Gladbeck. Internet und Technik im Neubau des Gladbecker Heisenberg-Gymnasiums laufen nicht reibungslos. Nach langer Fehlersuche bahnt sich eine Lösung an.

Der Neubau des Heisenberg-Gymnasiums als nun modernster Oberschule im Stadtgebiet sollte zugleich Referenz-Modell für die digitale Schule der Zukunft in Gladbeck sein. Nach dem Umzug im Frühling dieses Jahres hakt es mit dem modernen Unterricht über Smartboards, iPads und Co. aber kräftig. Der Zugriff aufs Internet oder auf die moderne Technik im Klassenraum klappt in der Praxis nicht reibungslos. Die Fehlersuche zieht sich seit mehr als einem halben Jahr und zerrt an den Nerven aller Beteiligten. Hintergrund ist eine komplexe Problemlage mit negativen Überraschungen.

+++ Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Gladbeck. +++

„Wir haben ja nicht blauäugig angenommen, dass mit dem Einzug ins neue Gebäude alles reibungslos funktioniert“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Anja Peters-Kern. „Und wir wollen keine Schuld zuweisen, denn wir verstehen, dass für alle Beteiligten die erste digitale Schule dieser Art in Gladbeck ein Lernprozess ist und sich viele Experten um eine Lösung bemühen. Aber dass es so lange andauert, das ist schwer nachzuvollziehen und sorgt dafür, dass der Unmut bei Schülern, Eltern und Lehrern wächst.“

Im Kern geht es um zwei Probleme

Blick auf den Neubau des Heisenberg-Gymnasiums an der Konrad-Adenauer-Allee in Gladbeck mit Solardach und Artur-Schirrmacher-Sporthalle (vorn).
Blick auf den Neubau des Heisenberg-Gymnasiums an der Konrad-Adenauer-Allee in Gladbeck mit Solardach und Artur-Schirrmacher-Sporthalle (vorn). © www.blossey.eu | Hans Blossey

Die Fraktion der Gladbecker Grünen hatte im Digitalausschuss auf das Dilemma hingewiesen und um Auskunft gebeten. Im Kern geht es am Heisenberg um zwei Probleme. Einerseits darum, sich mit einem Smartphone, Tablet/iPad oder Laptop in das WLAN-Netzwerk der Schule einloggen zu können, um Zugriff auf das Internet zu haben. Und andererseits darum, vom iPad eine Verbindung mit dem Smartboard herzustellen, der elektronischen großen Tafel im Klassenraum, um dorthin Inhalte zu spiegeln. iPads sind die mobilen Endgeräte, für die sich die Schulgemeinde als Arbeitsgerät entschieden hat, mit dem Schüler und Lehrer am Heisenberg den digitalen Unterricht gestalten.

Das Ärgerliche sei, „dass mal der kabellose Zugriff aufs Smartboard im Klassenraum möglich ist und dann plötzlich wieder nicht“, berichtet Peters-Kern. Zudem lasse sich nicht nachvollziehen, „warum die Verbindung nicht mehr klappt, obwohl alles genau identisch gemacht wurde.“ Ähnlich sei es mit dem Einloggen über das WLAN, das mal funktioniere und mal nicht. „Unser Netzwerk ist eigentlich auf bis zu 2000 Geräte ausgelegt. So viele haben wir bei rund 630 Schülerinnen und Schülern und 70 Lehrerinnen und Lehrern längst nicht im Einsatz. Und auch die Bandbreite von einem Gigabit müsste gut ausreichen.“

