Gladbeck. Laut Kinderarzt Dr. Kusserow sind in Gladbeck derzeit viele Kinder krank. In Apotheken werden die Fiebersäfte knapp. Welche Alternativen es gibt.

Kinderarzt Dr. Stefan Kusserow aus Gladbeck verzeichnet seit September vergangenen Jahres eine große Krankheitswelle. „Allein am Montag und Dienstag hatte ich jeweils 130 erkrankte Kinder hier. Die Praxis ist pickepackevoll“, so Kusserow. In den meisten Fällen könne eine Bronchitis, also ein Infekt der oberen Luftwege mit einem starken Husten diagnostiziert werden.

Im selben Zuge werden die Fiebersäfte für Kinder in den Apotheken knapp. „Dabei geht es wohlbemerkt nur um den Paracetamol-Saft“, betont Apothekerin Dorothee Pradel aus Gladbeck. So hätten viele Firmen die Produktion der Fiebersäfte mittlerweile komplett eingestellt, da die Arzneimittel nicht sonderlich rentabel seien. Die restlichen Unternehmen würden mit der Produktion nicht mehr hinterherkommen. „Wir wissen nicht, wann wir die Paracetamol-Säfte wieder geliefert bekommen“, erklärt Apothekersprecherin Pradel. Grund zur Panik sei das aber nicht.

Gladbecker Apothekerin: „Ich möchte betonen, dass wir keinen Notstand haben!“

„Man muss keine Angst davor haben, dass es bald überhaupt keine Fiebersäfte mehr gibt“, so die Apothekerin. „Ich möchte betonen, dass wir keinen Notstand haben!“ So würde es in ihren Apotheken in Gladbeck und Bottrop immer Arzneimittel geben, um Fiebererkrankungen entgegenzuwirken. „Nur könnte eben die Alternative der Paracetamol-Fiebersäfte wegfallen, da es derzeit noch keinen Termin für eine Nachlieferung gibt“, erklärt Pradel.

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Neben dem Paracetamol-Wirkstoff gäbe es aber auch noch reichlich andere Wirkstoffe wie zum Beispiel Ibuflam. „Wir weichen bei den kleinen Kindern meistens auf Zäpfchen aus. Das ist bei Kindern zwischen sechs und acht eher schwierig, weil sie Zäpfchen nicht abkönnen“, schmunzelt die Gladbeckerin. Aber auch der Paracetamol-Saft soll laut Dr. Kusserow bei vielen Kindern nicht unbedingt beliebt sein.

Corona-Zeit soll die Abwehrkräfte besonders bei Kindern geschwächt haben

„Auch wenn wirklich viele Kinder krank sind, habe ich noch nicht mitbekommen, dass irgendwer keine Medizin bekommen hat“, betont der Kinderarzt. „Wir verschreiben Paracetamol-Saft ohnehin nur selten, weil er einen bitteren Geschmack hat“, so Dr. Kusserow. Am häufigsten würde er Ibuflam-Saft oder Zäpfchen verschreiben und da gäbe es längst keine Engpässe.

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Dafür, dass momentan so viele Kinder krank sind, hat Dr. Kusserow eine logische Erklärung. Durch Corona hätten sich auch die Gene der Grippeviren stark verändert. Zudem seien die Abwehrkräfte durch die soziale Distanz und die Maskenpflicht bei vielen Kindern nicht mehr so stark wie zuvor. „Vor der Corona-Zeit hatten wir diese Fälle von Bronchitis vielleicht drei Mal im Monat. Mittlerweile bis zu 80 Mal am Tag“, sagt der Kinderarzt.