Gladbeck. .

Es gibt Straßen und Wege, Plätze und Höfe, zwei Alleen und sogar einen Winkel – 439 öffentliche Straßen weist der Gladbecker Stadtplan aus. Seit 1898 tragen sie generell Namen, auch wenn das Straßennetz damals noch recht überschaubar war.

Im Kern waren das im damals noch bäuerlichen Gladbeck die Dorfstraßen, einige Wege in die Bauerschaften und einige historische überörtliche Verbindungen nach Horst, Buer, Kirchhellen und Bottrop. Mit dem Einzug des Bergbaus und dem Zuzug von Menschen, die auf den Zechen arbeiteten, wuchs das Straßen- und Wegenetz. Zur besseren Orientierung entschloss sich die damals noch junge Gemeinde, den seinerzeit noch kleinen Straßen Namen zu geben. Andernorts hatte sich das bereits bewährt.

Mit 31 Straßen fing es an

Einige wenige Straßen trugen allerdings auch schon Mitte des 19. Jahrhunderts Namen - etwa Hochstraße, Sandweg, Hegestraße (die damals am heutigen Rathaus begann), Graben- und alte Landstraße. 1898 wurden gleich 31 Straßen rund um den alten Dorfkern mit Straßennamen versehen.

Die Benennung von Straßen, meint Heimatvereinsvorsitzender Heinz Enxing, sei seit alters her eine Möglichkeit gewesen, hergebrachte Namen zu erhalten, an Ereignisse zu erinnern oder verdienter Persönlichkeiten zu ehren. Das ist auch heute noch so, wenn man nur an die jüngste Straßenbenennung „Buschfortsweg“ (zur Erinnerung an die ehemalige Bekleidungsfabrik Buschfort) denkt. Grundsätzlich gibt es viele alte Hof- und Flurnamen (etwas Schröerstraße oder Heringstraße als Hofnamen oder Gonheide, Kortenkamp oder Am Allhagen als Flurnamen). Ganze Viertel wurden nach Dichtern, Musikern oder Wissenschaftlern benannt, letztere fanden erst in der noch recht jungen Siedlung an der Wielandstraße eine Heimat. Im Gladbecker Osten sind viele Straßen nach bedeutenden Gladbeckern benannt, Gladbecks Partnerstädte verewigten die Stadtväter in Rentfort-Nord – die Marcq-en-Baroeul-Straße war Mitte der 70er Jahre nicht nur ein Zungenbrecher für die Leute, sondern forderte auch den einen oder anderen in Sachen Orthographie mächtig heraus.

Beispiele anderer Namensvergaben sind auf dem Rosenhügel Straßen, die nach Blumen, Hafenstädten an der Ostsee und nach deutschen Mittelgebirgen benannt wurden. Im Gildendreieck sind Straßen nach ostpreußischen Städten benannt (Tilsiter-, Ortelsburger oder Memeler Straße), in Butendorf nach schlesischen Straßen (Görlitzer- Glatzer-, Hirschberger- oder Waldenburger Straße). Die Zechensiedlung Brauck A schmücken Malernamen wie Dürer oder Holbein, die von Brauck B solche, die mit (Emscher-)Wasser zu tun haben. In Zweckel sind die bedeutendsten Musiker verewigt – Mozart und Händel lassen grüßen.

Auch der Bergbau bestimmt Namen

Während meist und heutzutage immer der Rat das letzte Wort bei den Namensnennungen hat, nahmen sich in der Blüte- und Expansionszeit des Bergbaus die Zechenpioniere das Recht heraus, die Namen für Straßen in Bergmannssiedlungen, die sie bauten und finanzierten, selbst auszusuchen.

Da kam es auch vor, so weiß Heinz Enxing, dass der Bergwerksdirektor dort seine engste Familie verewigte. Wie in Rentfort, wo Zechenchef Paul Johow seine vier Kinder Hildegard, Margarete, Ernst und Paul ins Straßenverzeichnis brachte. Überhaupt Bergbau - viele Straßennamen gehen auf Größen im Bergbau zurück.

Etwa auf Karl Dechen, Oberbergamtsdirektor, oder Albert Ludwig Serlo, Oberberghauptmann beim preußischen Handelsmisnister. Die Mathiasstraße in Brauck ist benannt nach Zechengründer Mathias Stinnes.

Die Helmutstraße erinnert an Helmut von Moltke, den einstigen Generalfeldmarschall Preußens, nach dem die Bergwerke Moltke 1/2 und 3/4 benannt worden waren. Die Helmutstraße führt auf die einstige Zeche Moltke 3/4 zu.

Das Gladbecker Straßennetz ist heute 223 Kilometer lang

Heute ist das Straßennetz 223 Kilometer lang, unterteilt in Hauptverkehrsachsen, Neben-, Wohn- und Erschließungsstraßen. 2,5 Mio Quadratmeter Stadtfläche sind Straßen inklusive Rad- und Gehweg.

Die längste Straße ist die Horster Straße, die von der Hochstraße bis zur Stadtgrenze nach Horst führt - gut 4,5 Kilometer mit Hausnummern, die bis in die 400er-Region reichen.

Die kürzeste Straße der Stadt ist der Kardinal-Hengsbach-Platz in Zweckel, keine 100 Meter kurz mit lediglich drei postalischen Adressen.