Gladbeck. Seit Ausbruch der Corona-Krise haben viele Schulen Klassenfahrten gestrichen. Ob Kinder und Jugendliche nun wieder ihre Koffer packen dürfen?
Sie gehören zu einer Schullaufbahn wie Deutsch, Biologie und Sport: Klassenfahrten. Für Kinder und Jugendliche stellen sie Höhepunkte dar. Diese willkommene Abwechslung war seit Ausbruch der Corona-Pandemie an vielen Schulen in Gladbeck gestrichen. Nun ruhen Hoffnungen auf den kommenden Monaten. Ob Kinder und Jugendliche diesmal ihre Koffer packen dürfen?
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Die Berge im In- und Ausland sowie die See, das waren vor Beginn der weltweiten Gesundheitskrise Ziele, die Lehrkräfte mit ihren Schützlingen ansteuerten. Daraus wurde nun in vielen Fällen nichts. Anja Peters-Kern, stellvertretende Leiterin des Heisenberg-Gymnasiums, berichtet: „Seit März 2020 haben wir das meiste absagen müssen. Als einzige mehrtägige Fahrt war ein Besuch des Leistungskurses Geschichte nach Münster und Berlin möglich.
Schulen planen in Gladbeck mit Ausstiegsoptionen
Diese Studienfahrt fiel in eine halbwegs entspannte Phase der Corona-Pandemie.“ 22 Jugendliche plus zwei Lehrer waren seinerzeit auf Tour. Vor Ort, so betont die Lehrerin, galt ein Hygiene-Konzept mit den mittlerweile weithin üblichen Regeln wie: Hände desinfizieren, Abstand halten, kleine Gruppen beim Mittagessen. Die Strecke legten die jungen Leute aus Gladbeck per Bahn zurück: „Selbstverständlich mussten die Schüler im Zug ihre Masken tragen.“
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Diese Studienfahrt kann laut Peters-Kern auch in diesem Jahr realisiert werden. Die Vize-Schulleiterin: „An dem Seminar in Berlin und Münster nehmen diesmal 28 Schüler und zwei Lehrer teil.“ Was vielleicht – mit aller Vorsicht – wieder klappen könnte: eine Skifreizeit. Darüber dürften sich gewiss 66 Jugendliche der Stufe 9 freuen. Ziel wäre Saalbach-Hinterglemm in Österreich. „Wir haben so geplant, dass wir ohne finanziellen Schaden stornieren könnten“, erläutert Anja Peters-Kern.
Das Ausland als Ziel kommt oft nicht in Frage
Die stellvertretende Schulleiterin erzählt: „Vor Corona haben wir in der fünften Klasse eine Kennenlern-Fahrt gehabt.“ Sechst-, Siebtklässler durften ins Sport- und Erlebnisdorf Hinsbeck an der niederländischen Grenze reisen. In Stufe 8 stand ein Frankreich-Austausch auf dem Programm: „Der wird wieder ausfallen.“ Grund: „Die Auflagen auf französischer Seite sind viel strenger als unsere.“ Das Wagnis wäre einfach zu groß, sollte sich die Corona-Lage wieder zuspitzen, meint die Pädagogin.
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Üblicherweise reisten Heisenberg-Gymnasiasten in der neunten Klasse nach Großbritannien, auch diese Fahrt fiel im Jahr 2020 dem Coronavirus zum Opfer. Ob’s in diesem Jahr etwas wird? Vor dieser Frage steht auch die Q1, die sonst eine fünf- bis siebentägige Studienfahrt unternommen hat. Wenn überhaupt konkrete Pläne auf den Tisch kommen, dann „mit allen Ausstiegsoptionen“.
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An der Erich-Fried-Hauptschule steht die Marschrichtung eindeutig fest. Konrektor Christoph Hauptvogel: „Wir haben für dieses Jahr keine Klassenfahrten beantragt und nehmen davon Abstand.“ In der Regel machten sich die Stufen fünf oder sechs, sieben oder acht auf den Weg – „innerhalb Deutschlands, manchmal ins Sauerland, manchmal an die See“. Hauptvogel: „Vielleicht gab es auch dann und wann mal eine Abschlussfahrt.“
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Aber mit Blick auf die Kostenseite solcher Unternehmungen, sollten sie abgesagt werden müssen, wolle man an der Hauptschule dieses finanzielle Wagnis nicht eingehen. Einmal ganz abgesehen davon, welche gesundheitlichen Risiken die dynamischen Corona-Zeiten bergen. Hauptvogel: „Die Kollegen sind vorsichtig.“ Schließlich sitzen alle Reiselustigen in einem Bus zusammen. Der Konrektor hofft, dass Klassenfahrten an der Erich-Fried-Schule bald wieder unbeschwert möglich sind.
Finanzieller Hintergrund
„Im vergangenen Jahr hat das Land die Stornierungskosten für Klassenfahrten übernommen“, sagt Anja Peters-Kern, stellvertretende Schulleiterin am Heisenberg-Gymnasium. Das sei diesmal anders. „Das Land hat angekündigt, dass es diese Kosten nicht mehr trägt“, so Peters-Kern.
Diesen Umstand haben die Schulleitungen im Blick. Christoph Hauptvogel, Konrektor an der Erich-Fried-Hauptschule: „Wir wollen nicht, dass die Eltern auf den Kosten sitzen bleiben.“
Für die Schützlinge von Ulrich Elsen und seinem Kollegium an der Erich-Kästner-Realschule hieß es ebenfalls: Wir müssen zuhause bleiben! Der Schulleiter berichtet: „Wir konnten im Jahr 2020 nicht mit gutem Gewissen auf Klassenfahrt gehen – alles ist ausgefallen.“ Größtenteils handele es sich um Bustouren: in der Stufe fünf oder sechs, in der Achten themengebundene Erlebnisfahrten – zum Beispiel Einkehrtage im Kloster – und noch einmal als krönenden Schlusspunkt eine Reise.
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„In der Zehnten ging es in der Vergangenheit vor Corona schon mal nach Belgien, Holland oder Italien. Wir sind aber ebenso in Deutschland geblieben, waren zum Beispiel in Hamburg oder Berlin“, zählt Elsen auf. Wie die Reisepläne 2021 aussehen und umgesetzt werden könnten, das richte sich auch nach dem Willen von Eltern und Schülern. Elsen weiß: „Manche sagen: lieber nicht!“ Das sei „ein bisschen traurig“, jedoch: „Nur ein positiver Corona-Fall – und alles bricht zusammen.“
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Daher „fahren wir in diesem Jahr wieder im Notbetrieb“: „Eigentlich wollten wir mit der Sechsten auf Klassenfahrt gehen, vielleicht klappt es im kommenden Frühjahr.“ Man müsse halt gucken, was überhaupt möglich sei. „Es ist noch nichts festgezurrt“, unterstreicht der Realschulleiter. Geplant werde „mit allen Optionen, die Umsetzung hängt auch von Klassen und Lehrern ab“. Ulrich Elsen stellt klar: „Wenn wir fahren, dann nicht ins Ausland, das wäre wegen einer möglichen Quarantäne ein Risiko.“