Gladbeck. Die Westflanke der „brennenden“ Moltkehalde in Gladbeck wird mit einer meterdicken Erdschicht abgedichtet. Weitere Sanierungsschritte folgen.
Später als noch vor wenigen Tagen angekündigt – nämlich erst im kommenden Herbst – wird eine weitere Sanierung der „brennenden“ Moltkehalde in Gladbeck direkt an der B 224/Ecke Kösheide starten. Und die Gesamtsanierung wird länger dauern als gedacht. „Wir beginnen zunächst mit einem ersten Schritt“, erklärte RAG-Sanierungsmanager Ulrich Ostrawsky vor dem Planungs- und Umweltausschuss, „hoffentlich vor dem 1. Oktober“. Nur eines sei klar, sagte er: „Wir müssen handeln.“
Denn bei den ständigen Kontrollen habe sich gezeigt, dass die Temperaturen im Innern der Bergehalde an zwei Messstellen der Westflanke (das ist die Seite direkt an der B 224) deutlich angestiegen sind. „Wir haben hier ein dynamisches Brandverhalten“, sagte der Experte. Will heißen: Seit einem Jahr steigen die Temperaturen kontinuierlich an. Lange lagen sie in den weiter vorhandenen Brandnestern stets bei eher unbedenklichen 120 Grad – an einem Messpunkt waren es zuletzt aber 240, an dem zweiten sogar mehr als 300 Grad.
Eine meterhohe Erdabdeckung wird auf die Westflanke gebaut
Generell stellt sich die RAG Montan Immobilien GmbH eine umfassende und großflächige Sanierung der Haldenwestseite vor – mit einer riesigen Material-Überdeckung, die die Sauerstoffzufuhr unterbrechen und die Glut ersticken soll. Ähnlich wie im östlichen Teil, „da hat das gewirkt“, so Ostrawsky. Große Teile der Westseite sollen meterdick mit 100.000 Kubikmeter Material – im unteren Teil bis zu 26 Meter stark – bedeckt werden. Folge: Dadurch wird der Haldenfuß 25 bis 28 Meter breiter und damit den heutigen Lauf des Wittringer Mühlenbachs überschütten.
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All dies brauche noch Zeit zur genauen Planung, weil die RAG mit der Emschergenossenschaft über eine Verlegung des Bachlaufes sprechen müsse, mit der neuen Bundesautobahn GmbH über Auswirkungen auf den Ausbau der direkt benachbarten B 224 zur A 52 und mit der Stadt über Anbindung des Gewerbeparks Brauck, die lange über einen „Elefantenrüssel“ am Fuße der Halde geplant war. Inzwischen denkt die Stadt allerdings über eine Anbindung über die Kösheide und die Welheimer Straße nach.
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Noch sind viele Fragen zum Kampf gegen die Haldenglut ungelöst
Probleme bereitet der RAG auch die Andienung der Baustelle – das Erdmaterial wird per Lkw angeliefert. Derzeit überlege man eine Anfahrt über die Kösheide und dort (Höhe Welheimer Straße) eine neue Zuführung auf die Halde. „Aber das ist noch alles ungelöst“, so Ostrawsky. Auch welches Material man zur Abdeckung nehme, sei noch nicht entschieden. Bis April wolle man aber die Pläne bei den Genehmigungsbehörden einreichen – zumindest für einen ersten Sanierungsschritt an der Westflanke.
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In diesem ersten Schritt sollen dort nunmehr im Herbst schon einmal rund 10.000 Kubikmeter im mittleren Bereich zwischen der ersten und zweiten Berme – das sind die Wege um die Halde – abgedeckt werden. Diese Arbeiten, so Ostrawsky auf WAZ-Nachfrage, werden sechs bis zehn Wochen dauern. Die Bäume und Sträucher in diesem ersten Teilbereich wurden bereits abgeholzt. Wann die hauptsächliche Sanierung beginnt, sei allerdings noch ungewiss, so der RAG-Experte weiter.
Bis 1976 geschüttet
Die „brennende“ Moltkehalde an der B 224 wurde bis 1976 geschüttet. 4,5 Millionen Kubikmeter kohlehaltige Berge landeten dort, meist aus den benachbarten Moltke-Schächten 3 und 4, die 1971 schlossen. Obwohl direkt neben Moltke 3/ 4 gelegen, heißt die Halde in den Akten der Ruhrkohle Moltkehalde 1.
Die Halde, die inzwischen an den RVR ging, zählt mit 65 Metern Höhe zu den höheren Halden des Ruhrbergbaus. Sie steht bis zum Abschluss der Sanierung noch unter Bergrecht, soll aber künftig für die Naherholung geöffnet werden.