Gladbeck. 150 Folgen „Straßen der Stadt“: Zum Ende der Serie ein Blick auf Gladbecks Nord-Süd-Achse – mit sieben Kilometern die längste Straße der Stadt.

Sie ist die längste Straße der Stadt von Nord nach Süd, hat fünf Namen (besteht so gesehen aus fünf Einzelstraßen) und zieht sich über ziemlich exakt sieben Kilometer durch vier Ortsteile in Gladbeck: die Achse Feldhauser Straße/Zweckeler Straße/Graben-/Land- und Marienstraße. Und auch der kleine, attraktive Kardinal-Hengsbach-Platz im Herzen Zweckels gehört zu dieser Route. Auf ihrem Weg spiegelt sie einen Querschnitt des Stadtbildes wider.

Gladbecks Nord-Süd-Achse beginnt hoch im Norden an der Scholver Straße: Hier mit Blick auf die Breiker Höfe verliert sich das Städtische, ist Gladbeck ländlich, bildet eine grüne Brücke ins Münsterland und zum Kreis. Die „Feldhauser“, das verrät der Name, ist eine alte Wegeverbindung von Zweckel ins benachbarte Feldhausen – führt aber heute über insgesamt 3,3 Kilometer bis zur Konrad-Adenauer-Allee kurz vor der Stadtmitte. Vorbei an den Breiker Höfen kreuzt die Straße den Frochtwinkel, führt zur Tunnelstraße, wo Zweckel-„Zentrum“ beginnt: Zweckel – die Stadt in der Stadt – zeigt sich bis zur Beethovenstraße quirlig und betriebsam.

Der Kardinal-Hengsbach-Platz teilt die Feldhauser Straße in zwei Teile

Der Kardinal-Hengsbach-Platz im Zentrum von Zweckel ist ein städtebaulicher Hingucker.
Der Kardinal-Hengsbach-Platz im Zentrum von Zweckel ist ein städtebaulicher Hingucker. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Hier wird die Feldhauser Straße durch den Kreisverkehr – gleichzeitig Kardinal-Hengsbach-Platz – unterbrochen. Es ist der zentrale Platz in Zweckel: Kirche und Sparkasse rahmen ihn ein, ein Stück Modernität im Straßenbild der Stadt. 2005 wurde er als ansehnliches, im Querschnitt 100 Meter großes Entree für Zweckel gebaut, „städtebaulich und funktional gelungen“, finden nicht wenige Zweckeler. Schon seit 1996 gibt es die postalische Anschrift „Kardinal-Hengsbach-Platz“, die an den ersten Ruhrbischof in Essen erinnert. Zunächst galt sie nur für den Kirchplatz, der heutige Platz wurde einige Jahre später gebaut. Der Neubau der Sparkasse war der Auslöser dazu.

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Hinter dem Platz, Richtung Süden, wird es gleich ruhiger. Die Straße – jetzt wieder Feldhauser Straße – verläuft schnurgerade Richtung Stadtmitte. Sie wurde neu in den 70ern gebaut. Am Straßenohr hinab zur Konrad-Adenauer-Allee wird die Feldhauser Straße automatisch zur Zweckeler Straße – überwiegend eine Hochstraßen- und Brückenbaukombination bis zum Oberhof aus den 80er Jahren. Die moderne, schnelle Straße, nur 800 Meter lang, führt über die Bahngleise und die Konrad-Adenauer-Allee. Der Neubau ersetzte die alte Zweckeler Straße, die um 1900 als Ersatz für den alten Zweckeler Kirchweg gebaut worden war und, wie es der Name signalisiert, damals wie heute nach Zweckel führt(e). Laut Stadtarchiv wurde der Name erstmals 1898 vergeben. Als Relikt gibt es die alte Zweckeler Straße noch zwischen Hermannstraße und Adenauer-Allee.

Zweckeler Straße und Grabenstraße treffen sich am Oberhof

Am Oberhof in Stadtmitte geht die Zweckeler Straße nahtlos in die Grabenstraße über.
Am Oberhof in Stadtmitte geht die Zweckeler Straße nahtlos in die Grabenstraße über. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Am Oberhof wechselt der Straßenname erneut: Hier, gegenüber der Hochstraße, beginnt die Grabenstraße. Ob der Name auf einen Graben hinweist, in dem die Gladebeke verlief, ist unklar. Klar ist aber, dass sie nicht an einen Teil einer Befestigung des Dorfes Gladbeck erinnert – denn die gab es nicht. Als die Grabenstraße 1898 ihren Namen bekam, begann sie an der Schürenkampstraße.

