Gladbeck. Der Gladbecker Matthias Hilbert hat ein neues Buch herausgebracht. In „Gottfinder“ erzählen 14 Dichterporträts von Lebenswegen zum Glauben.

Manchen Menschen ist der Glaube an Gott in die Wiege gelegt. Zu jenen gehört auch Matthias Hilbert aus Gladbeck. Doch es gibt eben auch andere. Bekannte Persönlichkeiten zweifeln und zagen, manche begeben sich auf den steinigen Weg der Suche. Hilbert taucht in seinem neuen Buch „Gottfinder. Dichter-Bekehrungen durch die Jahrhunderte. Vierzehn Dichterporträts“ ein in die Lebensgeschichten berühmter Wort-Künstler wie Karl May und Dorothy L. Sayers. Der Blick ins Private ist eine ebenso spannende Lektüre wie die Bestseller.

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Es bewahrheitet sich der Spruch: „Gottes Wege sind unergründlich.“ Bereits die Mutter des literarischen und exzentrischen Amateurdetektivs Peter Wimsey überrascht. Hilbert hat das Sayers-Kapitel überschrieben mit „Krimi-Lady mit theologischem Scharfsinn“. In ihren christlichen Dramen setzt sich die Autorin mit Glaubensfragen kritisch auseinander.

Der Gladbecker Autor Hilbert wurde durch sein gläubiges Elternhaus geprägt

Eine Parallele zu Matthias Hilbert fällt auf: Auch der Vater der Autorin war ein Geistlicher. Doch während der Gladbecker sagt, das fromme Elternhaus habe ihn geprägt, nimmt Sayers Leben einen anderen Verlauf. Eine Liaison mit einem verheirateten Mann, aus der ein Kind hervorging, war ein einschneidendes Ereignis. Die gläubige, engagierte Pastorentochter blieb zeitlebens eine überzeugte Christin, verschloss jedoch nicht die Augen vor gesellschaftlichen Problemen. Themen wie Habsucht in der Geschäftswelt, eine der „sechs anderen Todsünden“, scheinen bis dato an Aktualität nichts eingebüßt zu haben.

Hilberts Credo: „Glaube ist nicht anerziehbar.“ Als ein Beispiel dafür mag Aurelius Augustinus dienen, ausgerechnet jener Mann, der später als „Kirchenvater“ in die Historie einging. Dessen Mutter war eine „eifrige, fromme Christin“, entsprechend erzog sie, so Hilbert, ihren Sohn. „Dass er auch eines Tages (...) Christus liebgewinnt und ihm bewusst nachfolgt, das ist ihr sehnlichster Wunsch. Dafür betet sie unter Tränen Tag und Nacht.“ Allerdings wird das Flehen nicht erhört – wenigstens erst einmal nicht. Augustinus ist ein Lebemann „voll leerer Eitelkeit“. Als er jedoch den Predigten des Bischofs Ambrosius lauscht, wendet sich das Blatt.

Blick in die Biografie

Matthias Hilbert, Jahrgang 1950, verbrachte seine Jugend im ostfriesischen Leer, zog im Jahr 1976 nach Gladbeck. Er unterrichtete Jahrzehnte vor allem Religion, Deutsch und Geschichte an Haupt- und Grundschulen in Gelsenkirchen.

Seit seinem Eintritt in den Ruhestand widmet sich Hilbert seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Er brachte bereits unter anderem die Titel „Fromme Eltern – unfromme Kinder?“ und „Gottsucher – Dichter-Bekehrungen“ heraus. Der neu erschienene Band „Gottfinder. Dichter-Bekehrungen durch die Jahrhunderte. 14 Dichterporträts“ ist im Steinmann-Verlag erschienen. Das Buch kostet 16,80. ISBN: 978-3-927043-83-1

Im Leben von Paul Claudel ist es ebenfalls ein Ereignis, das sein Leben verändert. In Notre-Dame-de-Paris widerfährt dem Franzosen ein spirituelles Erlebnis: „Im Nu wurde mein Herz ergriffen, ich glaubte“ – und zwar mit solch einer Gewissheit, dass kein Raum für Zweifel blieb. Dieser Glaube findet in Claudels schriftstellerischem Schaffen Ausdruck.

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Hilbert skizziert nicht nur Lebensläufe von Rebellen, Skeptikern und standfesten Christen mit vielerlei Facetten. Der Gladbecker beleuchtet auch soziale Umstände, stellt die Persönlichkeiten in einen gesellschaftlichen, politischen Kontext. Der Dichter Willy Kramp erblickte nach dem ersten Weltkrieg das Licht der Welt, näherte sich – mit eigenen Worten gesagt – in kleinen Schritten der christlichen Offenbarung. Doch Kramp wird auch in eine Weltkriegs-Epoche hineingeboren, erlebt erschütternde Situationen unterm Hakenkreuz, die „Atmosphäre des Bösen“. Der Glaube schärft Kramps Blick für das Unheil, das unter Hitler über die Deutschen kam.

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