Gladbeck. Ab Freitag werden die Corona-Beschränkungen wegen niedriger Inzidenzwerte deutlich gelockert. Darum sorgen die Pläne in Gladbeck für Skepsis.
Seit zwei Tagen steigt die Inzidenz in Gladbeck zwar wieder leicht – am Donnerstag lag sie bei 9,3 – dennoch gilt ab Freitag die neue Inzidenzstufe 0 in der Stadt. Doch einigen gehen die Lockerungen nun zu weit.
Für den Normalzustand sei es derzeit noch zu früh, warnt Hausarzt Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes in Gladbeck. „Aus medizinischer Sicht sind die Lockerungen schwierig. Aufgrund der Delta-Variante werden die Inzidenzen weiter steigen, spätestens nach den Sommerferien. Gleichzeitig gibt es eine nachlassende Impfbereitschaft. Das ist keine glückliche Konstellation.“
Stadtsprecher: Auch bei niedriger Inzidenz besteht eine Ansteckungsgefahr
„Ich hätte das mit dem negativen Testergebnis und den Mindestabstand beibehalten. Ich gebe dem Ganzen eine Woche, dann sind die Zahlen wieder durch die Decke geschossen. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen“, schreibt etwa Marvin Sönnichsen auf der Facebookseite der WAZ Gladbeck.
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Auch Bürgermeisterin Bettina Weist mahnt zur weiteren Vorsicht. „Durch die neue Coronaschutzverordnung des Landes erhalten wir in dieser Woche ein weiteres Stück Normalität zurück. Es ist jedoch immer nur eine Momentaufnahme, denn die Infektionslage kann sich jederzeit verändern.“ Daher sollten die Menschen weiterhin verantwortungsvoll mit den gewonnenen Freiheiten umgehen, achtsam sein, aufeinander aufpassen und die Impfangebote wahrnehmen. „Denn unser Ziel muss es sein, dass wir alle gesund bleiben und die Pandemie dauerhaft in den Griff bekommen.“
„Nur weil etwas wieder möglich ist, muss man es ja auch nicht gleich machen. Auch bei niedriger Inzidenz besteht eine Ansteckungsgefahr“, sagt auch Stadtsprecher David Hennig. Das sehe man gerade schließlich auch in anderen Ländern, in denen die Zahlen wieder steigen. „Man sollte lieber etwas vorsichtiger sein.“
Es bleibt zunächst bei den bisherigen Plänen etwa für das Appeltatenfest
Daher bleibt die Stadtverwaltung zunächst auch bei ihren bisherigen Plänen, die etwa große Veranstaltungen wie das Appeltatenfest oder „Umsonst & draußen“ betreffen. „Veranstaltungen haben einen gewissen Planungsvorlauf. Und wer weiß, wie sich die Inzidenzen in nächster Zeit entwickeln werden“, so Hennig. Aus pandemischer Sicht sei es etwa bis zum Appeltatenfest im September noch lange hin.
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Zudem müssten die Verantwortlichen im Rathaus zunächst einmal darüber beraten, welche Auswirkungen die Lockerungen nun haben. „Wir haben die neue Verordnung erst am Donnerstagmorgen bekommen“, so der Stadtsprecher. Diskutiert werden solle beispielsweise, wie künftig mit der Maskenpflicht im Rathaus oder anderen städtischen Einrichtungen umgegangen werde.
Bei Hochzeiten bleibt es zunächst bei der begrenzten Zahl zugelassener Gäste
Einige Regelungen erleichterten indes die Arbeit des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD), der nun weniger zu kontrollieren hat. Denn: „Es müssen deutlich weniger Regeln beachtet werden.“ Dazu zählt beispielsweise, dass es keine Kontaktbeschränkungen mehr gibt.
Keine Änderungen gibt es vorerst hingegen bei der Anzahl der zugelassenen Gäste bei Trauungen. Dabei beziehe sich die Verwaltung nicht auf die Coronaschutzverordnung, sondern auf die Arbeitsschutzverordnung. „Wir müssen erst einmal prüfen, ob sich da etwas geändert hat, und wie wir gegebenenfalls damit umgehen“, so Hennig.