Gladbeck. Das Land hat Daten zum Unterrichtsausfall in NRW veröffentlicht. Wie eine Schule in Gladbeck es schafft, dass keine Unterrichtsstunde ausfällt.

Über den Schulunterricht mit Homeschooling und Distanzunterricht in Zeiten von Corona gab es viel Ärger. Aber auch bereits vor der Pandemie sind viele Unterrichtsstunden ausgefallen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD. Das Ergebnis: Je nach Schulform ist in Gladbeck zum Teil sogar mehr Unterricht ausgefallen als im Landesdurchschnitt. Die Daten wurden für jede einzelne Schule erfasst. Dabei fallen in Gladbeck zwei Besonderheiten auf.

Die Zahlen beziehen sich auf den untersuchten Zeitraum des Schuljahres 2018/2019 sowie des ersten Halbjahres 2019/20. Für das zweite Schulhalbjahr liegen keine verwertbaren Daten vor, heißt es in der Antwort der Landesregierung.

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Am meisten Schulstunden sind an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule ausgefallen

Besonders hoch ist der Unterrichtsausfall an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Rentfort-Nord. An keiner anderen Schule in Gladbeck fiel so viel Unterricht aus wie dort. Im Schuljahr 2018/19 fanden dort 7,5 Prozent der Schulstunden nicht statt, im ersten Halbjahr 2019/20 waren es noch 6,1 Prozent. Damit liegt die einzige Gesamtschule in der Stadt deutlich über dem NRW-Schnitt für diese Schulform mit 5,3 Prozent.

Keine Erhebung in der Pandemie

Mit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 und den Schulschließungen vor den Osterferien im Jahr 2020 wurde die Erhebung bis zum heutigen Zeitpunkt ausgesetzt, so das Land NRW.

Der Unterrichtsausfall sei immer noch eine der größten Herausforderungen für die Landesregierung. Viele Schulen leiden unter einem erheblichen Personalmangel, der vielerorts zu hohem Unterrichtsausfall führt. Jeder Tag mit Unterrichtsausfall ist einer zu viel, heißt es in der Antwort der Landesregierung weiter.

Schulleiterin Alrun ten Have sieht den Grund für den Ausfall vor allem aufgrund von Personaldefiziten, begründet auch in der Altersstruktur ihres Kollegiums. „Im Moment haben wir sehr viele junge Lehrkräfte.“ Allein sieben seien aktuell in Elternzeit. Schwangerschaft und Elternzeit machten einen Großteil des Ausfalls aus. „Und auch für dauerhaft Erkrankte, die nahe der Verrentung stehen, bekommen wir keinen Ersatz.“

An der Erich-Kästner-Realschule wird auf Lernzeiten gesetzt – auch bei Lehrerausfall

Die Erich-Fried-Hauptschule kommt 2018/2019 auf einen ähnlich hohen Wert wie die Gesamtschule: 6,9 Prozent. Im ersten Halbjahr 2019/2020 kann sie den Wert fast halbieren und kommt auf 3,8 Prozent.

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Ein gegenteiliges Bild zeigt sich an der Erich-Kästner-Realschule. Dort ist nach Auswertung des Landes 2018/19 gar kein Unterricht ausgefallen. Die Quote dort liegt bei Null Prozent. Und auch im ersten Halbjahr 2019/2020 ist die Zahl mit 0,2 Prozent an der Realschule extrem niedrig.

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„Das ist tatsächlich kein Fehler, bei uns fällt kein Unterricht aus“, bestätigt Schulleiter Ulrich Elsen auf Anfrage. Natürlich seien auch an seiner Schule mal Lehrerinnen und Lehrer krank, es gebe aber ein Konzept, wie diese Stunden aufgefangen werden. „Die Kinder haben in diesen Zeiten dann Lernzeiten. Bei uns gibt es keine Hausaufgaben, dafür im Stundenplan verankerte Lernzeiten, in denen Aufgaben erledigt werden.“ Fällt eine reguläre Stunde aufgrund eines Personalausfalls aus, wird diese in eine Lernzeit umgewandelt. Dazu stehen dann Vertretungslehrer als Ansprechpartner bereit. „Unter anderem über diesen Weg schaffen wir es seit etwa acht Jahren, dass kein Unterricht ausfällt“, berichtet Ulrich Elsen.

Ulrich Elsen, Leiter der Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck, hat ein besonderes Konzept, daher fallen auch an seiner Schule keine Unterrichtsstunden aus.
Ulrich Elsen, Leiter der Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck, hat ein besonderes Konzept, daher fallen auch an seiner Schule keine Unterrichtsstunden aus. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

So ist die Situation an Gymnasien und Grundschulen

Unterschiedlich sieht es bei den beiden weiteren Realschulen aus. Die Anne-Frank-Realschule kommt 2018/2019 auf einen Wert von 3,8 Prozent, 2019/2020 ist der Ausfall mit 1,4 Prozent gering. An der Werner-von-Siemens-Realschule ist der Ausfall mit 4,4 Prozent bzw. 5,2 Prozent deutlich höher.

An den drei Gymnasien in der Stadt ist das Bild gemäßigt. Am meisten Unterricht fiel 2018/2019 am Riesener-Gymnasium aus (3,7 Prozent), dahinter folgt das Heisenberg-Gymnasium mit 2,5 Prozent. Am Ratsgymnasium gab es mit 2,2 Prozent den wenigsten Ausfall. Die Zahlen lagen 2019/2020 auf ähnlichem Niveau: Riesener-Gymnasium: 2,5 Prozent, Ratsgymnasium: 2,1 Prozent, Heisenberg-Gymnasium: 2,9 Prozent.

Die Situation an den Grundschulen ist sehr unterschiedlich. Dort reicht der ersatzlose Unterrichtsausfall im Jahr 2018/2019 von 1,2 Prozent (Südparkschule) bis zu 5,9 Prozent (Lambertischule). 2019/2020 ist der Ausfall an der Wittringer Schule mit 6,1 Prozent am höchsten, an der Südparkschule (0,7 Prozent) wie auch schon 2018/2019 am geringsten. Die Förderschule Roßheideschule weist einen Wert von 3,3 Prozent (2018/2019) bzw. 4,5 Prozent (2019/2020) auf.