Gladbeck. Die Raumnot an Gladbecker Grundschulen erhöht sich, weil die Schülerzahl weiter steigt. Im Stadtsüden soll eine neue Schule Entlastung bringen.
In Gladbeck spitzt sich an den Grundschulen die Raumsituation trotz 20-Millionen-Euro-Ausbauprogramm weiter zu. Platz fehlt nach aktualisierten Prognosen im Besonderen an den Primarschulen in den bevölkerungsreichsten Stadtteilen Butendorf und Brauck. Um den künftigen i-Dötzen hier einen wohnortnahen Schulstart zu ermöglichen, soll im Stadtsüden schnell eine neue Grundschule mit Dreifach-Sporthalle gebaut werden. Die Stadt bat den Schulausschuss jetzt um den Auftrag, einen geeigneten Standort zu suchen. Die CDU verweigerte sich und nannte Gründe.
Der Leiter der Gladbecker Schulabteilung, Stefan Sabbadin, machte der Schulpolitik deutlich, warum in der laufenden Ausbauoffensive erneut für die Grundschulen nachgesteuert werden muss. Nach aktueller schuljahrgangsweiser Auswertung der für die Einschulung künftig anstehenden Kinder (Altersjahrgänge bis 6 Jahre der Gladbecker Hauptwohnbevölkerung) sei von einem weiteren Anstieg der Schülerzahlen auszugehen. Laut Prognosen der Schulabteilung sind statt aktuell 2946 Schulkindern (Schuljahr 2021/22) zum Schulstart 2026/27 dann 3328 Kinder in den städtischen Grundschulen unterzubringen. Diese 382 zusätzlichen Kinder würden „bei einem Klassenbildungswert von 25 Schülerinnen und Schüler dem Volumen einer vierzügigen Grundschule entsprechen“, umriss Sabbadin.
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Die neuen Raumressourcen reichen für den Platzbedarf nicht aus
Die meisten Kinder würden dann nach wie vor aus den bevölkerungsreichsten Stadtteilen im Stadtsüden Butendorf/ Brauck mit 1112 Grundschülern kommen. Der Abteilungsleiter verdeutlichte auch, wie fragil die Prognosen sind, da nicht abzuschätzen sei, wie der Ist-Zustand in einigen Jahren tatsächlich sein werde. Er verwies auf die seit 2015 eingesetzte Flüchtlingsbewegung und die verstärkte EU-Binnenzuwanderung, die bereits den 2015 aufgestellten Schulentwicklungsplan (bis 2020/21) in der Realität überholt hatte. Um der gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen, als Stadt ausreichend Schulraum zu gewährleisten, sei schnelles Handeln mit der Verabschiedung des 20-Millionen-Euro Ausbauprogramm Ende 2018 nötig geworden. Diese Raumressourcen reichten mittelfristig nicht aus. Schwer abzusehen sei auch, wie die neue Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine die Kapazitäten weiter belaste.
Wie schon 2018 mochte die CDU dem weiteren anlassbezogenen Ausbauplänen nicht zustimmen. Die Fraktion hatte sich damals in der Schnelle des Verfahrens überfahren gefühlt, wollte die Millioneninvestition noch gerne weiter intern und in den Ausschüssen diskutieren, war aber überstimmt worden. CDU-Ratsherr Jörg Baumeister ging jetzt in die Opposition und kritisierte, dass immer noch keine verlässliche Schulentwicklungsplanung vorliege, „wir hätten so lange abwarten sollen“.
Die CDU will eine schnelle Entscheidung Schulraum zu schaffen erneut nicht mittragen
Schuldezernent Rainer Weichelt versuchte zu vermitteln, bat die CDU um Zustimmung, da wieder schnelles Handeln notwendig sei. Er erinnerte: Hätte man schon 2018 wie von der CDU gewünscht den Beschluss des 20-Millionen-Pakets verzögert, würde man in der Ausbauphase nicht so weit sein, dass zum Beispiel die Mosaikschule am Standort Stadtwald „diesen Sommer komplett bezugsfertig ist“. Und auf den Schulentwicklungsplan zu warten bedeutete, frühestens 2023 in die Beschlussfassung zu gehen.
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Bedarf für eine neue Dreifach-Sporthalle
CDU-Ratsherr Jörg Baumeister schlug im Schulausschuss als Standort für eine neue Grundschule vor, die abgängige Dependance der Mosaikschule (Vinzenzschule) an der Diepenbrockstraße abzureißen und dort neu zu bauen.
Dem widersprach die Rektorin der Mosaikschule Ute Kirsten vehement. Das Gebäude werde genutzt und sei auch mittelfristig zur einzügigen Unterbringung nötig, um den Druck akut fehlender Plätze abfedern zu können.
Die CDU hält den Plan, mit dem Grundschulneubau auch eine Dreifach-Sporthalle zu errichten, für „überdimensioniert“. Das widerlegt der von der Stadtverwaltung ermittelte Bedarf. Eine deutliche Unterdeckung in der Sporthallenversorgung ist im Stadtsüden und in der Stadtmitte gegeben.
Darauf hatte Stefan Sabbadin Ende November 2021 auch ausdrücklich hingewiesen, vor dem Beschluss, einen neuen Schulentwicklungsplan für den Zeitraum 2022 bis 2027 aufzustellen. Nämlich, dass dieser bei einem optimalen Verfahrensablauf frühestens im Frühjahr 2023 verabschiedet werden könnte. Er hatte zudem ausgeführt, dass schulentwicklungsplanerische Maßnahmen insbesondere im Rahmen der Sicherstellung der Schulraumversorgung weiterhin anlassbezogen notwendig sein werden. Diesen Beschluss hatte die CDU übrigens mitgetragen (einstimmig).
Der rechtliche Anspruch auf einen OGS-Platz belastet die Kapazitäten zusätzlich
Es folgten weiterer Appelle aus den Fraktionen des Schulausschusses. Mario Sommerfeld (SPD) insistierte. Er erinnerte an zusätzlich zu erwartende Belastungen der Raumkapazitäten, „wir brauchen die weitere Grundschule, um auch vorbereitet zu sein, wenn der rechtliche Anspruch für einen OGS-Platz“. Die CDU blieb bei ihrer Verweigerungshaltung und wurde überstimmt. Die die Stadt hat nun den Auftrag, einen Standort für eine neue Grundschule im Stadtsüden zu suchen.