Gladbeck. Dustin Tix ist neuer Vorsitzender der SPD Gladbeck. Mit einem jungen Team um sich möchte er die Partei nun erneuern. Das hat er sich vorgenommen.

Die SPD in Gladbeck hat eine neue Führung, Dustin Tix löste Jens Bennarend als Stadtverbandsvorsitzenden ab. Mit großer Mehrheit ist er Anfang April beim Stadtparteitag von den Mitgliedern gewählt worden. Der 26-Jährige läutet damit einen Generationenwechsel in seiner Partei ein. Die WAZ Gladbeck traf Dustin Tix und Verena Gigla, neue Sprecherin der SPD, zum Interview und sprach mit ihnen über den Umgang mit internem Streit und Herausforderungen für Gladbeck.

Sie sind der jüngste Vorsitzende in der Geschichte der SPD Gladbeck. Warum ist ein Generationenwechsel so wichtig für die Partei?

Dustin Tix: Bei der Kommunalwahl 2020 hatten wir einen Generationenumbruch in der Fraktion. Wir sind die Fraktion mit den meisten Frauen und wir sind die jüngste Fraktion. Dieser Generationenwechsel war nun auch in der Partei wichtig, um frischen Wind rein zu bringen. Es liegt in der Natur der Sache, dass frischer Wind gut tut. Es war aber ein Prozess. Wir Jüngeren haben nach und nach intern immer mehr Verantwortung übernommen.

Verena Gigla: Von vielen war der Wunsch da, dass der Schwung in die Partei getragen wird. Es trägt uns, diese Unterstützung zu spüren. Uns ist es wichtig, dass wir ein offenes und ehrliches Wort pflegen. Es ist ein Ehrenamt, das wir ausüben. Daher ist es uns besonders wichtig, dass wir uns verstehen.

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Parteiintern gibt es jedoch einiges aufzuräumen. Wie wollen Sie es schaffen, die gespaltene Partei wieder zu vereinen?

Tix: Das ist eines unser prioritären Ziele. Wir sind als neues Team von den ganzen Streitereien völlig unbefleckt. Unser Ziel ist es, mit guter Arbeit zu überzeugen. Wir sind im Rennen für diese Partei und wollen durch erfolgreiche Arbeit die Partei hinter uns bekommen. Wir haben uns viel vorgenommen.

Ein Ziel von Ihnen ist es, die SPD zu erneuern. Wie genau soll das aussehen und was tun Sie dafür?

Tix: Wir wollen die Öffentlichkeitsarbeit stärken, bürgeroffener werden. Es bringt nichts, nur in unserer eigenen Blase zu diskutieren und uns nur mit uns selbst zu beschäftigen. Wir möchten die Bürger auch an politischen Prozessen und Diskussion teilnehmen lassen.

Gigla: Die Frage ist, ob wir uns streiten wollen, oder eben für Gladbeck etwas erreichen wollen. Wir sind total motiviert, und das spüren ganz viele. Wir wollen eine offene Kommunikation pflegen. Auch, wenn es mal knirscht im Betrieb, das kommt in jeder Ehe und erst recht in einer Partei vor.

Tix: Wir müssen als SPD deutlich geschlossener auftreten. Der Fokus muss klar auf der inhaltlichen Diskussion liegen.

Gigla: Es geht nicht um ein Nachtreten oder um ein Aufwärmen alter Kamellen. Für uns ist das ein Neustart, und wir hoffen, dass die Genossen das auch als einen solchen empfinden. Wir möchten da keine schmutzige Wäsche waschen.

Schalke-Fan mit „Dauerkarte“

Dustin Tix ist Butendorfer. Der heute 26-Jährige besuchte als Schüler das Heisenberg-Gymnasium, heute arbeitet er in der Vertriebssteuerung für Geschäftskunden bei der Ele. Seit er 18 Jahre alt ist, ist Tix Mitglied der SPD. Zuvor war er lange Zeit im Jugendrat der Stadt Gladbeck aktiv.

Der neue SPD-Chef ist leidenschaftlicher Schalke-Fan, „mit Dauerkarte“. Auch wenn sein Haupt-Hobby die SPD ist, geht er neben Job und Parteiarbeit gerne laufen, am liebsten auf der Marathonbahn in Wittringen. „Und am Wochenende wollen dann auch mal die Freunde gesehen werden“, so der 26-Jährige.

Herr Tix, gibt Ihnen die hohe Zustimmung Ihrer Partei, nur eine Nein-Stimme bei 71 Ja-Stimmen, Rückenwind?

