Gladbeck. Der Autoreifenwechsel für die kalte Jahreszeit steht an. Händler in Gladbeck sehen sich gerüstet. Aber wie wirkt sich wirtschaftliche Lage aus?
Herbstlich sind die Temperaturen ja schon, und die kalte Jahreszeit steht bevor – mit ihr die Reifenwechsel-Saison. Muss die Kundschaft angesichts gestörter Lieferketten mit Problemen rechnen? Wie wirkt sich die Inflation aus? Reifenhändler in Gladbeck bewerten die Situation.
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Die Betreiber von Werkstätten haben vorgesorgt und gehen gut gerüstet in die Wintersaison. Die Kundschaft könne wohl mit einem reibungslosen Wechsel oder unkompliziertem Neukauf rechnen, lautet der Tenor unter Fachleuten. Aber: Wie in den meisten Branchen ist die Inflation auch in der Auto- und Reifenbranche spürbar. Am Reifen wollen die Gladbecker bisher jedoch nicht sparen.
Gladbecker Händler: „Man hört aus der Industrie, dass es Probleme geben könnte“
Ende September haben nur wenige Autofahrer bereits ihre Winterreifen aufgezogen, Reifenhändler wie Peter Potyka sind für den Ansturm in den kommenden Monaten jedoch gut gewappnet. „Bisher läuft alles rund und man merkt noch nichts von möglichen Lieferschwierigkeiten“, weiß der Inhaber von M&P Reifenservice. Die Lager der Hersteller seien noch gut gefüllt, und auch der Einkauf bei verschiedenen Produzenten garantiere den Gladbecker Kunden, dass sie ihre gewünschten (Winter-)Reifen bekommen.
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Die saisonale Bevorratung reicht für diesen Winter auch aus Sicht von Experte André Alexander Stawinski vom Vergölst Reifen- und Autoservice aus. Wie die Lage im kommenden Jahr oder bei einem sehr harten und langen Winter aussieht, sei dagegen noch nicht absehbar.
„Man hört aus der Industrie, dass es Probleme geben könnte. Es ist noch unklar, wie sich das hier auswirkt“, blickt Stawinski in eine ungewisse Zukunft nach dieser Wintersaison. Bereits jetzt müssten er und sein Team Lieferengpässe und lange Wartezeiten für andere Autoteile, zum Beispiel bei der Elektronik, überbrücken. „Bisher sind die Probleme nur punktuell, die können wir durch verschiedene Lieferanten und Produzenten noch händeln“, sagt Stawinski zuversichtlich.
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Wie in fast allen Bereichen ist auch die Autoindustrie – infolgedessen auch die Reifenbranche – von der Inflation und von Teuerungen durch die Energiekrise und den Ukrainekrieg betroffen. „Die Preise steigen europaweit, bei uns auch. Das ist halt überall so, da machste nix“, fasst Fabian Schreiber, Mit-Inhaber der Reifenscheune Gladbeck, pragmatisch zusammen. Zu den höheren Preisen für das Endprodukt Reifen komme etwa auch der höhere Preis für Sprit im Transport oder für Europaletten, auf denen die Reifen transportiert werden. Dass Industrieruß, der in den Reifen verarbeitet wird, bisher häufig aus Russland kam, ist ein Faktor, der sich in Lieferengpässen oder Teuerungen widerspiegeln könnte. Peter Potyka rechnet mit einem Preisanstieg von zehn bis 15 Prozent. Man sei aber bemüht, dies abzufedern.
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Dass Kunden wegen teurerer Reifen auf ihren alten Modellen weiterfahren, bemerken die Gladbecker Reifenhändler nicht. „Wenn die Reifen runtergefahren sind, sind sie runtergefahren“, betont Fabian Schreiber die Alternativlosigkeit eines regelmäßigen Reifenwechsels. Spätestens, wenn die nächste Kontrolle oder die Prüfung durch den TÜV ansteht, müssten abgefahrene Reifen ausgetauscht werden. Statt an den Reifen sparen derzeit aber einige Kunden an den Felgen. „Das ist dann eher der Luxus, über den man dreimal nachdenkt“, berichtet der Inhaber der Reifenscheune.
Von Oktober bis Ostern?
Dass der Reifenwechsel im Oktober und an Ostern erledigt werden soll, ist im Volksmund als Regel „O bis O“ bekannt; rechtlich relevant ist diese Faustregel jedoch nicht.
In Deutschland gibt es eine sogenannte situative Winterreifenpflicht: Winterreifen sind laut Straßenverkehrsordnung bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte” vorgeschrieben. Reifenhändler André Alexander Stawinski empfiehlt: „Wenn die Temperatur unter sieben Grad fällt, sollte ich eine Winterbereifung aufziehen.“
Autofahrern, die bei winterlichen Wetterverhältnissen mit Sommerreifen unterwegs sind, droht ein Bußgeld von 60 Euro und ein Punkt in Flensburg. Bei Unfällen mit falscher Bereifung können etwa wegen grober Fahrlässigkeit Leistungen in der Kaskoversicherung gekürzt werden.
Weil vielen Autofahrern das halbjährliche Wechseln der Autoreifen zu aufwendig ist, steigen immer mehr Kunden auf Allwetterreifen um, so André Alexander Stawinski. Der Experte erklärt: „Wer 15.000 bis 20.000 Kilometer jährlich fährt, sollte zwei Reifensätze haben und sie saisonal wechseln. Darunter kann man auch gut mit Allwetterreifen fahren, die sind mittlerweile sehr gut.“