Gladbeck. Lena Husmann macht ein freiwilliges ökologisches Jahr beim Zentralen Betriebshof in Gladbeck. Darum ist die 19-Jährige ganz begeistert.

Lena Husmann ist 19, hat im vergangenen Jahr das Abi am Ratsgymnasium in Gladbeck gemacht. Und danach? Studium? Oder doch lieber eine Ausbildung? Sofort starten oder erst praktische Erfahrungen sammeln? Lena entschied sich für die zweite Möglichkeit. Und weil für sie feststeht, dass ihr späterer Beruf irgendetwas mit Biologie und Ökologie zu tun haben muss, macht sie jetzt ein freiwilliges ökologisches Jahr in der Grünflächenabteilung des Zentralen Betriebshofs Gladbeck (ZBG).

Seit August 2020 ist die junge Frau dabei, gehört zur „Waldkolonne“. Bei der morgendlichen Besprechung mit dem Vorarbeiter auf dem Bauhof an der Ellinghorster Straße wird festgelegt, welche Arbeiten anfallen. Und dann macht sich Lena mit den Profis auf den Weg. Ihr Einsatzgebiet ist der Wittringer Wald und die Bereiche in der Nähe. Unkraut beseitigen ohne Chemie, Gehölze beschneiden, Müll sammeln, Baumpflege, Laubbeseitigung, Aufforstung . . .

An die anstrengende Arbeit beim ZBG musste sich Lena erst gewöhnen

Lena Husmann und Peter Konzels, Sachgebietsleiter Grünflächenabteilung des ZBG, im Lehrgarten auf dem Gelände des ZBG-Baufhofs in Ellinghorst.
Lena Husmann und Peter Konzels, Sachgebietsleiter Grünflächenabteilung des ZBG, im Lehrgarten auf dem Gelände des ZBG-Baufhofs in Ellinghorst. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

An die anstrengenden Arbeiten musste sich die 19-Jährige erst gewöhnen: „Ich bin nicht besonders sportlich, fand die körperliche Arbeit anfangs anstrengend.“ Diese „Muskelkaterphase“ ist längst vorbei, Spaten, Schüppe, Hacke und Co. sind ihr vertraut, und auch Kälte, Schnee und Regen dämpfen Lenas Freude an der Arbeit in der Natur nicht.

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Seit mehr als 20 Jahren bietet der ZBG (früher das Grünflächenamt) jungen Leuten diese Möglichkeit. „Die Bewerbungen laufen über den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, und die ‚Ökos’ sollen zu gleichen Anteilen den Schulabschluss nach der Sekundarstufe I und II haben“, erklärt Peter Konzels, Sachgebietsleiter Grünflächenunterhaltung. Mit im Boot sitzt das Team des Anstoßbüros, unterstützt die jungen Frauen und Männer, vor allem die mit Real- oder Hauptschulabschluss, bei Bewerbungsschreiben und bei der Vorbereitung auf Eignungstest, hilft bei der Jobsuche.

Eigentlich lernen die „Ökos“ verschiedene Arbeitsbereiche kennen

Im Frühjahr, wenn alles blüht, macht Lena Husmann die Arbeit im Freien besonders viel Spaß.
Im Frühjahr, wenn alles blüht, macht Lena Husmann die Arbeit im Freien besonders viel Spaß. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wer möchte, kann während des freiwilligen sozialen Jahres ein Betriebspraktikum in einem Landschaftsbaubetrieb machen. Verpflichtend für alle sind fünf mehrtägige Seminare zu ökologischen Themen – wegen der Coronapandemie derzeit digital. Corona verhindert auch, dass die „Ökos“, wie sonst üblich, mehrere Einsatzbereiche kennenlernen. Normalerweise sind sie im Laufe des Jahres im Wald unterwegs, arbeiten auf städtischen Sportplätzen und Rasenflächen, lernen die Arbeiten in der Baumschule kennen, kümmern sich um Straßenbäume und sind auf der Vogelinsel im Einsatz.

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Aktuell sollen die Gruppen möglichst beieinander bleiben. Peter Konzels: „Wir machen aber auch Ausnahmen. Dank der Schnelltest ist das jetzt möglich. Wenn jemand beispielsweise Tierpfleger werden möchte, darf er in das Team auf der Vogelinsel wechseln. Aber aktuell gibt es solche Wünsche nicht.“

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Lena Husmann will nun bald ein Studium im ökologischen Bereich beginnen

Abwechslungsreich ist das freiwillige ökologische Jahr trotz der Einschränkungen. Wer einen Führerschein hat, kann den Umgang mit Spezialfahrzeugen oder Kleintraktoren lernen. „Je nach Interesse und Neigung können sich die jungen Leute, nach entsprechender Anleitung, auch an handgeführten Rasenmähern und Motorheckenscheren versuchen“, zählt Peter Konzels ein paar verlockende Möglichkeiten auf.

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Wer sich für ein freiwilliges ökologisches Jahr interessiert, muss keine besonderen Voraussetzungen mitbringen. Konzels: „Interesse an der Natur und Wetterfestigkeit, das reicht.“ Die meisten, aber nicht alle Absolventen entscheiden sich anschließend für einen entsprechenden Beruf, weiß der Fachmann. „Manche haben überhaupt keine Vorstellungen, was sie hier erwartet, stellen fest, dass es nichts für sie ist, immer im Freien zu arbeiten und entscheiden sich für einen ganz anderen Weg.“

Für Lena Husmann war die „praktische Pause nach der langen Schulzeit genau das Richtige“. Auch sie wird zwar in Zukunft wieder weniger an der frischen Luft arbeiten, aber das freiwillige ökologische Jahr hat sie bestätigt: „Ich werde im kommenden Semester mit einem ein Studium im ökologischen Bereich starten.“

Bewerbungen sind noch möglich

Im August startet beim ZBG das nächste freiwillige ökologische Jahr. Bewerbungen sind noch bis zum 1. Juni möglich. Chancen haben aktuell beim ZBG vor allem noch junge Leute mit dem Schulabschluss nach der Sekundarstufe I. Die Ökos bekommen für ihren Einsatz mit 300 Euro pro Monat.

Bewerbungen sind ausschließlich online über das Bewerbungsportal des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (www.foej.lwl.org) möglich. Die Bewerbungsgespräche finden auf dem ZBG-Bauhof an der Ellinghorster Straße statt.