vorgezeichneten Linie folgend, auf dem Boden „verstreut“.

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Auch hier steht eine kurdische Tradition im Mittelpunkt, die so auch in der Familie der Künstlerin nach wie vor gelebt wird: Bei einem Todesfall in der Familie wird eine besondere Süßigkeit gebacken, die den Trauergästen gereicht wird. „Dabei“, erklärt Schlotterbeck, „wird Zucker mit Mehl und weiteren Zutaten vermischt. Und beim Rühren fließt die Trauer, fließen die Tränen der Familie um den Toten in das Gebäck ein.“

Die Ausstellung in Gladbeck wird am 4. November eröffnet

Neue Galerie Gladbeck, Melike Kara „landing softly“. Zu sehen vom 4. November 2022 bis zum 8. Januar 2023, Bottroper Straße 17. Eröffnet wird die Ausstellung am 4. November um 19.30 Uhr. In das Werk der Künstlerin einführen wird Tomke Braun vom Kunstverein Göttingen. Zur Ausstellung erscheint eine Edition. Weitere Informationen im Netz, www.galeriegladbeck.de.