Gladbeck. Ab Frühjahr ‘22 sollen auch in Gladbeck zunächst für ein Jahr E-Scooter rollen. Trotz einiger Skepsis sagt der Planungsausschuss Ja zum Konzept.

Auch in Gladbeck wird man sich ab kommenden Jahr per Elektro-Scooter auf Leihbasis fortbewegen können – zumindest ein Jahr lang. Der Vorschlag der Verwaltung, dies testweise zunächst für zwölf Monate anzubieten, passierte bei Gegenstimmen der Grünen und der Linken den Planungssauschuss. Ab Frühjahr 2023 sei dann sogar, wenn der Test zufriedenstellend verläuft, ein festes Angebot vorstellbar. Zumindest gebe es dazu Anfragen von drei Verleih-Anbietern, hieß es.

Die Verwaltung will nun mit den Anbietern in Verhandlungen über eine Kooperationsvereinbarung einsteigen. Gedacht ist an eine Flottengröße von rund 300 E-Scootern. Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer sagte, die Chancen, die sich aus einem erweiterten, innerstädtischen Mobilitätsangebot für Gladbeck ergeben, sollten genutzt werden. „Das ist eine interessante Ergänzung.“ Gerade das Free-Floating-System (stationsloses Angebot) biete eine hohe Flexibilität für die Nutzer, gerade auch in Zeiten eines ausgedünnten ÖPNV-Angebots.

Mit dem E-Scooter legen Nutzer im Schnitt 1,5 bis 2 Kilometer zurück

E-Scooter stehen am Straßenrand – wie hier am Hauptbhanhof in Essen. In Gladbeck sollen rund 300 der elektrischen Rollen zum Einsatz kommen.
E-Scooter stehen am Straßenrand – wie hier am Hauptbhanhof in Essen. In Gladbeck sollen rund 300 der elektrischen Rollen zum Einsatz kommen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die E-Scooter (elektrisch betriebene Roller) seien ein junges Verkehrsmittel, das von Interessenten vor allem für die „letzte Meile“ genutzt werde, so die Verwaltung – etwa in den späten Abendstunden vom Bahnhof (wenn es keine ÖPNV-Verbindung mehr gebe) für den Weg nach Hause. Die übliche Distanz von E-Scooter-Nutzern liege zwischen 1,5 und 2 Kilometern – eine Strecke, die zwischen der durchschnittlichen Distanz liege, die zu Fuß (0,9 Kilometer) oder mit dem Fahrrad (3,4 Kilometer) zurückgelegt werde.

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Die Verwaltung verhehlte nicht, dass es auch Nachteile und Probleme mit E-Scootern gibt. So zählen E-Scooter nicht zu den umweltfreundlichsten Formen der Mobilität, der CO2-Verbrauch liege zwischen 88 und 126 Gramm pro Kilometer und damit deutlich höher als bei E-Bikes (20 bis 25 Gramm). Grund sei die kurze Lebensdauer der Akkus bei E-Scootern. Auch das falsche Abstellen der E-Scooter im Stadtgebiet, das nächtliche Einsammeln der Roller durch Geringbeschäftigte sowie auch Falschverhalten von E-Scooter-Fahrern im Straßenverkehr seien Kritikpunkte.

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Grüne und Linke lehnen die elektrischen Roller als nicht umweltfreundlich ab

In der Gesamtabwägung erscheine es aber nicht verhältnismäßig zu versuchen, den ausschließlich privatwirtschaftlich getragenen Unternehmen einen Zugang zum Gladbecker Markt zu verwehren, so Baurat Dr. Volker Kreuzer. Die Verwaltung wolle entsprechend auf die Verleihfirmen einwirken, bestimmte Sperrgebiete für die Elektroroller auszuweisen – Wittringen oder die Fußgängerzone etwa sollen zum Abstellen der Scooter tabu sein. Auch will man auf die Optimierung der Klimabilanz drängen und die Einhaltung von Mindestlöhnen von Mitarbeitern fordern.

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Die Grünen lehnten am Ende der Diskussion im Ausschuss dennoch das Vorhaben ab. E-Scooter seien nicht nachhaltig, so Fraktionsvorsitzende Ninja Lenz. Auch Benedikt Jung lehnte für die Linken das Projekt ab, es sei nicht umweltfreundlich. Beide meinten, auch bislang würden Verkehrsteilnehmer die „letzte Meile“ bewältigen – zu Fuß oder mit dem Rad und damit klimaneutral.

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SPD und CDU wollen der „neuen Mobilität“ eine Chance geben

SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind sagte dagegen, man könne „die Entwicklung nicht aufhalten“. Letztlich sei es ein privates Geschäftsmodell, bei dem die Stadt während des Versuchs eine „strikte Agenda“ festlegen könne, auch was „vernünftige Arbeitsverhältnisse für die Abräumer“ (Einsammler der am Zielort der Nutzer stehen gelassenen E-Scooter).

Auch Ratsherr Robert Ernst plädierte für die CDU-Fraktion pro E-Scooter-Versuch. Man solle neuen Mobilitätsträgern eine Chane geben, „wir schauen nach dem Versuchsjahr, wie sich der Bedarf entwickelt“.