Eine Arbeitsgruppe wurde zur Problemlösung gebildet

Baupläne hängen im Baucontainer der Baustelle am Heisenberg-Gymnasium (Archivbild). Das Gebäude wurde auch umfassend verkabelt und mit Technik als digitale Schule der Zukunft ausgestattet.
Baupläne hängen im Baucontainer der Baustelle am Heisenberg-Gymnasium (Archivbild). Das Gebäude wurde auch umfassend verkabelt und mit Technik als digitale Schule der Zukunft ausgestattet. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Wir haben eine Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten gebildet, um die Probleme zu besprechen und zu lösen“, berichtet Schuldezernent Rainer Weichelt. Darunter der Hochtief-Konzern, der das Gebäude mitsamt der Smartboardtechnik errichtet hat, und deren beauftragte IT-Experten. Zudem Vertreter des Internetproviders, der die Business-Breitbandverbindung via Kupferkabel sicherstellt, IT-Experten und Verwaltungsmitarbeiter der Stadt, sowie Informatik-Lehrer der Schule und die Schulleitung. Es scheine sich nun herauszukristallisieren, so Weichelt, dass doch die massive Anzahl der eingeloggten Geräte wie auch die Betriebssysteme Grund der Probleme seien.

Das bestätigt der IT-Experte der Stadt, Christian Kaspari. Die kabellose Verbindung mit den Smartboards sei nicht so einfach möglich. Vertraglich sei mit Hochtief vor Jahren geregelt worden, „dass der Zugriff über den PC im Klassenraum auf die Smartboards erfolgt. Das funktioniert problemlos“. Inhalte vom iPad via Airplay auf die Tafeln zu spiegeln, das klappe im Klassenverband aber nicht reibungslos. Hierzu warte man auf Antworten der Hersteller, ob es an der Apple-Software liegt, oder an der des Smartboards. Ein kabelgebundener Zugang zum Smartboard via iPad sei im Unterricht aber möglich, „ebenso auch kabellos von der ganzen Klasse, wenn ein Hotspotzugang eingerichtet wird“.

„Geheime“ Zugangssperre des Providers entdeckt

Mittlerweile sei zudem klar, dass die Anzahl der Verbindungen, die die im Netzwerk der Schule eingeloggten Geräte nach außen aufbauen, das Problem seien. „Wir haben festgestellt, dass bei mehr als 3000 Verbindungen keine weiteren Zugänge in das WLAN-Netzwerk möglich sind“, so Kaspari. Und man habe erst mit einiger Hartnäckigkeit herausgefunden, „dass unser Provider eine Zugangsgrenze von etwa 3000 Verbindungen eingezogen hat, die dem First-Level-Support des Unternehmens offenbar selbst nicht bekannt war, die nicht zu entfernen ist“. Und die könnten in Spitzen am Heisenberg zusammenkomme, da das WLAN auch für private Smartphones von Schülern und Lehrern freigegeben worden sei. Jedes Gerät könne mehrere Verbindungen aufbauen. Zudem würden sich auch die 60 Smartboards bei Gebrauch einloggen, außerdem weitere Hardware wie etwa WLAN-Router oder Zugangspunkte, wenn sie Updates herunterladen.

Als Zwischenlösung habe man einen VPN-Tunnel über ein Rechenzentrum hergestellt, um mehr als 3000 Zugriffe zu ermöglichen. Zudem sei ein befristeter Vertrag (sechs Monate) mit einem weiteren Provider über ein Glasfaserkabel im Gespräch, um schnell mehr Bandbreite bereitstellen zu können. Dies soll zeitnah erfolgen. Generell wird zudem der Vertrag zur Glasfaserkabel-Anbindung aller Gladbecker Schulen im Frühjahr 2022 ausgeschrieben. Dies muss aufgrund des Kostenvolumens (etwa 1,5 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 5 Jahren) europaweit passieren. Um das Netzwerk am Heisenberg zu entlasten, sei davon auszugehen, dass der WLAN-Zugang für Privatgeräte am Gymnasium zum Jahresende gesperrt werde, so Kaspari. Die Einrichtung eines externen Zuganges mit begrenztem Datenvolumen pro Nutzer außerhalb des Schulnetzwerkes sei als Ersatz denkbar.