Gladbeck. Das Thema Nichtschwimmer beschäftigte jetzt auch den Schulausschuss der Stadt Gladbeck. Kinder aus Migrantenfamilien sind stark betroffen.
Die aktuellen Badeunfälle mit Kindern und Jugendlichen im Rhein und in Freibädern belegen ein Phänomen, das sich auch in Gladbeck widerspiegelt. Mehr als die Hälfte der Kinder kann beim Eintritt in die Grundschule noch nicht schwimmen. Besonders gravierend sieht es bei den Jungen und Mädchen aus Familien mit Migrationshintergrund aus.
Dies wurde jetzt im Schulausschuss deutlich. Sportkoordinator Dirk Knappmann informierte, dass bei der letzten vor der Corona-Pandemie noch vollständig durchgeführten Schuleingangsuntersuchung 88 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund angegeben hätten, „über keinerlei Erfahrungen im Bereich der Wassergewöhnung oder des Anfängerschwimmens zur verfügen“.
Coronabedingt ist auch der Schwimmunterricht der Schulen ausgefallen
Ein Problem, das Migrantenvertreter in Gladbeck erkannt haben, da das Thema mit einem Antrag der Ratsfraktion Soziales Bündnis auf die Tagesordnung gekommen war. Auf Initiative des Bündnispartners ABI (Alternative Bürger Initiative), der stärksten Migrantenliste im Integrationsrat. Deren Vertreter im Schulausschuss, Özkan Miyanyedi, sagte mit Verweis auf die jüngsten, tödlichen Badeunfälle, „es ist wichtig, dass es Angebote gibt, damit so etwas in Gladbeck nicht passiert“. Coronabedingt sei aber auch der Schwimmunterricht an den Grundschulen ausgefallen. Daher sollten Intensivkurse in den Schulfeien umgesetzt und weitere Konzepte zur Schwimmbefähigung mit Unterstützung der Schwimmvereine, dem Lehrpersonal und auch von Eltern erarbeitet werden.
Dirk Knappmann berichtetet, dass die Stadt zum Thema grundsätzlich gut aufgestellt sei und in Kooperation mit den Gladbecker Schwimmvereinen „seit 2010 passgenaue Angebote“ vorgehalten würden (auch Kurse in den Sommerferien). Der Sportkoordinator nannte zunächst aber weitere Daten zur Ausgangslage. Wie auch in den Vorjahren zeige sich, dass 56 Prozent der Gladbecker i-Dötze nicht schwimmen können. Geschlechterspezifisch betrachtet sind 60 Prozent der Jungen und 54 Prozent der Mädchen zu diesem Zeitpunkt Nichtschwimmer. Die Schulverwaltung führte aus, dass der Pflichtstundenanteil des Schwimmunterrichts laut Lehrplan von den Grundschulen eingehalten werde. Mit offensichtlichem Effekt, da laut Erhebung vor dem Wechsel in die weiterführende Schule mit 70 Prozent der Großteil der Viertklässler schwimmen kann.
Bei den Mädchen ändert sich bis zum Ende der Grundschule nichts
Der augenscheinliche Erfolg relativiert sich aber bei genauerer Betrachtung und betrifft nur die Jungen, da nun 67 Prozent der Jungen angeben, Schwimmer zu sein. Bei den Mädchen hat sich indes nichts getan. Nach wie vor können 54 Prozent der nun Viertklässlerinnen nicht schwimmen. Für Knappmann aber kein geschlechterspezifisches Problem, „da es interessenspezifisch begründet ist“. Mädchen favorisierten andere sportliche Betätigungen, und das Schwimmen gehöre, anders als bei den Jungs, nicht so stark dazu.
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Schuldezernent Rainer Weichelt unterstrich, dass im Sportausschuss auch angesichts des Corona-Lockdowns beschlossen worden sei, den bis zu 16 Jahre alten Gladbecker Kindern und Jugendlichen die Nutzung der Bäder kostenfrei zu ermöglichen. „Wir lassen auch das Hallenbad in den Sommerferien weiter geöffnet“. Zudem sagte Weichelt zu, mit den Sportvereinen zu sprechen, „um weitere Schwimmkurse einzurichten, um so den Corona-Jahrgang, der nicht schwimmen kann, zu unterstützen“. Auch reine Mädchenkurse sollen auf Bitte von Constanze Chudaska (Grüne) angesprochen werden. Die Stadt sagte zudem zu, den Einsatz von Fördermitteln des Landes aus der coronabedingt aufgelegten Maßnahme „Extra-Zeit zum Lernen“ für Schwimmkurse prüfen zu wollen.
Nord-Süd-Gefälle der Stadtteile
Bei der Betrachtung der jungen Nichtschwimmer in den Gladbecker Stadtteilen ergibt sich ein Nord-Süd-Gefälle. In Rentfort können in der vierten Klasse 81 Prozent der Kinder schwimmen, in Zweckel 78 Prozent, in Mitte 73 Prozent, in Ellinghorst 70 Prozent, in Butendorf 68 Prozent und in Brauck 55 Prozent.
Die gute Nachricht von Sportkoordinator Dirk Knappmann zum Thema: Die Erfahrung zeige, das sich das Problem der Nichtschwimmer bis zum sechsten Schuljahr kaum noch stelle. Dann könnten offensichtlich alle Gladbecker Kinder mehr oder weniger gut schwimmen.
Der Schulausschuss stimmte letztlich dem Antrag des Sozialen Bündnisses mehrheitlich zu, bei fünf Enthaltungen und einer Gegenstimme der AfD.