Gladbeck. Das Fahren mit den im Gladbecker Stadtgebiet verteilten neuen Miet-Elektrorollern macht Spaß. Beim Anmeldeprozess sollte die ELE nachbessern.
In Sachen umweltfreundlicher E-Mobilität hat der regionale Energieversorger ELE in Gladbeck ein neues Angebot geschaffen: den Stadtroller Ella. Kleine, akkubetriebene Flitzer, die deutlich komfortabler sind als die schon länger eingeführten E-Scooter. Denn anders als beim E-Tretroller dürfen zwei Passagiere bequem auf Ellas Sitzbank Platz nehmen. Für die Fahrt sind aber ein gültiger Führerschein (ab A1) und Mindestalter 18 nötig. Der Registrierungsprozess mit der Ella-App braucht zudem Geduld und sollte dringend nachgebessert werden.
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Denn so flott wie die Fahrt bis knapp 50 Stundenkilometern auf Ella möglich ist, ging es beim Praxistest mit der Anmeldung nicht. Die Software ist zwar schnell aus dem App-Store auf dem Handy installiert, das Versprechen auf der Ella-Homepage „einfach auf dein Smartphone laden und nach drei kleinen Schritten bist du schon startklar“, wird aber (noch) nicht gehalten. Grund ist der umfassende Registrierungsprozess, der in der App besser mit einem Erklärungsschreiben starten sollte. Denn steht ein Interessierter irgendwo im Stadtgebiet vor einer Ella, um sich spontan anmelden und losdüsen zu wollen, folgt schnell der Frust.
Für die Registrierung müssen auch Nachweisfotos hochgeladen werden
Grund: Ella verlangt im Registrierungsprozess einige Angaben und Uploads, die man in der Regel wohl nicht sofort parat hat. Und wer dann nicht flott genug ist, kann das Prozedere wieder von vorne starten. Da (wie beim Test geschehen) gegebenenfalls eine Fehlermeldung auftaucht, dass die (erneut) eingegebene E-Mail-Adresse schon vergeben ist. Der User bleibt unsicher zurück, was von dem Registrierungsangaben denn eventuell schon gespeichert ist, oder nicht. Gut, wer dann eine zweite E-Mail-Adresse parat hat. Um diesen Stress zu vermeiden, sollte die App mit einem Begrüßungsschreiben starten, das informiert, was für die Registrierung bereit zu halten ist: Die Führerscheinnummer, die Personalausweisnummer, Kreditkartenangaben mit Sicherheitszahl sowie drei Fotos für den Upload (Führerschein/Ausweis zusammen von vorne, zusammen von hinten und ein Porträtbild mit daneben gehaltenem Führerschein, um abzugleichen, dass Anmelder und Fahrerlaubnisinhaber identisch sind).
Sind dann endlich alle Angaben mit einem grünen Häkchen bestätigt, bleibt der Ella-Roller aber zunächst weiter stehen. Dies, da der Hinweis erfolgt, dass vor der endgültigen Freischaltung nun erst die Identitätsüberprüfung erfolge. „Das kann derzeit noch bis zu einem Tag dauern“, räumt Ella-Projektleiter Dustin Krotki ein. Dann müsste der Start in die E-Mobilität klappen. Es sei denn, es gibt bei der angegebenen Kreditkartenverbindung Probleme (obwohl bei der Registrierung zuvor alles glatt ging). Denn im Praxistest der WAZ folgte auf die positive Begrüßungsmail, dass jetzt der Fahrt nichts mehr im Wege stehe, wenig später eine weniger erfreuliche: Die Abbuchung der Anmeldegebühr (4,99 Euro) habe nicht funktioniert, der Account werde gesperrt, weitere Kosten könnten anfallen. Eine Fehlfunktion, „die nicht am Kunden, sondern am System liegt“, entschuldigt der Projektleiter. Der Fehler sei bislang nur in einer Handvoll Fälle aufgetreten und werde schnell behoben.
Die Tour im Sonnenschein macht auch zu zweit Spaß
Startet die App dann endlich in vollem Umfang, ist wirklich alles komfortabel. Der Nutzer sieht über eine Karte, wo die nächsten Ellas im Umkreis seines Standortes stehen.
