Gladbeck. Mit dem Schulstart beginnt auch die Zeit der „Elterntaxis“. Eltern von Grundschülern an der Regenbogenschule in Gladbeck schlagen jetzt Alarm.

Das Problem „Elterntaxi“ ist ein Dauerthema und kocht regelmäßig zum Schuljahresbeginn auch in Gladbeck besonders hoch. Väter und Mütter bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule und holen sie wieder ab, halten möglichst nahe am Eingang, missachten Regeln, verursachen Verkehrschaos, und vor allem bringen sie viele kleine Fußgänger in Gefahr.

Das Problem betrifft in erster Linie Grundschulen. Einige besorgte Eltern haben sich jetzt an die WAZ-Redaktion gewandt. Ihre Kinder gehen zur Regenbogenschule in Gladbeck-Ost. Ein Vater, der namentlich nicht genannt werden möchte, fährt seine Tochter auch zur Schule, aber: „Ich stelle das Auto in einer Nebenstraße ab und begleite meine Tochter zu Fuß bis zum Schultor. Manchmal nehme ich noch andere Kinder an die Hand, damit auch sie den Krusenkamp sicher überqueren können“, erzählt er.

Appell: Eltern sollten in einiger Entfernung der Schule parken

Vor allem vor Schulbeginn sei die Situation katastrophal. „Autos stehen im absoluten Halteverbot, in zweiter Reihe, auf dem Bürgersteig, vor Garagen. Es sind immer dieselben Eltern, die sich so rücksichtslos verhalten, und wenn man sie anspricht, sind sie völlig uneinsichtig.“ Anne Frieß, Leiterin der Regenbogenschule, bestätigt das. „Das Thema steht regelmäßig auf der Tagesordnung der Klassenpflegschaftssitzungen. Aber die, die man erreichen will, sind oft unbelehrbar.“

SPD setzt auf Schülerlotsen

Auch die SPD-Fraktion im Rat der Stadt hört häufig Beschwerden über Elterntaxis und hat deshalb beantragt, über dieses Thema in der nächsten Sitzung des Schulausschusses zu reden. Dabei geht es den Sozialdemokraten in erster Linie um den Einsatz von Schülerlotsen.

Der Beschlussentwurf der SPD-Fraktion: „Die Verwaltung wird beauftragt zu überprüfen, inwiefern sich koordinierend und in Kooperation mit der Verkehrswacht NRW ein flächendeckendes Schülerlots:innen-System an Gladbecker Schulen umsetzen lässt.“

Aktuell sei die Situation besonders problematisch. „Wegen der Schulhofsanierung ist ein Tor zum Schulgelände geschlossen, und die Erweiterung des Baumarktes bringt zusätzlich Lkw-Verkehr.“ Sie habe Verständnis, wenn Eltern, die nicht in direkter Nachbarschaft wohnen, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, appelliert aber immer wieder, in einiger Entfernung zu parken und die letzten Meter zu Fuß zurückzulegen.

KOD kontrolliert gerade zu Beginn eines Schuljahres an den Grundschulen

Zu Beginn eines Schuljahres nehmen die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes die Grundschulen verstärkt in den Blick. Bei ihrem Einsatz am Dienstag sahen sie die Vorwürfe der Eltern bestätigt. „Der KOD hat in unmittelbarer Nähe der Regenbogenschule 16 Knöllchen verteilt“, berichtete David Hennig von der Pressestelle der Stadt. Normal seien drei bis vier. Die meisten „Sünder“ seien nicht besonders einsichtig gewesen. Hennig: „Die KOD-Mitarbeiter mussten viel diskutieren, ihnen erklären, dass durch ihr Verhalten alle Kinder gefährdet sind. Angekommen ist das längst nicht bei allen.“ An der Regenbogenschule werde es in nächster Zeit häufiger Einsätze geben.

Auch interessant

2019 sei der Arbeitskreis „Verkehrssicherheit an Grundschulen“ reaktiviert worden. Verschiedene Ämter der Stadtverwaltung, Polizei, Verkehrswacht und Schulen beraten hier gemeinsam auch immer wieder darüber, wie das Problem „Elterntaxi“ in den Griff zu bekommen ist. Hennig: „Es geht in erster Linie darum, Eltern aufzuklären, um eine Verhaltensänderung zu erreichen. Das geschieht zum Beispiel mit Elternbriefen, bei Elternabenden, mit dem Flyer ,Zu Fuß zur Schule‘. Einige Schulen haben Projekte gestartet, gehen beispielsweise mit den künftigen Erstklässlern und deren Eltern das letzte Stück des Schulwegs ab.“

Besorgte Eltern fordern mehr als Aufklärungsversuche und sporadische Kontrollen

Den besorgten Vätern und Müttern reicht das nicht. „Wir fordern eine Ampel oder einen breiten Zebrastreifen, farblich markiert und mit einer Bodenwelle, sowie Poller im Bereich des absoluten Halteverbots“, sagen sie. „Andere Städte haben vorgemacht, wie das geht. Aber die Stadt Gladbeck verweist auf hohe Kosten für eine Ampel und sagt, ein Zebrastreifen wiege Kinder in falscher Sicherheit.“

Beim Thema bauliche Veränderungen reagiert David Hennig eher ausweichend: „Man muss sich jeden Einzelfall anschauen. Die Situation ist an jeder Schule anders. Wenn sich alle an die Regeln hielten, hätten wir das ganze Problem nicht.“ Appelle, Aufklärungsversuche, sporadische Kontrollen, Ermahnungen und ein paar Knöllchen – die besorgten Eltern fordern mehr: „Die Stadt muss endlich zu ihrem Versprechen stehen, eine familienfreundliche Stadt zu sein.“