Gladbeck. Bestimmte Produkte aus Einweg-Plastik sind seit Anfang Juli verboten. So reagieren Gastronomen und Händler in Gladbeck auf die Umstellung.

Mit wenigen Klicks findet man im Internet noch beides: den Lieferanten, der für Geschirr, Besteck und Becher aus Plastik und Styropor wirbt („Jetzt Restposten sichern, solange der Vorrat reicht.“), und den, der Alternativen aus Palmblatt, Zuckerrohr, Papier, Holz und Co. anbietet. Seit dem 3. Juli darf bestimmtes Einweg-Plastik EU-weit nicht mehr produziert werden. Bis die Lagerbestände aufgebraucht sind, sollen umweltbelastende Einweg-Utensilien so schrittweise vom Markt verschwinden.

In manchen Supermärkten hat sich das Sortiment schon verändert, bei Gladbecker Gastronomen, die außer Haus verkaufen, und bei Inhabern von Schnellimbissen herrscht teilweise noch große Unsicherheit. Tenor: Umweltschutz ja, aber die Mehrkosten bereiten ihnen Sorgen.

Bei Rewe im Glückauf-Center stehen bald Behälter aus Pappe an der Salatbar

Für Mario Irmler, Inhaber des Rewe-Marktes im Glückauf-Center, ist die Sache klar: An der Salatbar stehen bald keine Plastikbehälter mehr, sondern Behälter aus Pappe. Etwas Kopfzerbrechen bereitet ihm noch die Umstellung auf umweltfreundliche Becher für den frisch gepressten Orangensaft: „Da habe ich bisher noch keine Alternative zum Kunststoffbecher gefunden, habe aber gerade Kontakt zu einem neuen Lieferanten aufgenommen.“ Plastikgeschirr und Besteck, üblicherweise in der Grillsaison haufenweise in Supermärkten und bei Discountern angeboten, hat Mario Irmler nicht im Sortiment, stattdessen Teller aus Pappe und Holzbesteck. Strohhalme aus Papier und Wattestäbchen aus Holz liegen in seinen Regalen.

Was genau verboten ist

Nur die Produktion bestimmter Einwegplastik-Produkte ist seit dem 3. Juli 2021 verboten. Darunter fallen Einweggeschirr und -besteck, Fast-Food-Verpackungen, Wattestäbchen, Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe, Lebensmittelbehälter aus Styropor sowie Getränkebecher aus diesem Material.

Auch verboten ist die Produktion von Tellern, Bechern und Besteck aus biobasierten Kunststoffen sowie Produkten, die nur zu einem geringen Teil aus Kunststoff bestehen.

Nevzat Sirin, Inhaber der Imbissbude an der Hochstraße, will Döner, Pommes, Currywurst und seine anderen Gerichte so lange auf Plastiktellern und mit Plastikbesteck verkaufen, wie seine Lieferanten diese Produkte noch anbieten können, denn: „Die umweltfreundlichen Alternativen kosten dreimal so viel, hat mir ein Händler gesagt. Wenn die Preisdifferenz geringer wäre, würde ich sicher schneller umsteigen, aber bei einem so großen Unterschied müsste ich die Mehrkosten an meine Kunden weitergeben, und das will ich so lange wie möglich vermeiden.“

Nevzat Sirin, Inhaber der Imbissbude an der Hochstraße, will seine Gerichte so lange auf Plastiktellern und mit Plastikbesteck verkaufen, wie möglich. Denn: Die Mehrkosten müsste er an seine Kunden weitergeben, sagt er.
Nevzat Sirin, Inhaber der Imbissbude an der Hochstraße, will seine Gerichte so lange auf Plastiktellern und mit Plastikbesteck verkaufen, wie möglich. Denn: Die Mehrkosten müsste er an seine Kunden weitergeben, sagt er. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Inhaber von Hähnchen Baumann sieht das Verbot kritisch

Ein bis zwei Monate reichen seine Vorräte an Plastikgeschirr noch, schätzt Semsi Baumann, Inhaber von Hähnchen Baumann an der Humboldtstraße. Ob er dann sofort auf umweltfreundlichere Alternativen umsteigt, weiß er noch nicht: „Das kommt auf den Preis an.“ Das Produktionsverbot von Einwegprodukten aus Kunststoff und Styropor sieht er generell eher kritisch: „In den Supermärkten sind die Regale voll mit Plastik, von Joghurtbechern bis zu verpacktem Fleisch. Aber nur to-go-Artikel dürfen nicht mehr produziert werden. Am Ende zahlen das unsere Kunden.“

Sandra Schwarte vom alteingesessenen gleichnamigen Rathauscafé sieht das Thema gelassen. „Wir verkaufen unsere Speisen in Aluminiumschalen, nur für Salate nutzen wir noch Plastikbehälter. Wenn unsere Vorräte verbraucht sind, stellen wir eben auf umweltfreundlichere Produkte um.“ Auch der Umstieg auf Mehrwegbehälter, der beim Außer-Haus-Verkauf ab 2023 Pflicht wird, bereitet ihr kein Kopfzerbrechen: „Beim Catering verwenden wir ohnehin ausschließlich große Mehrwegbehälter und Porzellangeschirr, und auch jetzt schon bringen viele Kunden ihre eigenen Töpfe oder Plastikdosen mit, wenn sie warme Speisen oder Salat zum Mitnehmen kaufen. Dafür werde ich dann noch mehr Werbung machen.“

Bei der großen Fast-Food-Kette McDonalds ist die Umstellung schon weit fortgeschritten. 2019 hat man in sämtlichen Filialen damit begonnen. 4er Chicken Mc-Nuggets gibt es seither schon ausschließlich in Papiertüten, die Plastikhalter der Luftballons wurden durch eine Papiervariante ersetzt. Seit dem vergangenen Jahr wird Eis im Papierbecher und mit Holzlöffeln verkauft, Burger werden in Graspapier verpackt. Mit Papier statt Kartonboxen will das Unternehmen nach eigenen Angaben 70 Prozent Material einsparen.