Gladbeck. Das Projektteam für das touristische Großprojekt Gladbecker Haldenwelt verrät Details. Darunter eine Riesenrutsche und ein Mountainbike-Paradies.
Was in der Gladbecker Haldenwelt entstehen und geboten werden soll, hat Projektmanager Achim Mirosavljewitsch der WAZ bereits im Groben vorgestellt. Stadtbaurat Volker Kreuzer nennt jetzt weitere Details, die die Besucher anlocken und begeistern sollen. Ein überraschendes Highlight entsteht auf der Halde Mottbruch, der mit 88 Metern größten Erhebung im Gesamtkonzept: „Eine Bergrutsche, die über eine Länge von 150 Meter vom Haldentop bis zum Übernachtungsbereich hinunter führt“.
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Eine Riesengaudi, die allen Besuchern offen stehen soll, und so auch zum Ausflugsmagnet für Groß und Klein werden kann. Passend zu den übergeordneten Konzept-Themen Freude und Heiterkeit, die in der neuen Haldenwelt erlebbar werden sollen. Auf dem Luftbild der WAZ ist die Rutschenschneise, die in hellerem Grün schnurgerade durch Büsche und Bäume hinabführt, gut zu erkennen. „Wir haben ein ganzes Portfolio an Ideen gesammelt, und jetzt stehen die Entscheidungen, was auf den vier Halden entstehen soll“, sagt Volker Kreuzer, wobei sicher hier und da noch an kleineren Einzelheiten gefeilt werde.
Mit den passenden Förderprogrammen wird schnell losgelegt
„Wir mussten uns entscheiden, was wir ganz sicher umsetzen wollen, um jetzt die passenden Förderprogramme herauszufiltern, damit wir dadurch die finanziellen Mittel haben, um so schnell wie möglich loslegen zu können“, ergänzt Projektmanager Mirosavljewitsch. Unterstützung im Fördermittel-Dschungel wird von NRW.Urban erwartet, der ehemaligen Landesentwicklungsgesellschaft, die Kommunen beim Strukturwandel unterstützt. Ziel sei es, führt Baurat Kreuzer weiter fort, dass das Konzept für die Mottbruchhalde als zentraler Dreh- und Angelpunkt der „Braucker Alpen“ bis zur IGA möglichst komplett fertig werde. Und 2027 ist nicht weit entfernt, wenn zuvor Förderanträge gestellt, EU-weit Wettbewerbe ausgeschrieben werden müssen. Mit dem Ziel, Investoren, (Landschafts)Architekten und Künstler zu gewinnen, um die vorgesehenen Pläne mit ihnen umzusetzen.
Windrad ist kein Hindernis für die Mottbruch-Pläne
Das juristisch mit Klage der Stadt umkämpfte Windrad auf der Mottbruchhalde stört die Pläne zur Umgestaltung der Halde nicht. Dies mag überraschen, da zuvor durchaus argumentiert worden war, dass die Steag-Energiemühle die Entwicklung der Haldenlandschaft blockiere.
Vielmehr (und trotz weiter laufender Klage) hat das Projektteam der Stadt jetzt vor, die Steag in die Umgestaltungspläne einzubeziehen. Der Störer Windrad soll in die Gestaltung integriert werden, über Spiegelinstallationen, die optische Überraschungen und Fotomotive bieten.
Ein Hingucker soll auch die Übernachtungsmöglichkeit werden, mit Gebäuden, die sich in die Landschaft des Haldenplateaus einfügen, - dort, wo einst der Schüttbunker für den auf der Halde auszubringenden Bergbau-Abraum stand. Eine Unterkunft mit landschaftlichem Charme, da sie in direkter Nachbarschaft zu dem alten Regenrückhaltebecken entsteht, das als Teichareal ausgestaltet werden soll. Ob die Unterkünfte Tiny Houses, etwas in Richtung Pfahlhäuser-Hotel oder etwas anderes werden, bleibt abzuwarten – das wird der auszuschreibende Wettbewerb ergeben. Das Projektteam ist zuversichtlich, dass es Interessenten geben wird, „die das Potenzial des Standortes sehen“. Denn die Haldenwelt sei beispielsweise auch interessant für übernachtende Schüler- oder Jugendgruppen, die über eine direkte Brückenanbindung vom „Halden-Hotel“ auch den vor der Fertigstellung stehenden Sportpark Mottbruch als integrativem Bestandteil des Konzeptes nutzen können. Mit verschiedenen Möglichkeiten zu Aktivitäten, etwa auf dem Volleyballfeld oder der großen Rasenfläche.
