Gladbeck. Die Stadt Gladbeck und die Verbraucherzentrale erleben gerade eine enorme Nachfrage bei der Energieberatung. So hoffen Bürger, sparen zu können.

Die Stadt Gladbeck verzeichnet aktuell bei der Energieberatung einen riesigen Ansturm von Bürgerinnen und Bürgern. „Seit Anfang des Jahres gibt es eine deutliche Zunahme“, sagt Jürgen Harks, Leiter der städtischen Umweltabteilung. Und nennt auch gleich einen Grund: „Die Menschen wollen unabhängiger sein.“

Denn die Kosten für Energie schnellen derzeit in die Höhe. Besonders Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen seien bei Immobilienbesitzern stark nachgefragt. „Wir bekommen täglich mehrere Anrufe, im Schnitt acht Stück. Das ist schon stark“, so Harks. Denn es sei eine Verdoppelung zu vorherigen Zeiten. Der Beratungsbedarf sei deutlich spürbar. Bleibe er dauerhaft bestehen, müsse über eine Intensivierung des Angebots nachgedacht werden.

Aktuelle Preissteigerung für Energie ist ein Treiber der gestiegenen Nachfrage

Für eine Beratung zu energetischen Sanierungen gebe es inzwischen eine lange Warteliste. Auch Claudia Berger, Leiterin der Verbraucherzentrale Bottrop, die ebenso für Gladbeck zuständig ist, bestätigt die große Nachfrage. „Wir können uns vor Anfragen von Hauseigentümern zur Beratung zu Solaranlagen und Dämmung kaum retten“, sagt sie. Auf Monate sei das Beratungsangebot ausgebucht. „Die Menschen haben ein Interesse, ihr Haus zukunftssicher zu machen. Und der Umstieg auf eine Photovoltaik-Anlage rechnet sich“, so Berger.

Jürgen Harks ist Leiter der Umweltabteilung der Stadt Gladbeck. Er beobachtet im Moment eine große Nachfrage von Immobilienbesitzern bei der Energieberatung. Viele wollen nun auf Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen umrüsten.
Jürgen Harks ist Leiter der Umweltabteilung der Stadt Gladbeck. Er beobachtet im Moment eine große Nachfrage von Immobilienbesitzern bei der Energieberatung. Viele wollen nun auf Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen umrüsten. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Bei den Gesprächen gehe es um Fragen zur Dämmung von Fassade und Fenstern, aber auch um den Zustand der Heizungsanlage. Außerdem werde das Potenzial für eine Photovoltaik-Anlage und eine Wärmepumpe ergründet. „Zum Teil sind es Infogespräche, zum Teil geht es schon um konkrete Planungen, die Eigentümer überprüfen lassen möchten“, berichtet Harks.

+++Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++

Die Preissteigerung für Strom und Gas sieht der Leiter der städtischen Umweltabteilung als einen Treiber für die große Nachfrage. Bei einer Investition in eine neue Heizungsanlage handele es sich immer um mehrere tausend Euro. „Da bereiten sich die Menschen darauf vor, sie beschäftigen sich erst eine Zeit lang mit dem Gedanken und kommen dann zu uns.“ Es hänge aber immer vom Gebäudetypen und vom finanziellen Budget ab, welche Maßnahme sinnvoll ist. Aktuell kommen noch hohe Handwerkerkosten hinzu, auch die geringe Verfügbarkeit von Arbeitern müsse berücksichtigt werden, so Harks. „Die Preise ziehen deutlich an.“ Derzeit würden sie aber noch in Kauf genommen.

Viele lassen sich nach einem Hauskauf über Sanierungsmöglichkeiten informieren

Die Beratung nehmen alle Bevölkerungsgruppen in Anspruch. „Es gibt keine Klientel, die nicht kommt.“ Einen Schwerpunkt gebe es aber bei älteren Menschen, die Kapital haben und eine Anlagemöglichkeit suchen, und bei jungen Familien, die „nach einem Immobilienkauf das Haus ertüchtigen möchten“.

Eine neue Heizung stehe nicht alle zwei Jahre, sondern in der Regel alle zehn bis 15 Jahre an. „Da gibt es einige Unsicherheiten, etwa welche Preise überhaupt gerechtfertigt sind.“ Die Stadtverwaltung fährt auch zu Vor-Ort-Terminen raus, hat Tipps für Fördermöglichkeiten parat. „Es gibt Programme der KfW, des Landes NRW und auch im Rahmen von Innovation Cityin manchen Gladbecker Stadtteilen“, so der Leiter der städtischen Umweltabteilung. Es stehen aber auch Nischenprogramme zur Verfügung, auf die die Berater aufmerksam machen.

Über den Erfolg der Beratungsangebote freut sich Jürgen Harks. „Das Angebot hat sich inzwischen rumgesprochen. Wir müssen unsere Kundschaft nicht mehr suchen.“ Aber: „Die Umstände für die aktuell große Nachfrage sind natürlich nicht schön.“