Gladbeck. Der Onlinehandel kennt keine Pause. Der deutsche Städtebund schlägt deshalb mehr verkaufsoffene Sonntage vor. So denkt man in Gladbeck darüber.

Lockdown, Click & Collect, Click & Meet, Shoppen mit und ohne Test: Der Einzelhandel hat in den vergangenen Monaten ganz besonders unter der Corona-Krise gelitten. So wie auch die Gastronomie und die Veranstaltungsbranche. Der Städte- und Gemeindebund mit Sitz in Berlin hat sich nun angesichts der nach wie vor schwierigen Situation für mehr verkaufsoffene Sonntage ausgesprochen – um die Innenstädte zu stärken. Das hört Gregor Hahne grundsätzlich gern. Doch der Vorsitzende des Gladbecker Einzelhandelsverbandes hat so seine Zweifel, ob der Vorschlag des Städtebundes überall auf positive Resonanz stößt.

Gladbecker Einzelhandelsvorsitzender befürchtet Veto der Gewerkschaften beim Thema verkaufsoffene Sonntage

„Ich wäre schon zufrieden damit, wenn die drei in Gladbeck traditionellen Veranstaltungen stattfinden würden“, sagt Gregor Hahne. Der Einzelhändler befürchtet jedoch, dass die Gewerkschaften, allen voran Verdi, die Pläne für verkaufsoffene Sonntage wieder durchkreuzen könnten. Schon im vergangenen Jahr hatte die Gewerkschaft Städte verklagt und den Kommunen mit einer Klage gedroht, die um Weihnachten solche Pläne hatten. Die Begründung war damals der Infektionsschutz mitten in der Pandemie. Daraufhin hatte auch die Stadt Gladbeck den für Anfang September geplanten verkaufsoffenen Sonntag vorsichtshalber abgesagt. Ähnliche Probleme, sagt Hahne, könnten alle Planungen auch jetzt wieder durchkreuzen.

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Mit den traditionellen besonderen Verkaufsveranstaltungen in Gladbeck gemeint sind die verkaufsoffenen Sonntag anlässlich des Appeltatenfestes am ersten Wochenende im September, das Zimtsternfest (immer am letzten Freitag im November, Verkauf bis Mitternacht) sowie der verkaufsoffene Sonntag zum Nikolausmarkt im Advent. Wären diese drei Termine möglich, sei das schon gut, so Hahne. „Mehr verkaufsoffene Sonntage plus Zimtsternfest brauchen wir in Gladbeck gar nicht.“

Die Stadtverwaltung in Gladbeck prüft gerade den verkaufsoffenen Sonntag zum Appeltatenfest

Immerhin: Auch in der Stadtverwaltung sind die verkaufsoffenen Sonntage aktuell ein Thema. „Wir prüfen die Durchführbarkeit gerade für den Sonntag des Appeltatenfestes“, erklärt Stadtsprecher David Hennig auf Anfrage. Dazu hole man aktuell die entsprechenden Stellungnahmen der Verbände und Gewerkschaften ein. „Und natürlich muss auch die Politik noch zustimmen.“ Grundsätzlich, auch darauf weist Hennig noch einmal hin, muss ein verkaufsoffener Sonntag immer an ein Fest gekoppelt sein. Da man aktuell plane, das Appeltatenfest – wenn auch coronabedingt kleiner und mit anderen Formaten als gewohnt – in diesem Jahr durchzuführen, sei eventuell auch der verkaufsoffene Sonntag aus diesem Anlass möglich.

Signal für die Innenstädte

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begründet seine Forderung nach mehr verkaufsoffenen Sonntagen vor allem mit der schwierigen Lage des Handels: Mehr als 100.000 Einzelhandelsgeschäfte könnten bundesweit schließen oder gar nicht mehr öffnen. Damit stünden fast 500.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, so der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Gerd Landsberg.

Der Onlinehandel habe hingegen sieben Tage die Woche 24 Stunden geöffnet und seinen Umsatz im vergangenen Jahr auch pandemiebedingt auf mehr als 72 Milliarden Euro steigern können. Zusätzliche Sonntagsöffnungszeiten wären daher „ein kleines, aber wichtiges Signal, dass die Innenstädte und Ortskerne Zukunft haben“.

Da die Landesregierung NRW aufgrund der aktuell niedrigen Inzidenz Volksfeste im September wieder für möglich hält, tüftelt man im Gladbecker Rathaus also gerade an Plänen für einen kleinen Appeltatenfest-Reigen mit überschaubaren, corona-konformen Veranstaltungen an vielen verschiedenen Stellen in der Innenstadt. Fürs Zimtsternfest im November und auch den Nikolausmarkt im Dezember hingegen hat die Verwaltung derzeit noch keine entsprechenden Pläne. Man müsse sehen, so Hennig, wie die Corona-Lage sich weiter entwickelt und was dann zum Jahresende hin machbar ist.

Man weiß nicht, wie sich die Corona-Lage weiter entwickeln wird

Diesen Punkt führt auch Einzelhändler Georg Hahne an. „Wir wissen momentan einfach so vieles noch nicht.“ Und dabei hat er konkret die Delta-Variante des Coronavirus’ im Blick, die sich leider momentan auch in Deutschland weiter ausbreitet. Im Moment, so Hahne, merke man den meisten Kunden, die in der Gladbecker Innenstadt unterwegs sind, einfach die Erleichterung über die Rückkehr zu ein wenig mehr Normalität an.

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