Für Übernachtungsgäste kann ein vielfältiges Erlebnispaket geschnürt werden
Nicht nur für Jugendgruppen könnten ganze Erlebnispakete geschnürt werden. Denn von der Mottbruchhalde mit alpinem Charakter werden ja Brücken zu den Nachbarhalden geschlagen. Etwa der Halde 22, die vor allem Mountainbiker anziehen soll. Die Gladbecker Haldenwelt ist ja Bestandteil des Haldentrails des Regionalverbands Ruhr (RVR), der städteübergreifend von Ost nach West und Nord nach Süd (bzw. umgekehrt) über Halden im Ruhrgebiet führt. Mit einer verbindenden Gesamtstrecke und individuellen Abfahrten für Mountainbiker oder BMer auf den jeweiligen Halden. Der RVR habe so großes Interesse an kostengünstigen Übernachtungsmöglichkeiten für Radtrail-Touristen in Gladbeck mit seiner dazu zentralen Lage (etwa auch hinüber zum Skifahren in Bottrop), so Kreuzer. Die sich dann künftig auch auf der Halde 22 austoben können (ebenso Downhill Skater). „Dafür werden noch zu beauftragende Profis Strecken gestalten. Für Anfänger bis zur höchsten, auch wettkampftauglichen Schwierigkeitsstufe“, so Mirosavljewitsch.
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Etwa in der Mitte der Halde 22, wo Wege sich in einem kleinen Tal kreuzen, sei ein weiteres Highlight vorgesehen. Ein zu modellierendes Areal, das Mountainbikern wie BMXern Sprünge und Kunststücke ermöglicht, mit Verweilmöglichkeit (auch Toiletten) für weitere Haldenweltbesucher als interessierte Zuschauer. Apropos: Die Gladbecker Alpen sollen zur Naherholung allen interessierten Bürgern möglichst barrierefrei zugängig sein. Daher wird ein alle „Hügel“ verbindender, befestigter Hauptweg von 2,80 Metern Breite mit möglichst geringer Steigung angelegt, der Zugang zu den diversen Aussichtspunkten auf den „Gipfeln“ und freilich auch zu den „Higlights“ bietet. Mirosavljewitsch: „Vorgesehen ist auch eine mietbare umweltfreundliche motorisierte Transportmöglichkeit, wie beispielsweise elektrobetriebene Rikschas.“
Deutschlands heißeste brennende Halde wird auch thematisiert
Verbunden werden die Gladbecker Halden über Brücken, teils mit getrennter Nutzung, damit sich Radler oder Fußgänger nicht in die Quere kommen. Die kleinere, baumbestandene Halde 19 im Süden wird zur Kunsthalde unter dem Motto „Licht und Schatten“. Renommierte Künstler sollen mit Werken durch ein Kuratorium gewonnen werden. Solarleuchten dann in der Nacht die Kunst beleuchten. Die kleine Halde in Brauck, nördlich von Mottbruch, wird ein besonders heißes Thema aufgreifen: Das der brennenden Halden. Ist sie doch quasi die kleine Schwester der direkt westlich benachbarten Moltkehalde, der heißesten Halde Deutschlands, in deren Inneren alter, selbst entzündeter kohlehaltiger Abraum mit bis zu 260 Grad schwelt. Der Zugang zur Halde soll als Stollen mit einer Simulation der brennenden Halde gestaltet werden. Der Naturschutz und seltene Flora wie Fauna auf den Halden soll auch berücksichtigt, gegebenenfalls Ausgleichsflächen geschaffen werden.
Ehrgeizige Projekte, „die über die IGA hinaus nach und nach realisiert werden“, so Baurat Kreuzer – und die quasi die Abfall-Halden des Ruhrgebietsbergbaus zum touristischen Kleinod in Gladbeck werden lassen. Als wichtiger Punkt im Haldenwelt-Zeitplan werde nun auch ein Internet-Auftritt realisiert, der das Projekt vorstellt und auf die Wettbewerbe für Landschaftsarchitekten oder Künstler hinweist.