Gladbeck. Drogen, Lärm, aggressives Verhalten: Der WAZ-Artikel über problematische Stellen in Gladbecks Innenstadt hat aufgewühlt. Weitere Stimmen dazu.
Es gibt Straßen und Bereiche in Gladbecks Innenstadt, wo sich Bürgerinnen und Bürger nicht mehr richtig wohl fühlen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich – es geht dabei um Drogen, auch das Dealen mit Drogen, um ruhestörenden Lärm und um Menschengruppen, die sich latent aggressiv verhalten.
Nach vielen Gesprächen mit Bürgern über die Situation hat die WAZ Gladbeck das Thema in einem Bericht aufgegriffen. Und in den sozialen Netzwerken wird nun heftig diskutiert über Gladbecks schlimme Ecken. Doch auch Leserbriefe und Stellungnahmen dazu erreichen die Redaktion.
So kann man mit Problemen in Bereichen der Gladbecker Innenstadt nicht umgehen
„Nein, so kann man mit den Problemen in einzelnen Bereichen der Innenstadt nicht umgehen. Probleme werden zwar bestätigt, aber heruntergeredet“, kritisiert beispielsweise Michael Dahmen (CDU) die Stadt. Drogenproblem? Könne man nicht von sprechen. Bedrohliche Situationen an einzelnen Treffpunkten? Seien der Stadt nicht bekannt. An der Humboldtstraße habe man sogar gemeinsame Einsätze von Polizei und KOD durchgeführt, selbst Streetworker habe man eingesetzt. Leider habe das wenig gebracht.
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Dahmen fragt: „Hören wir solche Äußerungen in den letzten Monaten nicht ständig? Einsatz von Polizei, Ordnungsamt und Sozialarbeit an der Steinstraße 72: Hat bisher nichts gebracht. Einsatz von Sicherheitsdienst und anderen im Freibad: Trotzdem kommt es zu nicht akzeptablen Übergriffen.“
Dabei stellt Dahmen aber auch klar, dass man die Situation an der Humboldtstraße natürlich nicht mit dem im Freibad und am Problemhochhaus Steinstraße 72 vergleichen könne. Wohl aber die Kommunikationsstruktur der Verwaltung. Dahmen weiter: „Wenn ältere Menschen sich an der Humboldtstraße eine seniorengerechte Wohnung suchen, damit sie möglichst lange selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben können, dann brauchen sie unsere ganze Unterstützung. Dass man die Sache mit dem Lärm dann eben hinnehmen muss, ist nicht akzeptabel.“
Stadtgesellschaft funktioniert nur, wenn sich alle an Spielregeln halten
Der Hinweis von Kommunikationschefin Christiane Schmidt, dass sich das Leben von Menschen unterschiedlicher Nationalität und Mentalität abends lange draußen abspiele, sei eine Verharmlosung und gehe an der Problemlage vorbei. Von Menschen, die in Gladbeck eine neue Heimat gefunden haben, könne man sehrwohl erwarten, „unseren gewohnten Tages- und Lebensrhythmus zu akzeptieren. Eine Stadtgesellschaft funktioniert nur dann, wenn sich alle an allgemeingültige Spielregeln halten, auch die Menschen mit unterschiedlicher Nationalität und Mentalität“.
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Und Carsten Gerhold schreibt in einem Kommentar auf der Facebookseite der WAZ Gladbeck: „Unverständlich, dass man seitens der Stadt diese Problematik noch kleinredet. Es erweckt doch nur den Eindruck, als hätte man vor den betreffenden Personen richtig Angst und schreitet deshalb nicht ein.“ Er wünscht sich mehr Polizeipräsenz in der Innenstadt – und auch das „Aussprechen von Platzverweisen“. Dem Dealen auf der Humboldtstraße am Goetheplatz könne man sogar tagsüber zusehen. Jeder sehe das, nur „die Stadt, die Polizei und das Ordnungsamt nicht“.
Beim Knöllchen-Schreiben schnell dabei – aber nur bei „unseren“ Autos
Und weiter: „Aber wenn jemand mal auf dem Marktplatz ohne Ticket parkt, um bei Schollin Brötchen zu kaufen, dann kommen sie mit ihren Tickets aus den Löchern. Aber nur, wenn es sich um „unsere“ Autos handelt.“ Mit so einem passiven Verhalten schaffe man „No-Go-Areas“.
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Und auch für Nutzer Andreas Klink ist es unverständlich, warum die Probleme „so bagatellisiert werden“. Kein Problem für Stadt und Polizei, meint auch Dagmar Hofmann auf Facebook, für die Anwohner jedoch eine Katastrophe. Sie nennt ein Beispiel: „Wenn es zu Eskalationen kommt, bei der tagsüber auf offener Straße (vor Kindern) lautstark eine Person von mehreren anderen Personen mit einem Messer angegriffen wird, sagt die Leitstelle der Polizei, man solle bitte „mal eben hingehen und nachsehen, ob „die“ auch wirklich noch da sind, man könne ja keine Streife „umsonst“ rausschicken!“.
Auch in den Anliegerstraßen an der Humboldtstraße sei die Lage katastrophal
Die Situation in den Anliegerstraßen an der Humboldtstraße, selbst in den Sackgassen, sei ebenfalls eine reine Katastrophe: Raserei trotz 30er-Zone eigentlich den ganzen Tag über. Und wie so oft könnten Stadt und Polizei nicht bestätigen, „was Anwohner ständig reklamieren. Wenn sie es überhaupt noch tun, werden sie doch eh nicht ernst genommen.“ Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen mit einem bequemen Sitzmöbel mal einen Tag in eine der Straßen setzen! Hofmann: „Ich lade herzlich dazu ein und bringe gerne mal eine Tasse Kaffee vorbei.“