Gladbeck. Gladbecker Marcus Watolla legt sein zweites Buch „Süßsauer“ vor. In 34 Geschichten blickt er in die kleinbürgerliche Seele – mit Würze und Witz.

Marcus Watolla hat sein zweites Buch mit Kurzgeschichten herausgebracht. „Süßsauer“ bietet einen Nachschlag der bissigen, satirischen und lustigen Erzählungen des Hobby-Schriftstellers aus Gladbeck.

Auch interessant

Die Überraschung kam zum Weihnachtsfest. Nichte Celine hatte hinter Marcus Watollas Rücken Kontakt zu seiner Verlegerin aufgenommen und konnte ihrem Onkel unter dem Christbaum mitteilen, dass seine Erstauflage „Bittersüß“ nicht nur weiterverlegt wurde, sondern es zudem einen Auftrag für ein zweites Buch gab. Die „witzig-satirischen Alltagsgeschichten“ sollten in die Verlängerung gehen.

Gladbecker Marcus Watolla: „Ich schreibe aus dem Leben“

Nun, neun Monate später, sind sie da. 34 Erzählungen auf 165 Seiten, mal kurz und prägnant, andere etwas aufwändiger. Der Titel lautet „Süßsauer“, denn Watollas Werke sind weiterhin von unterschiedlicher Würze. „Ich schreibe aus dem Leben, Sachen, die mir passiert sind oder passieren könnten“, sagt der 50-jährige Autor, der hauptberuflich in der Teamassistenz für das Referat Vergabe- und Vertragswesen von Straßen NRW arbeitet.

Auch interessant

Und genau in dieser Nähe zum Alltag „ganz normaler Menschen“ sieht er den Erfolg seiner Kurzgeschichten. „Sich vor dem Schlafengehen noch mal ablenken oder locker lachen“, das tut er, das sollen seine Leser tun.

Lesen Sie auch:

Watollas Beobachtungen legen mit Witz Finger in die Wunden der kleinbürgerlichen Seele. Da entlarvt er schon mal die Pseudo-Naturliebhaber, die sich beim ersten Regenschauer schnell wieder in die warmen vier Wände verziehen; oder die Biedermänner, die bei einem ärmlich gekleideten jungen Mann mit Spitzbart und Schrottauto sofort einen Einbrecher vermuten, obwohl er der neue Pastor ist. Außer geschwätzigen Nachbarn gibt es durchaus auch nervende, die penibel die Hecke stutzen und an allem etwas auszusetzen haben. Nur im Traum schafft es der Protagonist, sich diesem Herrn George mutig entgegenzusetzen, dann – plötzlich! – wird Aggression daraus; und auf wundersame Weise scheint sich der Traum in der Realität zu bestätigen. Aus blauen Flecken wird Mord. Da bleibt dann das Lachen etwas im Halse stecken. Das „schimpfende Ungeheuer“, seine Ehefrau, die ihn als „Waschlappen“ verspottet und zur Aktion gedrängt hatte, könnte durchaus das nächste Opfer werden.

Die Nichte als Muse

Vielleicht gibt es bald wieder die Gelegenheit, Marcus Watolla zu hören. Eine Bewerbung beim Kulturzentrum Hof Jünger in Kirchhellen läuft, das sollte es in diesem Herbst noch klappen.

Nichte Celine wird möglichst dabei sein. Die heute 20-jährige ist definitiv Watollas Muse geworden und für einige Geschichten auch direkte Ideengeberin. Ihr ist sein zweites Buch gewidmet, „für meine Tochter im Geiste“.

Marcus Watolla, „Süßsauer“, Witzig-satirische Alltagsgeschichte; ISBN: 978-3-96174-109-0, August 2022; VK: 11,95 Euro, Edition Paashaas Verlag, www.verlag-epv.de

Die Frauen in Watollas Erzählungen sind etwas stereotyp, schöne Frauen werden geheiratet und entpuppen sich während der Ehe zu lockenwicklertragenden Monstern. Im Haus sind sie die Herrinnen, es wird gefeiert, wenn sie sich herablassen, mit Reizwäsche den Abend zu verschönern. Mann ist glücklich, wenn er sich nicht als Weichei fühlt. Da wird mit Sexspielzeug eine Brandkatastrophe ausgelöst, oder es werden Autos geheiratet.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++

Nicht immer ist ersichtlich, ob es dem Ich-Erzähler ernst ist. Oder ob er sich und den Leser auf den Arm nimmt. Auf jeden Fall kann Watolla auch tiefgründig, sinniert über das Glück und das Leben, über Gewichtung von Positionen und den Sinn von Wünschen. Manchmal geht Watolla das Schreiben leicht von der Hand, da kommen schon mal sechs Geschichten am Stück zustande. Dann wieder monatelang gar nichts. „Während der Corona-Zeit hat sich daran gar nichts geändert.“

Auch interessant

Allerdings fehlen ihm die Lesungen vor Publikum. „Ich liebe es, meine Geschichten selbst zu präsentieren, dann kann ich mit Betonung, Mimik und Gestik Einfluss auf die Wirkung nehmen und auch sofort spüren, wie es ankommt.“ Daraus ziehe er durchaus Ideen für kommende Werke.

Weitere Berichte und Meldungen aus Gladbeck lesen Sie hier.