Gladbeck. Das Ende der Impf-Priorisierung lässt die Nachfrage nach einem Termin in Gladbeck noch einmal steigen. Arzt: „Viele Menschen sind wütend.“

Viele Menschen in Gladbeck warten noch immer auf einen Impftermin. Schon lange stehen die Telefone in den Arztpraxen nicht mehr still. Seit der Aufhebung der Priorisierung ab Montag hat sich die Situation noch einmal verschärft. „Der Ansturm ist riesengroß“, so Dr. Stephan Arntz, Mediziner im Hausarztzentrum Rentfort. Und: „Viele Menschen sind wütend. Die Situation ist sehr angespannt.“

Schon seit Monaten führe er eine Warteliste. Derzeit sind dort bereits 1200 Patienten verzeichnet. „Es könnte September werden, bis alle einen Termin bekommen haben.“ Große Chancen gebe es jedenfalls nicht, in den nächsten vier bis sechs Wochen einen Termin für eine Erstimpfung zu bekommen. Dosen für Erstimpfungen bekomme er momentan kaum.

Wohl im gesamten Juni gibt es im Impfzentrum keine Erstimpfungen

Auch wann in den Impfzentren wieder Erstimpfungen stattfinden können, ist offen. In den ersten beiden Juni-Wochen definitiv nicht. „Wir gehen aber davon aus, dass das den gesamten Juni so bleiben wird“, so Kreissprecherin Lena Heimers. Mit dem Ende der Impf-Priorisierung am Montag ist der ganz große Ansturm auf den Kreis Recklinghausen jedoch ausgeblieben. „Wir hatten befürchtet, dass sich ab Montag sehr viele Menschen melden würden und auch frustriert sein werden, aber das war nicht so.“

Auch im Impfzentrum in Recklinghausen finden – voraussichtlich den ganzen Juni über – nur Zweitimpfungen statt.
Auch im Impfzentrum in Recklinghausen finden – voraussichtlich den ganzen Juni über – nur Zweitimpfungen statt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Hausarzt Dr. Gregor Nagel, Mediziner im Hausarztzentrum Butendorf, hingegen ist überzeugt: „Mehr Ansturm geht nicht.“ Schon vor dem Wegfall der Priorisierung sei die Nachfrage immens gewesen. Diejenigen, die einen Impftermin anfragen wollen, „verstopfen weiterhin die Telefonleitungen.“ Er appelliert, bei den Ärzten auch „alternative Kontaktmöglichkeiten wie Mails“ zu nutzen. Einen Tipp, wie Menschen nun an einen Impftermin kommen könnten, hat er nicht.

Kreissprecherin Lena Heimers rät: „Die einzige Anlaufstelle sind jetzt Betriebs- oder Hausärzte. Man kann sich nur bei den Ärzten auf die Warteliste setzen lassen. Aber es kann dauern. Da sollten die Menschen nun Verständnis für die Ärzte aufbringen.“

Der Impfstoffmangel verzögert auch den Start bei den Betriebsärzten

Doch auch bei den Betriebsärzten stockt der Impffortschritt aufgrund des Mangels an Vakzin. Etwa bei Ineos Phenol startet der Werksarzt daher erst in der übernächsten Woche. „Wir würden gerne früher beginnen, aber der Impfstoffmangel erlaubt es nicht“, so Geschäftsführer Benie Marotz. Auch wenn ein Großteil der Belegschaft schon geimpft sei, etwa die Werksfeuerwehr, so stünde die Spritze noch für rund 100 Mitarbeiter an.

Marianne Neumann hat keine Möglichkeit, sich über einen Betriebsarzt impfen lassen zu können. Die 67-Jährige ist Rentnerin – und wartet inzwischen verzweifelt auf eine Impfung. „Mein Hausarzt hat mir gesagt, dass ich wohl erst im September oder Oktober einen Termin bekommen könnte.“ Seitdem es möglich war, stehe sie bei Ärzten auf Wartelisten, ebenso auf der Reserveliste des Kreises, aber: Aussicht auf einen Termin habe sie nicht. Sie kenne viele jüngere Leute, die inzwischen geimpft seien, sie aber nicht. Auch, obwohl sie als über 60-Jährige in der Priorisierungsgruppe 3 war, habe es nicht geklappt. „Ich war zwar priorisiert, wurde aber nicht so behandelt.“ Jetzt, wo es die Priorisierung nicht mehr gibt, konkurriere sie mit allen anderen Menschen.