Gladbeck. Das Telefon steht bei den Schornsteinfegern nicht still. Viele Gladbecker wollen Infos zu Kaminöfen. Die Experten warnen vor Billig-Importen.

Die Energiekrise spürt eine Berufssparte in Gladbeck ganz besonders. Die Bezirksschornsteinfeger, die angesichts des kräftig gestiegenen Gas- und Ölpreises deutlich mehr zu tun haben. Denn zahlreiche Gladbecker interessieren sich für alternative Heizmöglichkeiten, um im Winter warme Wohnungen zu haben. „Es ist schon extrem“, sagt Schornsteinfegermeister Holger Kuznik. „Jeden Tag rufen mindestens zwei bis drei Kunden an, die nachfragen, ob bei ihnen die Möglichkeit zum Anschluss eines Ofens besteht.“ Die Bezirksschornsteinfeger warnen, trotz angespannter Marktlage nicht auf Billig-Ofen-Angebote hereinzufallen, die lebensbedrohlich sein können.

Lesen Sie auch

„Im Fokus der vielen Anfragen sind Kaminöfen für Brennholz, die autark betrieben werden können“, berichtet auch Markus Augustin. Jede dieser Anfragen bedeutet zusätzlichen Aufwand zum Tagesgeschäft im Kehrbezirk, wie der wiederkehrenden routinemäßigen Überprüfung der fehlerfreien Funktion von Feuerstätten und dem Kehren der Kamine. Rund 2500 Dächer gehören im Schnitt zu jedem der vier Kehrbezirke, die komplett im Stadtgebiet liegen und zwei weiteren, die sich mit Gebieten in Nachbarstädten überschneiden. „Jede Anfrage bedeutet, dass ich zum Kunden rausfahren muss, um mir vor Ort anzusehen, ob die Möglichkeit besteht, einen Kaminofen anzuschließen“, so Kuznik (Kehrbezirk in Brauck und Rosenhügel).

Intakte Schornsteine schützen vor Brandgefahr

Schornsteinfegermeister Markus Augustin berichtet von Gefahren, die von nicht fachgerecht verschlossenen alten Ofenanschlüssen in Kaminen ausgehen können.
Schornsteinfegermeister Markus Augustin berichtet von Gefahren, die von nicht fachgerecht verschlossenen alten Ofenanschlüssen in Kaminen ausgehen können. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass die äußere und innere Betrachtung des Schornsteins, an den der Kaminofen angeschlossen werde soll, vorab durch den zuständigen Bezirksschornsteinfeger wichtig ist, mahnt auch Markus Augustin an (Kehrbezirk Rentfort und Zweckel). Er erklärt warum: „Ein einhundert Jahre altes Mehrfamilienhaus hatte oft mehrere Eigentümer. Und wer weiß nach dem Einbau einer Zentralheizung noch, wo einst Öfen standen, an welchen Kamin sie angeschlossen waren und ob ein nicht mehr genutzter Ofenanschluss fachgerecht und feuerfest verschlossen wurde.“ Er habe schon erlebt, dass in einem als Kinderzimmer genutztem Raum ein alter Anschluss nur mit einer dünnen Rigipsplatte abgedeckt und dünn überspachtelt worden war. Ein Kaminbrand könne sich bei nicht feuerfesten Verschlüssen schnell in der Wohnung und im Haus ausbreiten.

Aber selbst, wenn im Schornstein alles okay ist, hätten Menschen auf der Suche nach Heizalternativen ein weiteres Problem: „Einen passenden Kaminofen überhaupt kaufen zu können.“ Der Markt sei leer gefegt, und im Fachhandel noch für diese Heizsaison ein Gerät zu finden, sei kaum möglich . „Ein Kunde hat einen Ofen bestellt, der vermutlich im März geliefert wird“, berichtet Augustin. Und auch in Baumärkten, wo vor diesem Krisenwinter immer massenhaft Kaminöfen diverser Größen in Ausstellungen feil geboten wurden, sind meist keine der Holzbrenner zu sehen.

