Bottrop. Der Regionalverband Ruhr hat für den Halden-Trail durchs Revier mit zwei Bottroper Halden Großes vor. Darum findet die Stadt das nicht nur toll.

Für den Regionalverband Ruhr (RVR) hat die Halde Haniel in Bottrop großes Potenzial für ein Mountainbike-Trailcenter, das dann in eine neue Fahrradroute kreuz und quer durchs Ruhrgebiet eingebunden wird. Die RVR-Planer arbeiten schon länger an einer Machbarkeitsstudie für diesen so genannten Halden-Trail Ruhr. „Hinter diesem Arbeitstitel verbirgt sich die Idee einer freizeittouristischen Gravel- und Mountainbikeroute, welche über die attraktiven Halden der Metropole Ruhr führen soll“, erklärte RVR-Beigeordnete Nina Frense in einem Schreiben an die Stadt.

Die beschilderte Mountainbike-Route durchs Revier soll außer für Gravelbiker auch für sportliche Tourenradfahrer geeignet sein, berichtete Bottrops Beigeordneter Klaus Müller. Dabei genießt die Haniel-Halde für den RVR höchste Priorität. Mindestens drei neue Trials wollen die Ruhrgebietsplaner für die Biker auf der Bottroper Halde bauen und sie zu einem Mountainbike-Hotspot machen. Die schon vorhandenen Haldenwege dienen dabei nur als Verbindungen zwischen den BMX-Pisten.

Eine 600 Meter lange Abfahrt an der Südflanke der Tetraeder-Halde

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Auch die Halde an der Beckstraße haben die RVR-Planer als Standort des Halden-Trails Ruhr im Blick. Auf der Bottroper Tetraeder-Halde wollen sie mindestens einen neuen Trail anlegen und auch die vorhandenen Wege nutzen. Dabei soll an der Südflanke der Halde eine etwa 600 Meter lange Abfahrt neu gebaut werden. Eine Radroute führt über das Gelände zwischen die Alpincenter-Halde und die Tetraeder-Halde hindurch dorthin. Dann müssen die Radler die Tetraeder-Halde umkurven, um an der Beckstraße hinauf zu kommen.

Mit der Ausarbeitung der Machbarkeitsstudie hat der Regionalverband das Unternehmen Bike Projects aus Düsseldorf beauftragt. Erste Pläne liegen der Stadt inzwischen vor. Ihre Fachleute sind dabei zu klären, welche Auswirkungen die neuen Radpisten auf das Leben auf den Halden haben dürften. „Insbesondere mögliche Konfliktbereiche mit Fußgängern sind in der nächsten Planungsphase zu bewerten und Lösungen zu finden, wie auch Eingriffe in Natur und Landschaft auf ein Minimum zu beschränken sind“, teilte Klaus Müller bereits mit, und der Bottroper Umweltdezernent macht zur Bedingung: „Dabei sollten bislang von Freizeitnutzungen unbelastete Bereiche weiter geschont werden“.

So ist es geplant: Zwischen der Tetraeder-Halde an der Beckstraße und der Alpincenter-Halde hindurch führt der Halden-Trail Ruhr die Radfahrer nach Bottrop. Dann geht es einmal um die Halde herum bis zur Beckstraße.
So ist es geplant: Zwischen der Tetraeder-Halde an der Beckstraße und der Alpincenter-Halde hindurch führt der Halden-Trail Ruhr die Radfahrer nach Bottrop. Dann geht es einmal um die Halde herum bis zur Beckstraße. © Jochen Tack | Jochen Tack

Bottroper Planer schlagen Strecken für Reiter und Crossläufer vor

Die Bottroper Stadtplaner schlagen darüber hinaus vor, die neuen Pisten nicht nur für Mountainbiker zu reservieren, sondern zum Beispiel auch für Reiter und Crossläufer freizugeben. Sie weisen allerdings darauf hin, dass auf den Halden vor allem viele Spaziergänger unterwegs seien. Die RVR-Planer müssten daher auf jeden Fall dafür sorgen, dass sich die Biker nicht noch mehr mit den Fußgängern in die Quere kommen.

Denn schon jetzt gebe es erhebliche Gefährdungen, weil Mountainbiker die Halden auf wilden Pisten befahren. Das müsse künftig auch mit Hilfe von Kontrollen unterbunden werden, indem Mountainbiker ausschließlich über die geplanten neuen Trails auf den Halden fahren dürfen. Die wilden Pisten in den ökologisch wertvollen Gebieten der Halde müssten ohnehin zurückgebaut werden.

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Das Umweltressort der Stadt macht außerdem klar, dass die beiden Halden in Landschaftsschutzgebieten liegen. Darin gehe der Schutz von Pflanzen und Tieren vor. Anderseits erkennen auch die städtischen Naturschützer an, das die wilden Mountainbiker auf den Halden durch den neuen Halden-Trail besser unter Kontrolle zu bringen sind.

Dabei dürften aber die Anforderungen hinsichtlich des Artenschutzes keinesfalls außer Acht gelassen werden. Denn sowohl die Halde Haniel als auch die Halde an der Beckstraße bildeten einen Lebensraum für zahlreiche schützenswerte Arten.

Auf der Halde Haniel leben stark gefährdete Heuschrecken

Piste für Olympia

Die Stadtverwaltung hatte die Halde Haniel auch schon einmal als Sportstätte für Olympische Spiele 2032 im Ruhrgebiet ins Gespräch gebracht. Dafür sollte die Halde zum Austragungsort für die olympischen Mountainbike-Disziplinen umgebaut werden.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich allerdings für Brisbane in Australien als Austragungsort der Olympischen Spiele 2032 ausgesprochen.

Vor allem die Halde Haniel sei ökologisch von herausragender Bedeutung. An den Hängen gebe es Brutvögel wie Heidelerche, Baumpieper, Bluthänfling, die durch den Bau neuer Mountainbike-Trails gestört würden. Die Halde Haniel sei außerdem ein Rückzugsgebiet für Zugvögel. Das Haldenplateau sowie die Hänge seien Lebensraum für zahlreiche Insekten wie Heuschrecken, Libellen, und Tagfalter. Darunter seine auch besonders geschützte Arten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke und die Blauflügelige Sandschrecke, die beide als stark gefährdet auf der Roten Liste NRW stehen.

Die städtischen Umweltexperten machen klar, dass auch Amphibien wie die Kreuzkröte in den Kleingewässern der Halde Haniel und Reptilien wie die Mauereidechse an den sonnigen Hängen zu finden sind. Kreuzkröten seien auch im Umfeld südlich der Tetraeder-Halde an der Beckstraße anzutreffen und Mauereidechsen nutzten dort vor allem das in der Sonne liegende Haldenplateau. Die Verwaltung rät deshalb, vor dem möglichen Bau neuer Biker-Pisten auf den Bottroper Halden auf jeden Fall den Rat der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet einzuholen.