Gladbeck. Eher miese Noten haben Gladbecker der Stadt bei der WAZ-Umfrage in Sachen Krisenbewältigung ausgestellt. Das sagt die Leiterin des Krisenstabes.

Beim Corona-Check der WAZ waren Gladbecker auch aufgerufen, das Agieren der Stadt in der Krise zu bewerten. Die Arbeit der Stadtverwaltung bewerteten sie auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) mit insgesamt 3,7 eher schlecht. Ruhrgebietsweit lag die Benotung bei 3,5. Welche Gründe die Unzufriedenheit haben könnte, und welche Hintergrundarbeit zum Coronageschehen im Rathaus geleistet wird, dazu sprach die WAZ mit der Leiterin des Krisenstabes, Ordnungsdezernentin Linda Wagner, sowie mit Ordnungsamtschef Gregor Wirgs und David Hennig von der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt.

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Immerhin bewerten Gladbecker die Arbeit des Krisenstabes auf kommunaler Ebene besser als das Krisenmanagement von Land (4,1) und Bund (4,0). Gerade in der Hochzeit der Pandemie seien vom Land in schneller Reihenfolge Verfügungen erlassen worden, um sich immer wieder auf die neuen Pandemielage einzustellen, „wir haben so auch bis zu drei Verfügungen am Tag erhalten, die wir umgehend bearbeiteten, bewerten und für Gladbeck umsetzen mussten“, berichtet Ordnungsdezernentin Linda Wagner. Der Krisenstab habe so mehrmals pro Woche, auch an Wochenenden, getagt, beraten und beschlossen.

Die Stadt hat oft keinen Spielraum bei den Corona-Landesvorgaben

Beigeordnete Linda Wagner. Die Ordnungsdezernentin leitet den Krisenstab der Stadt Gladbeck.
Beigeordnete Linda Wagner. Die Ordnungsdezernentin leitet den Krisenstab der Stadt Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Mit oft direkten Auswirkungen und Einschränkungen für die Bürger, indem Gaststätten, Sportstätten, Geschäfte geschlossen, zudem Maskenpflicht in immer mehr öffentlichen Bereichen und auch Schulen angeordnet werden musste, um die Infektionsgefahr einzudämmen. Die Stadt habe dabei als Exekutive im Fokus der Bürger gestanden und sei auch kritisiert worden. Wagner: „Oft in der Unkenntnis, dass die Stadt keinen Spielraum bei den Landesvorgaben hat, und was die Stadt überhaupt selbst bestimmen kann und darf.“ Die zunehmender Dauer der Pandemie und ihre Beschränkungen „haben auch die privaten Lebensbereiche stark belastet“, ergänzt David Hennig. In der Bevölkerung sei eine Erschöpfung eingetreten und das Verständnis für die Corona-Maßnahmen habe nachgelassen. „Der Frust hat sich auch gegen die Stadtverwaltung, als nächste Behörde vor Ort, gerichtet.“

Der Druck habe sich oft gegenüber den Mitarbeitern vom Kommunalen Ordnungsdienst entladen, die die Einhaltung der Verordnungen durchsetzen mussten, berichtet Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs. „Nach dem Motto, wir sind doch schon gebeutelt genug, jetzt wollt ihr auch noch Geld von uns.“ Die Stadt habe immer versucht „mit Augenmaß zu handeln“, unterstreicht Wagner. „Indem wir zunächst einige Tage für die Aufklärungsarbeit genutzt und meist nur bei deutlicher Uneinsichtigkeit Geldbußen verhängt haben“, so Wirgs. Bei allem Verständnis für die Bürger seien aber auch die Verschärfungen, die die Stadt nach eigenen Möglichkeiten angeordnet habe, notwendig gewesen. Etwa die Ausdehnung der Maskenpflicht auf den Innenstadtbereich und in Parks, „denn wir hatten ja Inzidenzen über 400“, erinnert Wagner.

Gefahr und Schaden für Leib und Gesundheit der Bevölkerung oder Sachwerte abwenden

So funktioniert der Krisenstab

Zum Krisenstab zählen die Koordinierungsgruppe im Stab mit der Krisenstabsleitung, dem Personalverantwortlichen und der Organisation; der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung zu informieren und um Fragen zu beantworten (u.a. Corona-Hotline).

Des weiteren die ständigen Mitglieder im Stab wie die Leiter von Ordnungsamt, Rechtsamt, Sicherheitsingenieur, Feuerwehr und Dezernent Rainer Weichelt (zuständig für stark betroffenen Bereiche wie Schule, Kita, Sport).

Und zu guter Letzt nehmen ereignisspezifisch je nach Sachlage zusätzliche Stellen am Krisenstab teil, etwa das Kulturamt (als die Stadthalle mitsamt Programm geschlossen werden musste), der Zentrale Betriebshof - oder in seltenen Fällen auch Externe, wie das St. Barbara-Hospital, die Polizei oder die Verkehrsbetriebe.

Alles Entscheidungen des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse, wie der Krisenstab offiziell heißt. Er habe die Aufgabe und das Ziel, „Gefahr und Schaden für Leib und Gesundheit der Bevölkerung oder Sachwerte abzuwenden“, erklärt Wagner das in der Pandemie wichtigste kommunale Gremium. Der Krisenstab selbst bestehe „aus dem verwaltungsseitigen Stab der Verwaltung und dem operativen taktischen Stab der Feuerwehr“. Alles unter der Aufsicht der Bürgermeisterin als Oberhaupt der Stadtverwaltung, mit vier Arbeitsgruppen (siehe Infobox).

Unterm Strich sei Gladbeck bislang gut durch die Pandemie gekommen, zieht Wagner Bilanz. Die Ordnungsdezernentin appelliert trotz gesunkener Inzidenz und aller Lockerungen an die Bürger, weiter diszipliniert Abstandsregeln und Infektionsschutz ernst zu nehmen, „denn wir haben noch nicht den angestrebten Immunisierungsgrad von 60 bis 70 Prozent der Bürger erreicht“. Linda Wagner verweist darauf, dass im Kreis erst rund 25 Prozent der Menschen vollständig geimpft seien. „Wir sollten weiter Vorsicht walten lassen, denn jeder neue Corona-Todesfall ist einer zu viel.“