Gladbeck. Die Experten der Stadt Gladbeck kreisen die bestmögliche Fläche für einen Grundschulneubau immer weiter ein. Das ist der aktuelle Sachstand.

„Passende Fläche für einen Grundschulneubau mit Turnhalle dringend gesucht“. So könnte eine Anzeige lauten, wäre es denn so einfach, mal fix loszubauen, wenn ein freies Grundstück in passender Größe im Stadtgebiet ausgemacht wäre. Klar ist, dass aufgrund steigender Schülerzahlen dringender Bedarf für eine weitere Grundschule im Gladbecker Süden besteht. Die WAZ hat schon mal mit einem Blick auf den Stadtplan die Gedanken kreisen lassen, wo denn Potenzialflächen sein könnten. Dass die Suche spannend, aber nicht so einfach ist, zeigt jetzt ein Gespräch der Redaktion mit dem dafür zuständigen Expertenteam der Stadtverwaltung auf.

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Martin Stork, Fachbereichsleiter Stadtplanung, und seine Kollegin Lisa Huesmann haben eine große bunte Karte von Gladbeck ins Büro des Schuldezernenten und Ersten Beigeordneten, Rainer Weichelt, mitgebracht. „Das ist die aktuellste Version des Flächennutzungsplanes (FNP) der Stadt Gladbeck“, erklärt Huesmann, die eben für diesen im Schwerpunkt zuständig ist. Ein Blick auf den Plan verdeutliche schnell, „wie hoch verdichtet das vergleichsweise kleine Stadtgebiet ist und wie wenige Freiflächen im Siedlungsgebiet zur Verfügung stehen“, fährt Stork fort.

Der neue Grundschule soll im Stadtsüden gebaut werden

Der aktuelle Flächennutzungsplan zeigt, wie stark verdichtet das Gladbecker Stadtgebiet schon mit Bebauung ist, das erschwert auch die Suche nach einem Standort für die neue Grundschule.
Der aktuelle Flächennutzungsplan zeigt, wie stark verdichtet das Gladbecker Stadtgebiet schon mit Bebauung ist, das erschwert auch die Suche nach einem Standort für die neue Grundschule. © funkegrafik nrw | Jill Starke

Dies gilt auch im Besonderen für den Stadtsüden zwischen Mosaik- und Südparkschule, was die Suche nicht vereinfacht, „da möglichst zwischen diesen beiden Standorten die neue Grundschule entstehen soll, weil hier der Bedarf und der demografische Druck am größten sind“, so der Schuldezernent. Ein Vorteil für die Auswahl sei, so Stadtplaner Stork, „dass wir generell unsere Potenzialflächen gut kennen, da wir diese – anders als andere Kommunen – schon seit geraumer Zeit sehr detailliert erfassen“. In der Schublade, bzw. dem Computersystem der Stadtplanung, sind so quasi bereits Steckbriefe hinterlegt, die im Bedarfsfall bei der Suche nach passenden Kandidaten hervorgeholt werden können.

Diese aktuell vorhandenen Flächen müssten jedes Jahr der zuständigen übergeordneten Aufsichtsbehörde, dem Regionalverbund Ruhr, gemeldet werden. Denn dort werde erfasst, welche Potenziale die Städte haben, um Bedarfe in der Zukunft decken zu können, etwa weitere Wohn-, Gewerbe- oder Industriegebiete wie auch Naherholungsgebiete zu planen und auszuweisen. Die Stadt könne nicht einfach neue Gebiete bestimmen, da Regionalverband und ebenso das Land NRW über den Landesentwicklungsplan darauf achteten, dass in der dicht besiedelten Fläche von NRW das begrenzte Raum- und Ressourcenangebot berücksichtigt werde, verdeutlicht Rainer Weichelt. Ein komplexes Gefüge, gerade auch im Hinblick auf den Natur- und Klimaschutz.

Einige Ideen der WAZ haben Potenzial, ander aus bestimmten Gründen nicht

Martin Stork macht es deutlich, indem er auf den zentrumsnahen baumbestandenen Stadtwald oder den Südpark in Brauck zeigt. Dies seien wichtige Ausgleichsflächen oder Schneisen, „die dazu beitragen, dass der Luftaustausch im Stadtgebiet funktioniert oder klimaausgleichend wirke“. Denn etwa baumbeschattete Grüninseln könnten dazu beitragen, dass die durch aufgeheizten Beton und Asphalt an Sonnentagen heißen Temperaturen in Wohngebieten etwas abgesenkt werden. Zudem nehmen unverdichtete Grünflächen bei Starkregen Niederschlagswasser auf, wodurch das Kanalsystem entlastet wird. Andererseits würden Natur- und Landschaftsschutzgebiete auch ausgewiesen, um den Bestand von Flora und Fauna zu schützen.

Schuldezernet Rainer Weichelt verrät, wie viele Potenzialflächen für den neuen Grundschulstandort in Gladbeck noch im Rennen sind.
Schuldezernet Rainer Weichelt verrät, wie viele Potenzialflächen für den neuen Grundschulstandort in Gladbeck noch im Rennen sind. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Einige, von der WAZ genannte Standortideen für die neue Grundschule seien so schnell auszuschließen. Etwa das Wäldchen an der Roßheidestraße südlich des Hahnenbaches, das der FNP als in Aussicht genommenes Landschaftsschutzgebiet ausweist, oder das Waldstück an der Landstraße in Höhe der Klarastraße, das als Altlastenfläche, in deren Bereich Böden erheblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind, gekennzeichnet ist. Die Redaktion habe aber durchaus zur Verfügung stehende Flächenpotenziale benannt, etwa die freie Grünfläche (ehemals Bolzplatz) „hinter der Kindertagesstätte Heilig Kreuz am Pfarrer-Grünfeld-Weg“, so Martin Stork. Letztlich sei die aber zu klein, da für die neue Grundschule mit benachbarter Dreifach-Sporthalle (auch für den Vereinssport) mindestens ein Hektar Fläche benötigt werde.

Der Schuldezernent verrät, wie viele Flächen noch im Rennen sind

Die Stadtplanung bewerte letztlich die Potenzialflächen mit einem Pluspunktschema, das sich an den durch die Arbeitsgruppe Grundschulstandort am Freitag festgelegten Bedarfskriterien orientiere. Der Faktor Zeit spiele auch eine Rolle, „da es unsere Absicht ist, dass die neue Grundschule zum Schuljahr 2026/27 in den Betrieb starten kann“. Neben der benötigten Flächengröße seien so auch die schnelle Flächenverfügbarkeit (weil im Eigentum der Stadt) oder vorhandene Erschließung (Anbindung an Kanalisation und Energieversorgung), sowie vorliegendes Baurecht von Vorteil – aber auch Details wie eine nahe Bushaltestelle, damit Kinder auch ohne Elterntaxi ihre Grundschule erreichen können.

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So füge sich ein komplexes Mosaik zusammen, nachdem sich bereits nur noch wenige Flächen herauskristallisiert hätten, die durch Vorteile bei diesem oder jenem Punkt noch im Rennen seien. „Es sind etwa eine Handvoll“, verrät Rainer Weichelt. Spätestens in den großen Ferien will die Verwaltung ihren Favoriten festlegen, der dann der Politik nach der Sommerpause zum ersten Mal öffentlich im Stadtplanungsausschuss vorgestellt werden soll.