Gladbeck. Neben den Verkaufsverpackungen dürfen Gladbecker Bürger bald auch weitere Wertstoffe legal entsorgen. Dazu gibt es mehrere gute Nachrichten.

Die vertraglichen Verhandlungen haben ein Jahr länger gedauert als erwartet. Jetzt steht aber der Zeitplan fest, wann die Wertstofftonne endlich auch für die Gladbecker Bürger stadtweit eingeführt wird. Dann können neben den Verkaufsverpackungen, die über das duale System schon seit Jahren recycelt werden, auch andere Wertstoffe legal entsorgt und so wiederverwertet werden.

Der Betriebsausschuss hat in seiner Sitzung am Montag dafür einstimmig den Weg weiter freigemacht. Die weitere gute Nachricht: Neben den vier bestehenden Abfallbehältern (Restmüll, Papier, Biomüll, Verkaufsverpackungen) muss nicht noch ein fünfter am Haus aufgestellt werden. „Als Wertstofftonne wird die vorhandene gelbe Tonne genutzt“, so René Hilgner, stellvertretender Betriebsleiter des Zentralen Betriebshofes Gladbeck (ZBG). Um mehr Kapazität zu fassen, werden die 80-Liter-Behälter aber gegen größere mit einem Fassungsvermögen von 120 Litern ausgetauscht. Neue gelbe Tonnen, die dann kostenlos an alle Haushalte bzw. Abfallgebührenzahler ab dem Herbst verteilt werden.

Mit der Wertstofftonnen endet der gelbe Sack in Gladbeck

„Mit der stadtweiten Einführung der Wertstofftonne gibt es dann auch keine Sackhaushalte mehr in Gladbeck“, informiert Hilgner weiter. Grund: Die dünnen gelben Plastikhüllen, die noch rund 5000 Haushalte anstatt Tonne verwenden, seien einfach zu empfindlich gegenüber eventuell scharfkantigem Material, das ja neben den Leichtverpackungen bald auch in den gelben Müll wandern darf. Als Wertstoffe, beziehungsweise stoffgleiche Nichtverpackungsabfälle, gelten Gegenstände aus wiederverwertbaren Materialien wie Kunststoff (etwa alte Eimer, Schüsseln, Spielzeug oder Duschvorhänge) oder aus Metall (wie Töpfe, Pfannen, Werkzeuge, Armaturen, Kabelreste). Gegenstände, die teils ja schon mal „versehentlich“ in die gelbe Tonne gewandert seien, sagt Hilgner mit einem Augenzwinkern. Dies wird von den Entsorgern intern „als intelligenter Fehlwurf“ bezeichnet, ist eigentlich verboten, wird mit der neuen Wertstofftonne dann aber legal.

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Verpackungsmüll wird seit 1991 recycelt

Mit der Einführung des Grünen Punkts hat Umweltminister Klaus Töpfer 1991 das Recycling des Verpackungsmülls initiiert, der bis dahin als unsortierter Abfall auf Müllhalden oder in Verbrennungsanlagen landete.

Für den Grünen Punkt zahlen die Hersteller (von Lebensmitteln etc) eine eine Abgabe an Verwertungsgesellschaften. Größtes Unternehmen ist noch immer der Ex-Monopolist Duales System Deutschland (DSD).

Mit dem Grünen-Punkt-Geld werden Entsorgungsfirmen bezahlt, die den Müll sammeln, sortieren und weiterverkaufen. Ein einträgliches Geschäft, es bleiben ansehnliche Gewinne in mehrstelliger Millionenhöhe übrig.

Der Experte des ZBG ist sicher, dass die Kapazität der bald größeren gelben Tonne (auch 240 Liter oder 1100 Liter für Großhaushalte und Mehrfamilienhäuser/Unternehmen sind möglich) im Schnitt für die zusätzlichen Wertstoffeinwürfe ausreicht. Denn aufgrund der bisherigen Erfahrungen in den Kreisstädten sei zu erwarten, „dass 20 Prozent Mehrmenge in den gelben Tonnen auch in Gladbeck landen wird, etwa sieben Kilogramm pro Jahr und Einwohner“. Neun der Kreiskommunen sind schon seit 2019 an das neue Entsorgungssystem angeschlossen, nur Gladbeck hinkt hinterher. Grund: Die Stadt gehört bislang zu einem anderen Ausschreibungsgebiet (historisch bedingt durch den Karnap-Verbund). Um sich dem Gebietsteilungsmodel des Kreises anzuschließen, waren längere Verfahren und Verhandlungen, beispielsweise mit den Dualen Systemen und dem Bundeskartellamt nötig. Was nun noch fehlt, ist eine Entsorgungsvereinbarung mit der Stadt Recklinghausen.

Die wirtschaftlich beste Lösung für Gladbeck

Nach der einstimmigen Empfehlung des Betriebsausschusses stehen dazu noch der Beschluss des Rates (bzw. des Hauptausschusses) Mitte Mai und die Unterschrift der Bürgermeisterin zur Entsorgungsvereinbarung aus. Die Beteiligung werde auch als die wirtschaftlich beste Lösung für Gladbeck gesehen, erklärt René Hilgner. Denn Mehrkosten würden letztlich nur über die Beteiligung an den Logistikkosten (Sammel-/Transportleistungen) entstehen, „wobei sich nach derzeitiger Kalkulation zwei Euro pro Einwohner und Jahr ergeben“. Kosten, die dann in die allgemeine Abfallgebühr eingerechnet werden. Zu guter Letzt noch die wichtigste Information: Die neue Wertstofftonne soll zum 1. Januar 2022 auch in Gladbeck eingeführt werden.