Gladbeck. Die laut werdenden kritischen Fragen können nicht überraschen. Die Stadt sollte schnellstmöglich reagieren.

Die Politik ist zu Recht sauer über die Informationspolitik der Stadtspitze zum geplanten islamischen Wohnheim auf dem ehemaligen Paulus-Kirchengrund in Brauck. Dass eine solche Einrichtung auch zu Irritation und Kritik bei der Bevölkerung führen würde, war dem Sozialdezernenten sicherlich klar. Eine vorab ins Bild gesetzte Politik hätte dazu schon informierend in ihren Ortsablegern Fakten mitteilen, und die Diskussion versachlichen können – die jetzt auch wieder von Polemik geprägt wird.

Die laut werdenden kritischen Frage, ob eine solche Einrichtung eher Parallelgesellschaften befördert anstatt diese aufzubrechen, kann nicht überraschen. Im Besonderen angesichts der Sorge vor sich diesbezüglich verfestigenden Strukturen im Stadtsüden und hinsichtlich des auch dazu angestoßenen gesamtstädtischen Integrationskonzeptes als Gegenmaßnahme – zu dem die Errichtung eines islamischen Jungenwohnheims wohl kaum passt.

Bei konservativem Eigenverständnis kein Hort der religiösen Ökumene

Sicher, im Rahmen der Religionsfreiheit lässt unsere Verfassung im Rahmen der Einhaltung der Gesetze zu, dass Glaubensgemeinschaften auch Bildungseinrichtungen oder Internate betreiben. Dass diese bei konservativem Eigenverständnis und einseitigem Weltbild (z.B. Zeugen Jehovas) keine Horte der religiösen Ökumene sind, ist auch klar.

Das in Gladbeck geplante Teilzeitinternat ist kein Novum, da der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) davon bundesweit schon rund 20 Einrichtungen führt, der Großteil Jungenheime und nur eine Handvoll für Mädchen. Gemischte Heime gibt es nicht und sie sind auch nicht erwünscht, da in den freilich dort auch vermittelten religiösen Lehrinhalten ein konservatives Wertebild der Geschlechterrollen gilt. Das bedeutet nicht, dass hier per se schlechte Absichten am Werk sind. Die Absicht, Migrantenkindern einen besseren Schulabschluss durch Nachhilfe zu ermöglichen, ist gut. Das Festhalten an einem konservativen Islam und alten Rollenbildern kollidiert aber mit den Werten einer modernen, gleichberechtigten Gesellschaft.

Allen Fragen zur geplanten Neuansiedlung stellen, um Ressentiments gegebenenfalls auszuräumen

In Gladbeck sollten Stadt und Verein schnellstmöglich eine Bürger-Infoveranstaltung terminieren, um sich allen Fragen zur geplanten Neuansiedlung zu stellen, um Ressentiments gegebenenfalls auszuräumen, und um Transparenz zu schaffen.