Tix: Es ist ein Ergebnis, das mich sehr stolz gemacht und mich auch sehr berührt hat. So ein Ergebnis sollte man nie erwarten. Dass man es dann aber doch bekommt, macht mich sehr glücklich. Ich möchte aber gar nicht so sehr auf mein Ergebnis abheben. Der ganze Vorstand hatte super Ergebnisse bekommen, alle deutlich über 80 Prozent. In der SPD Gladbeck gab es selten so ein klares Bekenntnis für den geschäftsführenden Vorstand.

Als Sie mit 18 Jahren in die SPD eingetreten sind, haben Sie damit gerechnet, innerhalb so kurzer Zeit ihr Vorsitzender zu werden?

Tix: Nein, im politischen Geschäft kann man sowieso nicht immer alles so richtig planen. Aber meine Erfahrung ist, dass sich Fleiß und Engagement meistens auszahlen. Das ist das Rezept: Viel Arbeit, und dann kann man irgendwann auch den ein oder anderen Schritt weitergehen.

Einen Schwerpunkt möchte die neue Führung der SPD Gladbeck auch auf die Entwicklung der Innenstadt legen.
Einen Schwerpunkt möchte die neue Führung der SPD Gladbeck auch auf die Entwicklung der Innenstadt legen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Welche Themen wollen Sie inhaltlich angehen? Wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Probleme Gladbecks?

Tix: Wir sind eine Familien- und Wohnstadt. Und das wollen wir auch bleiben. Bildung, Jugend und Familien ist daher ein priorisierendes Thema. Unser Ziel ist es, die Schulen zu den Leuchttürmen dieser Stadt zu machen. Wir wissen um die finanzielle Situation der Stadt, aber wir haben mit dem Neubau des Heisenbergs einen neuen Standard gesetzt. Und das Ziel muss sein, dass wir die Schullandschaft nach und nach auf diesen Standard bringen. Auch die Kita-Offensive muss weitergehen. Wichtig ist mir zudem das Thema Sicherheit. Wir haben mit der Steinstraße 72, dem Busfortshof und der Märker Straße Immobilien, bei denen die Leute das Gefühl haben, dass sie sich nicht richtig wohl fühlen. Die Verbesserung der Situation an Problemimmobilien ist ein Thema, das wir uns auf die Fahne schreiben.

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Was schwebt Ihnen da konkret vor?

Tix: Die Stadt hat ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht und ich bin oft mit den Nachbarn an der Steinstraße im Austausch. Genau das ist unser Ziel. Wir wollen, dass die Menschen uns als Ansprechpartner ihrer Nöte sehen. Wir wollen „Kümmerer-Partei“ sein. Als dritten Punkt forcieren wir das Thema Innenstadt und Wirtschaftsförderung. Der Strukturwandel ist im Gange, aber er ist noch nicht abgeschlossen. Dazu gehört, dass wir eine schnelle Verwaltung und schnelles Internet in jeder Ecke dieser Stadt brauchen. Ich habe den Anspruch, freies Wlan flächendeckend in der Innenstadt zu haben. Ich möchte digitale Kommune werden. Modernste Stadt im Ruhrgebiet wäre schön. Diese Themen wollen wir in die Fraktion tragen.

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Wie wollen Sie es schaffen, gerade jüngere neue Mitglieder zu gewinnen? Nach wie vor ist es schwierig, diese fürs Ehrenamt, für Vereine und Verbände zu begeistern.

Gigla: Wir haben einen sehr aktiven Jugendrat und lebhafte Jusos, die uns unterstützen. Wir bauen auf Mund-zu-Mund-Propaganda, denn auch sie tragen die gute Stimmung in der Partei oder bei Aktionen, an denen sie teilgenommen haben, in ihre Freundeskreise weiter. Viele junge Leute sind politisch interessiert und wollen sich engagieren.

Tix: Wir haben schon noch einige junge Leute, die mitmachen. Wir werden aber auch weiter jugendgerechte Beteiligungsformate etablieren, dazu zählen etwa Facebook-Live-Videos. Und wir werden auch Themen setzen, die junge Menschen interessieren. Wir sind aber offen für alle Mitglieder. Gerade der Mittelbau fehlt uns als Partei. Die Spanne zwischen 30 bis Mitte 40 ist zu wenig in unserer Partei vertreten. Das sind die Menschen die viel arbeiten, die Kinder haben, die ihre Eltern pflegen müssen, die einfach wenig Zeit haben. Und da wollen wir Möglichkeiten schaffen, wie sie bei uns mitwirken können.