Gladbeck. Es wird kühler, damit steigt die Sorge vor Corona-Infektionen – auch im Unterricht. Schüler in Gladbeck saßen bereits mit Jacke im Klassenraum.

Der Herbst ist da – und mit den niedrigeren Temperaturen und dem vermehrten Aufenthalt in geschlossenen Räumen wird auch eine Zunahme der Corona-Infektionen befürchtet. Dauerlüften in Klassenzimmern geht bei Kälte nicht mehr. Das sorgt auch einige Schulleiter in Gladbeck.

„Wir haben die Eltern bereits gebeten, ihren Kindern Jacken und Pullover mitzugeben“, sagt Cäcilia Nagel, Leiterin der Lamberti-Schule. Bei laufender Heizung die Fenster aufzumachen, das werde sich in diesem Herbst und Winter nicht vermeiden lassen. Zudem sollen nicht mehr, so wie jetzt, dauerhaft die Fenster aufgelassen, sondern stoßgelüftet werden. „Dafür werden wir dann auch den Unterricht unterbrechen müssen.“ Ein weiteres Problem: Noch fehlen Endgeräte für Lehrer und Schüler, die zum Einsatz kommen könnten, wenn es aufgrund von Corona-Fällen zu Homeschooling kommt.

Mit Jacken im Unterricht – das kann keine Dauerlösung sein

Kinder der Mosaikschule saßen bereits an etwas kühleren Tagen mit Jacke im Klassenzimmer. „Aber das kann keine Dauerlösung sein“, sagt Schulleiterin Ute Kirsten. „Wir haben uns da schon gedacht, wo das hinführen soll – vor allem bei einstelligen Temperaturen.“ Im Zweifel müsse weniger gelüftet werden, es bringe nichts, wenn sich die Kinder erkälteten.

Peter Washausen, Leiter der Erich-Fried-Schule, setzt in der kalten Jahreszeit verstärkt aufs Stoßlüften. „Vielleicht muss dann auch mal darauf verzichtet werden, die Jacke im Unterricht auszuziehen,“ sagt er. Derzeit werde bei geöffneten Türen und Fenstern unterrichtet, um einen Luftaustausch zu gewährleisten. Das Tragen einer Maske im Unterricht ist an der Hauptschule freiwillig. „Schüler und Lehrer gehen damit unterschiedlich um.“

Fenster an Schulen nachgebessert

Um eine mögliche Konzentration von Coronaviren in Klassenräumen zu reduzieren, hat das Schulministerium NRW bislang offensichtlich keinen aktuellen Leitfaden „Lüften“ für die Wintermonate erarbeitet. Auf der Homepage wird zum Stichwort Innenraumhygiene auf ältere Veröffentlichungen zum Thema verwiesen, wie die des Umweltbundesamtes (November 2017). Empfohlen wird das Stoß- und Querlüften der Klassenräume in den Pausen. Bei drei- bis fünfminütiger Lüftung kühle der Raum auch im Winter nicht gravierend aus, da die Wärme über Wände und Boden im Raum gehalten werde. Moderne Raumfilter will das Schulministerium nicht finanzieren. Die Geräte würden rund 3000 Euro pro Klasse (also ca. 100 Euro pro Schüler) kosten und seien damit zu teuer, so Schulministerin Yvonne Gebauer.

Um den Gladbecker Schulen eine gute Durchlüftungsmöglichkeit ihrer Klassen- und Kursräume zu ermöglichen, hat die Stadt Gladbeck als Schulträger mittlerweile alle Gebäude kontrolliert und nachgebessert. „Defekte Fenster sind repariert worden“, so Christiane Schmidt vom Presseteam der Stadt. Am Heisenberg-Gymnasium, wo die Fenster zu tief in Richtung Bodenniveau waren, „sind Brüstungen als Sturzsicherung eingebaut worden“. Im Pavillon der Anne-Frank-Realschule wurden „neue Fenster eingebaut“. In allen Turnhallen sei das Lüftungssystem so eingestellt worden, „dass die Frischluftzufuhr in die Gebäude erhöht wurde“. Dies werde die Kosten für die Beheizung coronabedingt erhöhen und entsprechend zu Mehrkosten im Etat führen.

Schulleiter: Hauptschüler haben Schwierigkeiten mit dem eigenständigen Lernen

Sorgen macht sich Washausen um das Lernen auf Distanz, sollte dies aufgrund von Quarantäne-Fällen erforderlich werden. „Jemand, der zu uns an die Hauptschule kommt, hat Schwierigkeiten, eigenständig zu lernen.“ Die Schule sei jedoch vorbereitet, eine Lernplattform ist eingerichtet. Jetzt komme es jedoch noch darauf an, dass die Lehrkräfte im Umgang mit der Plattform geschult werden, zudem warte er noch auf digitale Endgeräte für die Lehrer. Auch Laptops für die Schüler seien noch nicht angekommen.

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Ähnlich sieht es am Heisenberg-Gymnasium aus. Für den Fall, dass es im Herbst und Winter zu Schließungen oder Quarantäne-Fällen für einzelne Klassen kommen werde, hat das Kollegium am Heisenberg-Gymnasium ein Konzept unter dem Motto „Unterricht auf Distanz“ entwickelt. „Der Stundenplan ist so eins zu eins im häuslichen Lernen umsetzbar“, so Schulleiter Peter Hogrebe. Der Unterricht soll dann zu 50 Prozent über Videokonferenzen stattfinden, zu 50 Prozent werden die Schüler in vorgegebenen Zeiten Aufgaben erledigen müssen.

Am Heisenberg-Gymnasium gibt es eine starke Empfehlung zum Tragen einer Maske

Voraussetzung dazu: Schüler und Lehrer müssen mit Geräten und Internetverbindung ausgestattet sein. „Die Dienstlaptops für die Lehrer sind bestellt. Sie sollen im Laufe des Jahres eintreffen“, so Hogrebe. Wer von den Schülern kein Endgerät hat, soll sich eines von der Schule ausleihen können. Auch wenn im Unterricht seit ein paar Wochen keine Maskenpflicht mehr herrscht, hat Schulleiter Hogrebe eine „starke Empfehlung“ ausgesprochen, den Schutz weiterhin zu tragen. Dazu sei auch das Votum der Elternschulpflegschaft eingeholt worden. „Es gibt nur ganz wenige, die sich nicht daran halten.“

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Mit Blick auf die nun beginnenden kühleren Tage und damit der Tatsache, dass während des Unterrichts nicht dauerhaft die Fenster geöffnet sein können, macht sich Hogrebe keine Sorgen. „Die Fenster müssen nicht permanent geöffnet sein. Stoßlüften und Lüften in den Pausen ist ausreichend.“ Zudem sei das Lüften im Herbst und Winter eher effektiver als im Sommer, da es eine größere Zirkulation der Luft aufgrund des größeren Temperaturgefälles gebe.

Matthias Schwark, Leiter der Ratsgymnasiums, verweist darauf, dass das Robert-Koch-Institut Lüftungen nach spätestens 45 Minuten empfiehlt. „Die Schüler sind in den Pausen draußen, während dieser Zeit kann gelüftet werden.“ In der Erkältungszeit komme es darauf an, mit Symptomen aufmerksam umzugehen. „Da sollte ein Kind auch lieber mal einen Tag zuhause gelassen werden.“ Ein absoluter Schutz könne in einer Schule nicht geboten werden. „Wir sind aber gut aufgestellt.“