Gladbeck. Der Abschlussjahrgang 2020 an Schulen war der erste unter Coronabedingungen. Wie ist es danach weiter gegangen? Zwei junge Gladbecker berichten.

Für junge Menschen, die gerade ihren Schulabschluss in der Tasche haben, steht die Welt offen – es sei denn, es ist gerade Pandemie: Schüler des Abschlussjahrgangs 2020 haben vor zwei Jahren mit der WAZ über ihre Pläne und auch Sorgen nach der Schulzeit gesprochen. Einige Pläne wurden in die Tat umgesetzt, andere auch wegen Coronawieder verworfen: Im Gespräch mit der Redaktion blicken nun zwei junge Gladbecker auf die Zeit nach ihrem Schulabschluss in Gladbeck zurück.

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Alexander Julius hatte sich nach dem Abitur für ein duales Studium Business Administration beworbenen. Angeboten mit integrierter Ausbildung beim Lebensmittel-Discounter Aldi Süd, das dem Schulabgänger im ersten Coronajahr als ein krisensicherer Weg in den Beruf schien. Dann entschied sich der Gladbecker aber anders: „Das duale Studium habe ich abgebrochen und im letzten September ein Journalismus-Studium in Gelsenkirchen angefangen. Zum einen hat mir der inhaltliche betriebswirtschaftliche Teil keinen Spaß gemacht, zum anderen war ich viel im Home-Office und hatte kaum persönliche Kontakte zu meinen Kollegen oder Kommilitonen“, erklärt der 21-Jährige. Er ergänzt: „Dass auch in den Praxisanteilen der Ausbildung so viel auf Distanz war, hat mir das Ganze vermiest.“

Es ist das erste Semester, das so richtig mit Kontakt zu den Kommilitonen läuft

Abiturient Alexander Julius war zunächst in ein duales Business-Studium gestartet. Seine Entscheidung, den Studiengang dann doch zu wechseln, hat er nicht bereut.
Abiturient Alexander Julius war zunächst in ein duales Business-Studium gestartet. Seine Entscheidung, den Studiengang dann doch zu wechseln, hat er nicht bereut. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ohne Corona und mit mehr Zeit vor Ort hätte er den Ausbildungsbetrieb und auch das Studium ganz anders angehen und kennenlernen können, meint der Gladbecker. Die Frage, „Was wäre, wenn?“, ist für Julius aber mit dem neuen Studium unter entschärften Coronabedingungen in den Hintergrund gerückt. „Es ist immer noch einiges online, aber ich habe viel mehr Kontakt zu meinen Kommilitonen und es finden auch wieder viele Veranstaltungen abseits der Vorlesungen statt. Ich kann in den Semesterferien sogar ein Praktikum beim Radio machen. Es ist das erste Semester, das so richtig läuft“, freut sich Julius, der nun auch die Motivation fürs Studium hat, die bei seinem dualen Studium nicht aufkommen wollte.

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Gut angekommen ist auch Lara dos Santos Cruz, die 2020 nach ihrem Realschulabschluss aufs Heisenberg-Gymnasium gewechselt ist.

Corona-Sorgen sind nicht ganz verschwunden

Für viele Schulabgänger sind nach mehr als zwei Jahren Pandemie die Coronasorgen in den Hintergrund geraten. Ganz können sich aber Alexander Julius und Lara dos Santos Cruz nicht entspannen. „Ich kann das Studium gerade richtig genießen und auch wieder einiges unternehmen, das hat mir gefehlt. Ich hoffe einfach, dass die nächste Coronawelle nicht wieder alles einschränkt“, blickt Julius besorgt auf den Herbst.Lara dos Santos Cruz plant ein Auslandsjahr nach ihrem Abitur und hofft, sich dann keine Gedanken mehr über Corona machen zu müssen. Das letzte Schuljahr steht vor der Tür und auch schon die Feierlichkeiten zum Abitur sind in Planung, „Es läuft eigentlich, wenn jetzt nicht noch Corona dazwischenkommt“, so die Schülerin.

Weil die Coronabeschränkungen Kennenlerntage der neuen Mitschüler verhindert haben und man sich zunächst nur selten vor Ort, sondern eher online getroffen hat, habe es länger gedauert, in der Jahrgangsstufe anzukommen, sagt sie. „Wir wurden aber sehr herzlich aufgenommen. Auch digital hat das Arbeiten besser geklappt als gedacht. Trotz der Umstände hatten wir einen schönen Start am Heisenberg“, fasst dos Santos Cruz zusammen, der eine gute Klassengemeinschaft aus ihren Zeiten an der Anne-Frank-Realschule wichtig ist. „Wir Ehemaligen schon ein erstes Klassentreffen und tauschen uns regelmäßig aus. Trotz des holprigen Abschlusses hält die alte Realschulklasse noch sehr stark zusammen“, berichtet die Schülerin.

„Ich habe keine bleibende Erinnerung an die Abi-Zeit“

Die 18-Jährige hofft, im nächsten Jahr ein coronafreies Abitur zu machen und endlich einen Abschlussball und große Feierlichkeiten nachzuholen, die beim Realschulabschluss aufgrund der Schutzbestimmungen nicht möglich waren. Der Blick zurück auf seine Abitur- beziehungsweise Abschlussphase betrübt auch Alexander Julius. „Ich habe keine bleibende Erinnerung an die Abi-Zeit. Wegen Corona konnte ja nichts großes stattfinden, das hat vieles kaputt gemacht“, erinnert sich Julius. Lara dos Santos Cruz ergänzt: „Alle Feierlichkeiten wurden sehr klein gehalten und nur der engste Kreis war dabei. Es ist schon schade, dass es keine große Feier gab und auch unser Abschlussbuch konnten wir nicht realisieren“. Sie sagt rückblickend aber versöhnlich: „Wir haben das Beste aus der Situation gemacht.“