Gladbeck. Es ist still geworden um die alte Villa Küster in Gladbeck. Doch ein typischer verlassener Ort ist das große Backsteinhaus nicht. Das hat Gründe.
Herbstblumen in Pflanztöpfen zieren die Stufen am Haupteingang. Sie geben der Villa Küster etwas Heimeliges, Gepflegtes. Und oft parkt auch ein Auto in der gepflasterten Auffahrt davor. In den Räumen brennt Licht. Dabei handelt es sich bei dem großen Backsteingebäude eigentlich um ein verlassenes Haus, denn schon lange wird die alte Unternehmer-Villa nicht mehr bewohnt und auch nicht anderweitig genutzt. Allerdings – ein klassischer „Lost Place“ ist das große Haus mit dem parkähnlichen Grundstück an der Buersche Straße in Gladbeck dennoch nicht. Wenn die Zukunft der Villa auch noch ungewiss ist.
Gebaut wurde das Haus in den 50er Jahren von der Unternehmer-Familie Küster, die ein Sägewerk und einen florierenden Holzhandel in der Hoch-Zeit des Bergbaus reich gemacht hatte. Und so zeugt dann auch der Baustil vom Wohlstand der Familie, ohne dabei allerdings ins Protzige abzudriften. Seit 1989 befindet sich das altehrwürdige Haus im Besitz der Stadt Gladbeck. Die aktuelle Krisensituation macht den Umgang mit der Immobilie allerdings schwierig.
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Schon seit einigen Jahren wird die Villa Küster in Gladbeck nicht mehr genutzt
Schon seit einigen Jahren wird die Villa nicht mehr genutzt. Zuletzt hatte die Awo sie als Tagespflegeeinrichtung für Senioren genutzt. Kurze Zeit diente das Gebäude auch dem Seniorenbeirat als Ort für kulturelle Veranstaltungen im kleinen Rahmen, so beispielsweise für die Reihe der „Gespräche am Kamin“. Ein Feuer lodert schon lange nicht mehr in dem großen Kamin im Wohnbereich des Hauses mit dem edlen Parkettboden und den dunklen, opulenten Holzvertäfelungen.
Konkrete Pläne, wie die Villa künftig genutzt werden könnte, gibt es in der Stadtverwaltung aktuell nicht. Fest steht allerdings jetzt schon, wie Stadtbaurat Volker Kreuzer auf Anfrage erklärt: „Ein neues kommunales Angebot soll hier nicht geschaffen werden.“ Vielmehr sei man auf der Suche nach einem Investor, der Interesse an dem denkmalgeschützten Objekt hat – und der auch im Interesse der Stadt mit der Villa umgeht, deren Garten nahtlos in den Vinzenzpark übergeht. Gedacht ist nämlich an eine „Nutzung mit einem Mehrwert für die Stadt“. Das Konzept, so Kreuzer weiter, soll dabei auch wirtschaftlich tragfähig sein, „um eine dauerhafte denkmalgerechte Nutzung“ sicherstellen zu können.
Die aktuelle Krisenzeit macht den Umgang mit der Immobilie schwierig, sagt der Stadtbaurat
Die aktuelle Krisenzeit macht den Umgang mit einer solchen Immobilie allerdings zum teuren Luxus. Entsprechend schwierig sei es, so der Baurat, private Investoren für ein so aufwendiges Projekt zu finden. Dabei habe es in den vergangenen zwölf Monaten bereits Gespräche mit verschiedenen Interessenten für das Gebäude gegeben – darunter auch „interessante Konzepte“. Doch schwierige Umstände wie die derzeit kaum kalkulierbaren Preise auf dem Bausektor, steigende Bauzinsen sowie die beginnende Wirtschaftskrise hätten die Pläne ausgebremst. Kreuzer: „Wir beobachten und sondieren aber weiter, behalten alle Optionen im Blick.“
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Bis eine Lösung gefunden ist, bleibt die Villa auch nicht sich selbst überlassen. Die Stadt kümmert sich um den Erhalt der wertvollen Immobilie, sichert die Substanz und führt alle notwendigen Instandsetzungsarbeiten durch. So wurden beispielsweise vor kurzem, listet Kreuzer auf, Haustechnik und Dach repariert. Jetzt werden noch die alten Holzfenster geschliffen und lackiert. Die finanziellen Mittel dafür nimmt die Verwaltung aus dem „Instandhaltungstopf“, der in jedem Jahr für Arbeiten an allen städtischen Gebäuden zur Verfügung steht.
Ist eine neue Nutzung gefunden, soll die Villa umfangreich saniert werden
Eine umfangreiche Sanierung der Villa Küster soll erst dann angegangen werden, wenn ein konkrete neue Nutzung feststeht und die Arbeiten darauf abgestimmt werden können. „Dann wird sich auch klären, wie mit den späteren Einbauten, dem Aufzug und den behindertengerechten Bädern, umgegangen wird.“
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Und verlassen ist die alte Unternehmer-Villa auch nicht: Im Auftrag der Stadt sind „Hauswächter“ in das Haus eingezogen. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sind nicht nur für den schönen Blumenschmuck im Eingang verantwortlich. Vor allem passen sie darauf auf, dass es nicht zu Vandalismusschäden kommt. Und bei Bedarf, so Kreuzer, „können wir aber auch schnell wieder auf die Immobilie zurückgreifen“.