Der Markt für Kaminöfen ist aktuell leer gefegt

Bezirksschornsteinfegermeister Holger Kuznik warnt vor exotischen Internetimporten als Heizalternative.
Bezirksschornsteinfegermeister Holger Kuznik warnt vor exotischen Internetimporten als Heizalternative. © Stadt Gladbeck | NN

Das gilt auch für den Stewes Hagebaumarkt in Gladbeck. Dort ist in der zuständigen Abteilung zu erfahren, dass man regelmäßig Kaminöfen bei Markenherstellern ordere, die Produktion aber nicht der hohen Anfrage nachkommen könne, so dass nur wenig eintreffe, was meist schon für Kunden reserviert sei. Auch die Ausstellungsstücke habe man längst verkauft. Im Prinzip seien derzeit „gar keine Kaminöfen verlässlich und kurzfristig zu haben“, so ein Verkäufer.

Meister Kuznik warnt vor exotischen Billigangeboten, die auf Internetplattformen verkauft werden. Das könnten Auslandsimporte sein, die gar nicht in Deutschland zugelassen sind. Markus Augustin kennt einen solchen Fall, der glücklicherweise keine tödlichen Auswirkungen hatte. „Da wurde über das Internet aus China eine Gasfeuerstätte angeschafft, um sie an die Heizungsanlage anzuschließen.“ Der selbstverständlich nicht in Deutschland zugelassene Import wurde über Propangasflaschen befeuert, „die hier für Gasgrills oder Campingmobile genutzt werden“. Die Abgasleitung des Billigschnäppchens sei zudem fatalerweise nicht an den Schornstein angeschlossen worden. Das bei der Verbrennung entstehende giftige Kohlenmonoxidgas habe sich so bis in den Wohnbereich ausgebreitet. Augustin: „Vier Personen kamen mit Vergiftungen ins Krankenhaus, sie konnten zum Glück alle gerettet werden.“

Importierte Billig-Angebote als Heizalternative haben häufig keine Zulassung

Aber auch derzeit günstige Angebote eines großen deutschen Versandhandel-Unternehmens sieht Holger Kuznik kritisch. Er habe da bei einem Kunden ein Produkt vorgefunden, wo nach ersten Zweifeln seine Recherche zwar ergeben habe, „dass das Modell in Deutschland zugelassen ist“. Es sei aber von so vergleichbar schlechter Qualität gewesen, „dass ich mir das Ding noch nicht mal als Grill draußen in den Garten stellen würde“.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++

Angesichts der drastisch gestiegenen Preise für Brennholz mahnt Kuznik, nur das zu verfeuern, wofür der Ofen zugelassen sei, und nicht alles in den Kaminofen zu stopfen, was brennt. Beide Schornsteinfegermeister haben in ihren Kehrbezirken schon erlebt, dass kunststoffbeschichtete alte Holzspanmöbel oder eine ausrangierte Küchenarbeitsplatte zerkleinert und verfeuert wurden. Es sei gefährlich, kein naturbelassenes Holz zu verwenden, da verbrannter Kunststoff gesundheitsschädliche Stoffe enthalten könne.

Zu feuchtes Brennholz im Ofen erhöht die Kaminbrandgefahr

Da mittlerweile gut abgelagertes Brennholz im Prinzip vergriffen sei, warnt Markus Augustin, „noch zu feuchtes Brennholz gesetzwidrig im Ofen zu verfeuern“. Eine schlechte Verbrennung mit starker Rußbildung und stinkendem dunklem Qualm aus dem Schlot sei die Folge. „Übermäßig viel Wasserdampf kondensiert dabei im Schornstein.“ Versottung und die Ausbreitung von Glanzruß seien die Folge. Letzterer ist sehr leicht entflammbar, „so dass ein Kaminbrand entstehen kann“ – mit Temperaturen bis zu 1500 Grad Celsius.