Gladbeck. Mehr Sonderangebote, Verzicht auf bestimmte Produkte: So ändern Kundinnen und Kunden in Gladbeck aufgrund der Inflation ihr Einkaufsverhalten.
Steigende Preise auch bei Lebensmitteln zwingen viele Menschen in Gladbeck dazu, ihr Einkaufsverhalten zu ändern. Kundinnen und Kunden verzichten auf bestimmte Produkte und denken um, wie Metzger, Bäcker und Supermärkte berichten.
„Meine Gewinnspanne hat sich zuletzt deutlich reduziert“, sagt Damian Gerlic, Inhaber des Edeka-Supermarktes in Zweckel. Das bedeute, dass Kunden in seinem Geschäft verstärkt auf Sonderangebote und günstigere Artikel wie zum Beispiel von der Eigenmarke zurückgriffen. Anfang des Monats, wenn Gehälter und Renten ausgezahlt würden, gönnten sich die Menschen noch etwas, aber in der zweiten Monatshälfte werde vermehrt nach Sonderangeboten gefragt. „Auch die Wurstpakete an der Frischetheke werden dann kleiner. Und es gibt vermehrt Bitten, die Wurst dünn zu schneiden.“
- Lesen Sie weitere Nachrichten aus Gladbeck:
- Polizeigebäude. Kein Haus der Sicherheit: Neue Wache für Polizei Gladbeck?
- Open-Air-Veranstaltung. Spätschicht am Jovyplatz in Gladbeck: So lief die Premiere
- Problemimmobilien. Hochhaus Steinstraße: WAZ-Fotograf mit Flaschen beworfen
- Bei aller Liebe. Gladbecker Scheidungsanwalt weiß, woran viele Ehen scheitern
- Corona. Kosten für Corona-Test: Erste Teststellenbetreiber geben auf
Bestimmte Produkte müssen aufgrund mangelnder Nachfrage aus dem Sortiment genommen werden
Gewisse Produkte, so der Geschäftsinhaber, könnten sich viele Menschen nicht mehr leisten. Das hat auch Auswirkungen auf das Sortiment. „Es gibt Artikel, gerade im Frischebereich, bei denen wir merken, dass wir zu viel abschreiben. Es rentiert sich für uns da nicht mehr, diese neu zu bestellen.“ Denn Lebensmittel wegwerfen zu müssen, weil sie nicht verkauft werden, sei das Schlimmste, das man machen könne.
Auch Bäcker Markus Walinski, Inhaber des Familienbetriebs an der Gildenstraße, stellt fest, dass die Kunden ihr Geld zusammenhalten. „Bei Brot und Brötchen verkaufen wir die gleichen Mengen wie immer. Aber Kuchen gönnen sich die Menschen derzeit weniger.“ Die Preise für seine Waren musste der Bäckermeister zuletzt bereits um zehn Prozent anheben. „Es ist alles teurer geworden: Energie, Rohstoffpreise, da bleibt so ein Schritt nicht aus.“ Und dass das jetzt schon das Ende der Preisentwicklung sei, das glaube er nicht.
Auch die Kunden könnten noch nicht richtig einschätzen, wie es weitergehen wird. „Sie merken, im letzten Drittel des Monats ist nicht mehr so viel Geld da. Wer etwas Süßes essen möchte, kauft sich da eher eine Packung Kekse im Supermarkt als ein Stück Torte beim Bäcker“, so Walinski. Während die Menschen in der ersten Corona-Zeit mehr Geld bei ihm ausgegeben hätten, weil sie aufgrund der sonstigen Einschränkungen Geld übrig hatten, sei es jetzt genau andersherum.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
Auch in der Fleischerei Engberding in Gladbeck sinkt die Nachfrage nach Rindfleisch
Martina Engberding, Inhaberin der Fleischerei Engberding, beobachtet im Moment ebenfalls „ein ganz komisches Geschäft“. Die Kunden seien deutlich zurückhaltender. So kauften sie beispielsweise nicht mehr auf Vorrat ein, und auch nicht mehr die Mengen wie vor der Inflation. Vor allem Rindfleisch, Lamm und Spezialitätenartikel landeten deutlich seltener im Einkaufskorb. „Ich habe auch über unseren Schlachthof gehört, dass viele Gastronomen Filet komplett von der Speisenkarte genommen haben, da Rindfleisch so irrsinnig teuer geworden ist.“
Auch interessant
Sonderangebote habe es in ihrer Fleischerei ohnehin nie gegeben, auf die Kunden nun zurückgreifen könnten. Wohl aber Aktionen, zu denen es etwa zum Wochenende Lamm oder Wildfleisch im Herbst gab. „Während Corona sind viele zu Hobbyköchen geworden.“ Jetzt aber sei die Gefahr zu groß, dass sie auf diesen besonderen Produkten sitzenbleibe. „So etwas gibt es bei mir nur noch auf Vorbestellung.“