Gladbeck. . Der Gladbecker Autor Marcus Watolla legt sein erstes Buch vor. 27 Kurzgeschichten drehen sich um die Katastrophen des Alltags.

Er ist ein Spaßvogel. Kein grimmiger, vielmehr ein in sich ruhender. Immer mit einem Schmunzeln um die Mundwinkel. Doch Marcus Watolla kann auch anders. Bei öffentlichen Lesungen zieht er vom Leder, dreht auf und lässt schon mal den Krawallbruder der Szene heraus.

Im Gespräch aber ist der 43-Jährige ganz zahm. Warum auch nicht? Schließlich promotet der Gladbecker Junge – „ich komme aus Ost!“ – sein erstes eigenes Buch. „Bittersüß“ heißt der Band, in dem 27 Kurzgeschichten – ja, manche sind nur eine Seite lang – den geneigten Leser amüsieren sollen. Dabei zeigen die schrägen Darsteller der kleinen Storys und die angelegten Handlungsstränge viel Humor. Der dann gerne auch mal rabenschwarz sein kann.

Das Schwatte zwischen den Zeilen kommt noch aus der literarischen Vergangenheit von Marcus Watolla. Zehn Jahre ist es her, da schrieb er vor allem für Anthologien, also Sammlungen von Geschichten. Der Inhalt seiner kleine Stücke war vor allem düster. „Ja, damals war ich auf der Schiene von H.P. Lovecraft und Edgar Allen Poe.“ Horror, Grusel, Fantastisches, das waren seine Gebiete, auf denen er die literarischen Messer wetzte. Die dunklen Zeiten sind längst passée. Der Grund: Bei Lesungen hat er schlichtweg gemerkt, dass seine Storys viel besser beim Publikum ankamen, wenn sie lustig waren. „Das war äußerst befreiend, zudem konnte ich Autobiografische einflechten.“

Erlebtes und eine lebhafte Fantasie

Tja, und „jetzt geht’s nur noch um satirisches Zeugs“, scherzt der gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte, der schon länger als Sekretär bei Straßen.NRW in Gelsenkirchen arbeitet. Ein Berufswechsel, der ihm gut bekommen ist. „Die Bezahlung ist im öffentlichen Dienst besser und es ist entspannter.“ Dabei legt er Wert darauf, dass seine kleinen Wort-Pretiosen nicht in der Arbeitszeit entstehen.

Vielmehr sind es Begegnungen im Alltag, die ihn Stift und Notizblock hervorholen lassen. Die Geschichten entstehen letztlich überall. „Vieles ist nah am eigenen Leben, zudem habe ich eine lebhafte Fantasie.“ Es sind vor allem die Menschen, die ihn interessieren. So ergeben sich aus den Begegnungen – gewollt oder nicht gewollt – eben Storys, „die ich schön überspitzen kann“. Es sind viele, denn „ich produziere fast täglich Geschichten“.

Es geschieht viel Abstruses und Groteskes

Die schreibt er dann am Stück runter, legt sie für einen Tag weg, um mit einer gewissen Distanz später drüber zu gucken. „Aber eigentlich ist ja eine Geschichte nie richtig fertig“, bemerkt er augenzwinkernd und kommt dann doch wieder auf die 27 veröffentlichten Kurzgeschichten zu sprechen. „Ich garantiere dem Leser eine echtes Lesevergnügen, wenn er in meinen Wahnwitz des Alltags eintaucht, in dem viel Abstruses und Groteskes geschieht.“

Kein Wunder, die meisten Geschichten sind bereits auf öffentlichen Lesungen geprüft und für gut befunden worden. Da geht es denn um ein technisch außer Kontrolle geratenes Handy, um die eigene Frau am Steuer eines Autos, aber auch um ein Stofftier, das – man lese und staune – gestalkt wird. Unterstützung findet der Autor als Mitglied im Verein Leuchtfeder. Dessen Vorsitzender Harry Michael Liedtke hat auch den Verlag für Marcus gefunden, kümmert sich zudem um Auftrittsmöglichkeiten und gibt weitere Unterstützung. Zudem sorgten seine Autorenkollegen für den Spitznamen. Sie nennen ihn „Watollstoi“. „Da bin ich stolz drauf, schließlich wird man nicht jeden Tag mit einem Literaten der Weltgeschichte verglichen“, sagt Watolla – und zeigt dabei sein Mundwinkelgrinsen.

Lesung im Stilbruch 

„Bittersüß“ von Marcus Watolla erscheint im Hattinger Paashaas Verlag (ISBN 978-3-945725-08-5), es kostet 8,90 Euro. Große Unterstützung erfährt Watolla – wie alle Mitglieder – vom Verein Leuchtfeder e.V.. Vorsitzender dieses Kulturfördervereins ist Harry Michael Liedke. „Wir sind für die Künstler da, denn vereint ist man stärker.

Das Kulturnetzwerk sorgt auch für öffentliche Auftritte. Die nächsten Lesungen in der Nähe hat Marcus Watolla am 23. Februar im Stilbruch an der Rentforter Straße 58 (19.30 Uhr) und am 28. Februar im Mülheimer Fünte, Gracht 209, literarische Winternacht (19 Uhr), mit dabei ist der Singer-Songwriter Florian Nienerza.