Erst Klause und Foyer, dann der Kinosaal: Schritt für Schritt wird das lange geschlossene Rex-Kino in Gladbeck wiederbelebt. Das ist geplant.
Zum Ende hin war ihr Ruf ziemlich ruiniert. Die Wirte wechselten häufig. Die Leute an der Theke – nicht gerade das Publikum, das man sich so wünscht. Vor wenigen Jahr gingen die Lichter in der Rex-Klaus an der Rentforter Straße dann dauerhaft aus. Doch das soll sich schon bald wieder ändern. Es gibt nämlich einen Neustart für die Klause. Und irgendwann einmal auch für das Rex-Kino gleich nebenan, dem die kleine Kneipe ihren Namen verdankt.
An der Außenreklame des geschlossenen Gladbecker Kinos steht: „Ein Herz fürs Rex“
Ihre Botschaft verkünden Stefan Langhoff und seine Mitstreiter direkt an der Außenreklame des alten Lichtspielhauses: „Ein Herz fürs Rex“ steht da. Gerade einmal vier Jahre alt war Langhoff, als im Rex 1994 der letzte Film über die Leinwand flimmerte. Justin Wolfram und Luca Letzel, seine beiden Partner, waren noch nicht einmal geboren.
Und dennoch haben die drei das alte Kino zu ihrer Herzensangelegenheit erklärt. Seit etlichen Monaten – die Stunden wollen sie erst gar nicht zusammenzählen – verbringen sie mit weiteren Helfern mehr oder weniger jede freie Minute an der Rentforter Straße mit dem Ziel, aus der Kino-Ruine wieder einen Ort zu machen, der allen Gladbeckerinnen und Gladbeckern für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen offen steht.
Zum Glück sind sie alle handwerklich fit, denn ein Blick ins Foyer und in den ausgebrannten Kinosaal würde bei jedem, der keine Ahnung von der Materie hat, sofort einen Fluchtreflex auslösen. Stefan Langhoff aber hat die zukünftige Nutzung des vor fast 30 Jahren aufgegebenen Kinos schon glasklar vor Augen. Dabei ist der erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufene Förderverein zur Belebung des Komplexes erst einmal zu den Akten gelegt. Stattdessen haben Langhoff, Wolfram und Letzel eine Unternehmergesellschaft (UG) gründet, um das Projekt professionell zu stemmen. Das, sagt Langhoff, hat sich als effektiver erwiesen als der Verein.
Die neue Rex-Klause in Gladbeck soll Ende des Jahres wieder öffnen
Geackert haben alle Beteiligten auch schon ordentlich – hinter den runtergelassenen Rollos der alten Kneipe. Die Rex-Klause, so der Plan, soll schon Ende des Jahres, spätestens aber Anfang 2022, wieder öffnen. Hier ist der Umbau so gut wie abgeschlossen. Den Durchbruch zum Foyer des Kinos gibt es ebenfalls bereits. Und das Konzept für die neue Rex-Klause spiegelt sich auch schon erkennbar in den geleisteten Renovierungsarbeiten. „Kneipen gibt es in Gladbeck genug. Die neue Rex-Klause soll deshalb Lounge und Bar werden“, erklärt Stefan Langhoff. Eine Location, die vor allem jüngeres Publikum im Alter von 18 bis 35 ansprechen soll. Bei chilliger Musik einen guten Cocktail schlürfen – so stellen sich die drei Jung-Unternehmer den Neustart vor. Geöffnet haben soll die neue Rex-Klause anfangs nur freitags- und samstagabends. „Wenn’s läuft, nehmen wir noch einen dritten Tag dazu“, so Langhoff.
Dabei soll der Charme der alten Klause durchaus erhalten bleiben – in die Neuzeit geholt durch eine coole, je nach Event wechselnde Beleuchtung und modernes Mobiliar. Das setzt dann das um die 70 Jahre alte Ensemble aus Tresen und Thekenschrank – beides wird aufgearbeitet, aber bewusst nicht modernisiert – erst so richtig in Szene. Im hinteren Bereich der Rex-Klause gibt es noch einen Raum, der auch mal für eine kleine Feier genutzt werden kann. Von dort aus geht es weiter Richtung Kino-Foyer. Hier soll die Renovierung starten, sobald das Klausen-Projekt abgearbeitet ist.
Die größte Baustelle ist der ausgebrannte Kinosaal vom Gladbecker Rex-Kino
Erste Einnahmen in Sicht
Mit Eröffnung der Rex-Klause in wenigen Wochen können die Jung-Unternehmer auch erste Einnahmen für ihr Umbauprojekt „Rex-Kino“ generieren. Im Moment stecken sie nämlich nicht nur ganz viel Muskelkraft in das Vorhaben, sondern auch ihr Geld.
Finanzielle Unterstützung gibt es lediglich aus dem Landesfördertopf zur Stärkung der Innenstadt. Das mindert die zu zahlende Miete für Klause und Kino.
Schritt drei, und gleichzeitig auch die größte Baustelle des Rex-Projektes, ist dann der ausgebrannte Kinosaal. 1999, wenige Jahre nach der Kinoschließung, hatten Brandstifter hier gezündelt. Ein leicht brandiger Geruch liegt nach wie vor in der Luft, Wände und Decke sind schwarz verkohlt. In der Decke klafft ein Loch, halb geschmolzene Lampen an den Wänden zeugen von der Verwüstung, die die Flammen angerichtet haben.
Aber Stefan Langhoff nimmt den leichten Brandgeruch gar nicht wahr. Und beim Blick ins Foyer und in den Saal sieht er auch nicht nur das Chaos aus Verwüstung, altem Mobiliar, abgerissener Wandverkleidung, stockfleckigen Kinoplakaten und Feuerschaden. Vor seinem geistigen Auge schaut er vielmehr auf eine gut besuchte Rex-Klause und ein schickes Foyer, das unter anderem einmal ein kleines Rex-Kino-Museum mit vielen cineasten Erinnerungsstücken beherbergen soll. Und auch der Kinosaal selbst ist dann für ihn keine Brandruine mehr, sondern vielmehr ein Treffpunkt für alle Gladbeckerinnen und Gladbecker. Konzerte sollen hier stattfinden, Theaterdarbietungen, Schulaufführungen, Lesungen. Und garantiert, davon ist Langhoff fest überzeugt, wird auch der eine oder andere Film wieder über die Leinwand im neuen Rex-Saal flimmern. In einigen Jahren. Und bis dahin wird weiter geschuftet. So ist da eben mit echten Herzensangelegenheiten.
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