Erst in den 50er Jahren wurde sie über den Oberhof hinaus bis zur Hochstraße verlängert und ist seitdem 600 Meter lang. An der Grabenstraße belebt sich das Stadtgeschehen – die Innenstadt ist nicht weit! Weiter südwärts wird besagte Straße enger, der Verkehr nimmt zu, nicht selten nerven Staus vor der Ampel Wilhelmstraße.

Die Landstraße in Butendorf zählt zu den ältesten Straßen der Stadt

Die Landstraße in Butendorf ist eine uralte Wegeverbindung, die 1898 ihren Namen bekam und reviertypisch von vielen Zechenhäusern geprägt wird.
Die Landstraße in Butendorf ist eine uralte Wegeverbindung, die 1898 ihren Namen bekam und reviertypisch von vielen Zechenhäusern geprägt wird. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Jenseits der City, an der Einmündung Gartenstraße, der nächste Namenswechsel: Die Landstraße, ebenfalls 1998 erstmals benannt, beginnt. Sie ist die alte, seinerzeit einzige Wegeverbindung, die „über Land“ nach Horst führte. Reviertypisch liegen an ihr die ältesten Zechenhäuser der Stadt – Gladbecks erstes Bergwerk Graf Moltke 1/2 war nicht weit entfernt. Hier zeigt die Nord-Süd-Achse Gladbecks Gesicht als Arbeiterstadt.

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Vorbei am alten Gasthof Stens und gleichnamigen Teich (einst ein Ausflugsidyll) geht die 1,6 Kilometer lange Landstraße in Höhe der Klarastraße nahtlos in die Marienstraße über, die nach 600 Metern in die Horster Straße mündet. Die Marienstraße verdankt ihren Namen der unweit 1906 gebauten Braucker St.-Marien-Kirche – und trägt ihn auch schon so lange.

Allerdings laut Stadtarchiv mit einer Ausnahme, die auch die Graben- und Landstraße betrifft: Zwischen 1939 und 1945 hießen die Straßen durchgehend nach dem damaligen NS-Gauleiter Alfred-Meyer-Straße. Nach dem Krieg sorgten die Alliierten dafür, dass die alten Straßenbezeichnungen zurückkehrten.

Die Marienstraße trägt seit 1906 den Namen der nahen Braucker Kirche

Die Marienstraße in Brauck ist nach der nahe gelegenen, 1906 gebauten St.-Marien-Kirche benannt.
Die Marienstraße in Brauck ist nach der nahe gelegenen, 1906 gebauten St.-Marien-Kirche benannt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gladbeck hat mehr als 440 Straßen, mit 31 Straßennamen fing die Benennung von Wegen und Straßen 1898 an. Das Straßennetz ist heute rund 230 Kilometer lang, unterteilt in Haupt-, Neben-, Wohn- und Erschließungsstraßen. Neben Straßen und Wegen gibt es auch Höfe, Alleen sowie Plätze und sogar einen Winkel und einen Ort. Insgesamt sind über 2,5 Millionen Quadratmeter der Stadtfläche als Straßen inklusive Rad- und Gehweg ausgewiesen.

Die längste Straße mit nur einem Namen ist die Horster Straße, die von der Hochstraße bis zur Stadtgrenze nach Horst führt – gut 4,5 Kilometer mit Hausnummern, die bis in die 400er-Region reichen. Die kürzeste Straße der Stadt ist der Kardinal-Hengsbach-Platz in Zweckel, keine 100 Meter kurz mit lediglich drei postalischen Adressen. Grundsätzlich gibt es viele alte Hof- und Flurnamen, viele Namen gehen aber auch auf den Bergbau zurück.

150 Straßengeschichten

Der Bericht über die längste Straße der Stadt ist die 150. und letzte Folge der WAZ-Serie „Straßen der Stadt“, die seit Januar 2011 lief. Die Serie erläuterte Namensherkunft und Historie der Straßen.

Meist waren es kurze Beiträge, gedacht als informative, aber auch unterhaltsame Hintergrundinformationen. Es gab aber auch – wie diese Abschlussgeschichte – neun „Spezial“-Folgen mit großen Storys über große und bedeutsame Straßen.

Wer mehr Straßengeschichten lesen möchte: Im Internet unter waz gladbeck.de/straßen der stadt sind viele Straßengeschichten nachzulesen.

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