Verstöße müssen bezahlt werden
Wer den E-Roller Ella fährt, sollte sich neben dem Fahrvergnügen bewusst sein, dass Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen teuer werden können. Wer den Roller falsch abgestellt, so dass ein Umparken durch das Service-Team nötig wird, zahlt 50 Euro. Wer einen Strafzettel verursacht, wird mit einer zusätzlichen Bearbeitungsgebühr von 15 Euro belastet. Wer gar einen E-Roller außerhalb des Geschäftsgebietes abstellt, zahlt 100 Euro.
Wird der Mietvorgang am Ende der Fahrt nicht ordentlich abgeschlossen (z.B. Beweisfoto über korrekt geparkten Roller) kostet es ebenfalls 15 Euro. Die Beschädigung oder der Verlust eines Helmes wird mit 100 Euro in Rechnung gestellt. Bei verursachten Unfallschäden ist eine Selbstbeteiligung von 500 Euro vorgesehen. Bei unerlaubter Weitergabe des persönlichen Accounts sind 500 Euro zu zahlen. Wie viele Gladbecker seit Einführung im Juli Ella nutzen, konnte die ELE noch nicht mitteilen. Die App sei im Nutzungsgebiet bisher gut 1000-mal heruntergeladen worden.
Eine Reservierung des favorisierten Gefährts (bis zu 15 Minuten) ist möglich, um zum Park-Ort zu gelangen. Mit dem Smartphone wird dann der QR-Code auf dem Roller eingescannt. Bestätigt werden muss, ob der Führerschein dabei ist, auch entdeckte Schäden am Roller können gemeldet werden. Ist das erledigt, entriegelt Ella und gibt auch das Topcase frei, in dem zwei Jethelme ohne Visier (nicht so gut bei Insektenflug oder plötzlichem Regenschauer während der Fahrt) und hygienische Einmalhauben zum Überziehen liegen. Auch auf die Fahrtkosten von 22 Cent pro Minute Fahrtzeit (18 Cent für ELE-Card-Inhaber) und 10 Cent im Parkmodus wird hingewiesen. 20 Minuten sind für die Jungfernfahrt frei.
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Die Tour im Sonnenschein macht auch doppelt besetzt auf Ella Spaß und im Stadtverkehr lässt es sich zügig mithalten. Blinker (lustiger Piepton) und Bremsen funktionieren tadellos. Anders als beim Benzinmotor ist nach Betätigung des grünen Anlassers sofort lautlos die Energie freigeschaltet und steht kupplungslos beim Dreh am Gasgriff zur Verfügung. Das sollte vorsichtig erfolgen, da Ella sofort kräftig losprescht. Die kleinen Rollerreifer und ihr Kurvenverhalten sind zudem gewöhnungsbedürftig. Fahrertrainings für Interessierte bietet das Ella-Projektteam noch nicht an. Das sei aber eine gute Anregung, sagt Dustin Krotki, die man überdenken wolle.
Stadtteile besonders im Gladbecker Süden zählen noch nicht zum Ella-Projektgebiet
Nachdenken mag der Ella-User selbst darüber, warum beim via App angezeigten Ella-Abstellgebiet in Gladbeck an der A2 Schluss ist und der bevölkerungsreiche Stadtsüden mit Brauck und Rosenhügel komplett ausgeschlossen wird (ähnlich in Gelsenkirchen und Bottrop), zudem Teile von Rentfort und Ellinghorst. Man habe die Ella-Startgebiete mit den Stadtverwaltungen abgesprochen, die in Zukunft aber ausgeweitet werden könnten, so Projektleiter Krotki. Dies könnte auch daran liegen, dass zunächst für die drei Ella-Städte 100 Roller angeschafft wurden, 20 für Gladbeck, 30 für Bottrop und 50 für Gelsenkirchen – und wohl eine gewisse erreichbare Dichte im Projektgebiet gewährleistet sein soll. Die Fahrt mit dem gebuchten Roller ist indes unbeschränkt auch über Stadtgrenzen hinweg möglich. Das Abstellen und Abmelden nach der Tour kann aber nur im Gültigkeitsbereich erfolgen, was leider nicht nur für viele Gladbecker die Nutzungsmöglichkeit des abgasfreien Ella-Fahrvergnügens einschränkt.