Gladbeck. Die Gladbecker Christdemokraten lehnen den Bau eines sunnitischen Jungen-Wohnheimes ab. SPD-Ortsverbände haben offene Fragen. Das ist der Grund.

Vor der Bürgerversammlung zum geplanten Bau eines Wohnheimes für Jungen muslimischen Glaubens auf städtischem Grund beziehen die Gladbecker CDU und SPD-Ortsvereine Stellung zum Thema. Die Christdemokraten lehnen den Erbpachtvertrag mit dem sunnitischen Verein Interkulturelles Bildungszentrum Gladbeck e.V. (IBG) strikt als „integrationsfeindlich“ ab. Die SPD äußert sich moderater, sieht aber noch offene Fragen.

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CDU-Fraktionschef Peter Rademacher hat jetzt mit einem Schreiben an die Bürgermeisterin beantragt, für die Sitzung des Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschusses am 4. Oktober und die des Rates am 7. Oktober 2021 den Punkt „Erbbaupachtvertrag mit dem IBG auf der Roßheidestraße“ auf die Tagesordnung zu setzen. Mit der Ankündigung, zu beantragen, keinerlei Pacht oder Kaufverträge mit dem IBG „zur Errichtung einer Bildungseinrichtung in Gladbeck abzuschließen“.

„Eine integrationsfeindliche Pädagogik von Vorgestern“

Das islamische Jungenwohnheim soll im Garten des einstigen Pfarrhauses neben der Roßheideschule und dem Sportpark Mottbruch entstehen.
Das islamische Jungenwohnheim soll im Garten des einstigen Pfarrhauses neben der Roßheideschule und dem Sportpark Mottbruch entstehen. © funkegrafik nrw | Miriam Fischer

Im Gespräch mit der WAZ verweist Peter Rademacher auf den Dachverband ViKZ (Verband der Islamischen Kulturzentren), mit dem die IBG das Wohnheim errichten wolle. Man habe sich mit dem ViKZ und bereits betriebenen Wohnheimen beschäftigt und sehe in den islamischen Internaten „eine Pädagogik von Vorgestern“, wobei auch ein traditionelles wie konservatives Rollenbild von Frauen und Männern indoktriniert werde, „das nicht den demokratischen Grundwerten einer Gleichberechtigung der Geschlechter in Deutschland entspricht“. Für die CDU sei ein solches Bildungszentrum so „absolut integrationsfeindlich“ und für alle, die sich in Gladbeck um Integration bemühen, „ein Schlag ins Gesicht“. Für das IBG gebe es sicher andere Möglichkeiten der auch religionsübergreifenden Zusammenarbeit mit Bildungsträgern wie Vereinen in Gladbeck – und auch Förderprogramme des Landes, „um Kinder mit Migrationshintergrund bei der Bildung zu unterstützen“.

„Die Bedenken und Ängste der Menschen ernst nehmen“

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Die Vorsitzenden der südlichen SPD-Ortsvereine Brauck, Butendorf und Rosenhügel erklären in einer gemeinsamen Pressemitteilung, dass sie volles Verständnis für die kritische Diskussion über das geplante Projekt haben. Sie fordern die Bedenken und Ängste der Menschen ernst zu nehmen und kündigen ihre Teilnahme am Bürgerdialog am Samstag an. Auch dürfe es keine schnelle Entscheidung über die Grundstücksvergabe geben. Vielmehr fordern die Vorsitzenden mehr Transparenz und Antworten auf bestehende Fragen. Beim geplanten Neubau des ältesten Moscheevereines in Gladbeck, der bereits seit Jahrzehnten gute Jugendarbeit mit Hausaufgaben- und Nachhilfe leiste, handele es sich um ein außerordentlich anspruchsvolles kommunalpolitisches Thema. Hierbei sei es schwierig, es allen Beteiligten recht zu machen. Gerade deshalb, da es um das dichte Zusammenleben von Kulturen und Religionsgemeinschaften gehe, müssten „die Menschen transparent mitgenommen werden“.