Gladbeck. Die Vestische, deren Busse auch in Gladbeck rollen, unternimmt einiges um ihr Personal vor Attacken zu schützen. Präventionsteams haben Erfolg.
Sie werden angepöbelt, angespuckt, im schlimmsten Fall sogar handgreiflich attackiert. Die Beschäftigten, die Busse steuern, wissen: Nicht immer herrscht im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eitel Sonnenschein. Der Vestischen Straßenbahnen GmbH, deren Fahrzeuge auch in Gladbeck rollen, ist es dennoch gelungen, das subjektive Sicherheitsgefühl in den Bussen zu erhöhen.
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Eine wesentliche Rolle spielen die Präventionsteams, die das Unternehmen zum 1. Dezember 2018 auf den Weg gebracht hat. Zunächst in einer Pilotphase, dann verstetigt. Drei dieser Teams sind aktuell im Dienst, ein weiteres solle im September hinzukommen, stellt Unternehmenssprecher Christoph van Bürk in Aussicht. Er erläutert: „Die Präventionsteams bestehen jeweils aus zwei externen Sicherheitskräften sowie einer oder einem Beschäftigten der Vestischen mit detaillierten Orts- und Linienkenntnissen in einem Dienstwagen.“ Die Trios sind zu unregelmäßigen Zeiten auf verschiedenen Linien unterwegs. An mindestens 25 Tagen pro Monat würden mehr als 56.000 zusätzliche Kontakte zu Fahrgästen erreicht.
Die Präventionsteams zeigen Präsenz und unterstützen das Personal in den Bussen
Die gesetzliche Unfallversicherung VBG (Verwaltungsberufsgenossenschaft) hat das Konzept besagter Präventionsteams jetzt ausgezeichnet. Sie zeigen Präsenz, kontrollieren Fahrscheine und die Einhaltung der Maskenpflicht, „steigen bei Bedarf in den Linien auf und unterstützen das Personal“. Letzteres bedeutet beispielsweise: Wenn eine Situation zu eskalieren droht.
„Zu tätlichen Übergriffen auf das Fahrpersonal kam es im Jahr 2021 viermal, im Jahr davor dreimal“, sagt van Bürk. Er weist aber darauf hin, dass seinerzeit Lockdowns wegen der Corona-Pandemie galten. Da sei der Vordereinstieg gesperrt gewesen – auch eine Maßnahme, die das Sicherheitsempfinden in den Bussen gesteigert habe. „Wenn ein Fahrer, eine Fahrerin sieht, dass eine Person einsteigt, die zum Beispiel alkoholisiert oder in einer aggressiven Stimmung ist, können er bzw. sie ein Präventionsteam anfordern.“ Der Anteil derjenigen, die sich bei der Arbeit dank der Präventionsteams „sehr sicher“ oder „sicher“ fühlen, sei laut Befragung seit Einführung von 44 auf 71 Prozent gestiegen.
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Die Vestische habe im Jahre 2019, also in Vor-Corona-Zeiten, zwölf tätliche Angriffe auf das Personal in den Bussen registriert, 2018 gingen elf Vorfälle in die Statistik ein. Annette Achenbach stellt klar: Es müssen nicht immer die Fäuste fliegen, um von Handgreiflichkeiten zu sprechen. „Auch Bespucken gilt als Körperverletzung“, betont die Sprecherin im Polizeipräsidium Recklinghausen. Beschimpfungen und Beleidigungen kennen die ÖPNV-Beschäftigten ebenfalls aus ihrem beruflichen Alltag. Christoph van Bürk: „Im Jahr 2021 hatten wir 41 verbale Angriffe.“
Die Vestische bildet ihr Personal in den Bussen in Deeskalation aus
Die Vestische hat aus Sicherheitsgründen in ihren Bussen auch Kameras installiert. Der Polizei kann Zugriff auf diese Daten gewährt werden. Die Hygieneschutzscheiben an den Fahrerkabinen – ursprünglich im Zusammenhang mit Corona eingebaut – stellen ebenfalls einen Schutz für das Personal dar.
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Die Beschäftigten in den Bussen wissen im Ernstfall zu reagieren. Unternehmenssprecher Christoph van Bürk: „Ein Deeskalationstraining gehört zur Ausbildung. Es wird immer wieder aufgefrischt.“ Außerdem setze das Transportunternehmen mit seiner Busschule schon früh an, nämlich bei Grundschulkindern. Dort lernen die Steppkes nicht nur, wie sie sicher fahren. Der Sprecher: „Es werden eine Beziehung und Wertschätzung aufgebaut. Die Hemmschwelle für Aggression liegt höher, wenn die Kinder erfahren: Da arbeiten Menschen.“