Gladbeck. In der Corona-Krise fällt in Gladbeck bis zu 30 Prozent mehr achtlos weggeworfener Müll an. Besonders betroffen: Wittringen und der Nordpark.
Müll, Müll, Müll – und kein Ende. In Gebüschen und auf Wiesen, auf Halden und in Waldstücken: Für das Team des Zentralen BetriebshofsGladbeck (ZBG) bedeutet das Reinemachen die reinste Sisyphosarbeit. Und in Corona-Zeiten wird’s immer schlimmer mit dem achtlosen Wegwerfen von Abfall.
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Dabei ist diese Form der rücksichtslosen Verschmutzung schon seit zig Jahren ein Thema, das aufmerksame und umweltbewusste Menschen stets aufs Neue auf die Palme treibt. Doch nun muss ZBG-Fachmann Ralf Sonnenberg feststellen: Während der Pandemie hat die Vermüllung öffentlicher Flächen zudem deutlich sichtbar zugenommen.“ Negativ auffallend sind nach Beobachtung des Fachmanns Wittringen und der Nordpark, der obendrein häufig Vandalismus-Schäden aufweist.
Gladbeck: In der Corona-Krise verbringen viele Menschen mehr Zeit im Freien – und hinterlassen ihre Abfälle
Ralf Sonnenberg erkennt eine Verlagerung der Schwerpunkte. Waren es vor Ausbruch der Virus-Verbreitung beispielsweise viele Schulwege, auf denen gleichgültig „entsorgte“ Kunststoffflaschen und Papier landeten, sind es mittlerweile vor allem Grünanlagen, die verdreckt sind. Für Sonnenberg liegt die Erklärung auf der Hand: Da öffentliche Einrichtungen wie eben Schulen in der Krise größtenteils dicht seien, bestehe erstgenanntes Problem derzeit nicht. Aber: „Viele Menschen verbringen mehr Zeit im Freien und hinterlassen ihren Abfall in Parkanlagen.“ Dieses Verhalten habe zugenommen, der Fachmann schätzt: „Wir haben ein Plus achtlos weggeworfenen Mülls von schätzungsweise 20 bis 30 Prozent.“
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Und das bei unverändertem Personalstand. „Die Grünbereiche und Spielplätze sind in unserer Pflege. 55 Mitarbeiter kümmern sich darum“, erläutert Ralf Sonnenberg. Täglich kontrollieren sie zum Beispiel die Grüne Lunge Gladbecks, das Areal rund um das Wasserschloss Wittringen. Dieses Gebiet sei besonders von Vermüllung betroffen – gerade in den Sommermonaten.
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Doch die Arbeit der ZBG-Beschäftigten ist im Handumdrehen wieder zunichte gemacht: „24 Stunden oder weniger sind die Flächen sauber. Dann bekommen wir einen Bürgerhinweis, und wir fangen von vorne an.“
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Was bringt Schmutzfinken dazu, ihren Abfall nicht in den – gerade geleerten – Papierkorb zu werfen, sondern Reste einfach dort fallen zu lassen, wo die Menschen gerade stehen? Ist es Ignoranz? Frust? Diese Fragen dürften Fachleuten wie Sonnenberg ein weiteres Feld von Spekulationen öffnen, jedoch ein Rätsel bleiben.
Mehraufwand für den ZBG
Nicht nur die zunehmende Vermüllung bedeutet für die ZBG-Beschäftigten einen Arbeitsmehraufwand, sondern in sich haben es auch die Sommermonate. In den vergangenen Jahren waren sie durch extreme Hitze-Perioden geprägt. Das heißt für den Betriebshof: Straßenbäume müssen gewässert werden.
„60 Prozent des Personals sind dann im Einsatz“, berichtet Ralf Sonnenberg. In Spitzenzeiten, so der ZBG-Fachmann, „sind wir mit fünf Leuten dauerhaft unterwegs“.
Da freut es die Mannschaft, wenn sie Unterstützung erhält. So griffen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zum Schlauch; und auch etliche Privatpersonen übernahmen es in Eigeninitiative, so manchem Baum ein paar Eimer oder Säcke Wasser zu spendieren.
Doch eines ist gewiss: Die Vermüllung geht zulasten der Allgemeinheit. Denn mit Mal-Eben-etwas-Aufheben ist es nicht getan, unterstreicht der ZBG-Mann. Er sagt: „Das weggeworfene Material muss händisch aufgesammelt werden. Das ist ein Mehraufwand an Arbeit.“ Stehe auf einer Fläche der Rasenschnitt an, „müssen zwei Leute vorangehen und Gegenstände wie Getränkedosen und Plastikflaschen auflesen“. Grund: Das Mähwerk des Gerätes könnte beschädigt werden, wenn Fremdkörper hineingeraten.
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Ein Mehr an Arbeit für Säuberungsarbeiten geht einher mit einem Weniger auf anderem Aufgabengebieten. Sonnenberg erläutert: „Unsere Kolonnen sollen eigentlich die Pflege und Hege der Vegetation übernehmen. Aber wenn die Kollegen dermaßen viel Zeit für die Müllbeseitigung aufwenden müssen, fehlen ihnen diese Stunden für Tätigkeiten wie Unkrautzupfen und die Verschönerung des Grüns.“