Gladbeck. 140 Impfdosen für Wohnungslose in Gladbeck sind bestellt. Doch es gibt Probleme. Zum Prozedere sind einige Fragen noch ungeklärt.
140 Dosen des Impfstoffes Johnson & Johnson hat sie gerade beim Kreis Recklinghausen in Auftrag gegeben, Annette Frerick, Leiterin der Wohnungslosenhilfe im Caritasverband Gladbeck, sagt: „Das entspricht der Zahl der gemeldeten wohnungslosen Menschen in der Stadt.“ Das ist allerdings derzeit das einzige, was sie zu Corona-Impfungen für diese Bevölkerungsgruppe wisse. Viele Fragen zum Ablauf sind unklar.
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Annette Frerick wirkt etwas ratlos. Sie kann eines jedoch vermelden: Nach intensivem Austausch zwischen Rainer Knubben, dem Leiter des Caritasverbandes Gladbeck, und dem Kreis Recklinghausen, bestehe die Bereitschaft, in den Caritas-Räumen die Impfungen vorzunehmen. „Das ist deshalb wichtig, weil wir ohnehin nicht abschätzen können, ob denn alle Angemeldeten zum vereinbarten Impftermin tatsächlich erscheinen“, weiß Annette Frerick aus Erfahrung. „Dann stehen wir plötzlich mit nur 20 Leuten da.“
Wann und wo könnten Wohnungslose in Gladbeck geimpft werden?
Der Impfstoff Johnson & Johnson wurde gerade aufgrund der Unsicherheiten im Umgang mit ihrer Klientel ausgewählt, da hier nur eine Impfung erforderlich ist. Ein zweiter Termin wäre erst recht schlecht kalkulierbar gewesen.
Die Situation während der Corona-Pandemie sei ohnehin nicht leicht zu bewältigen. „In der Regel bieten wir den obdachlosen Menschen kurzfristig Wohnraum an, bis sie etwas Festes gefunden haben“, berichtet Annette Frerick. Mittlerweile habe der Caritasverband ein „Riesenproblem“, da es kaum noch Wohnraum gebe. Die „Schufa“ (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) stelle wohl das größte Hindernis dar. Die Bonitäts-Auskunft verhindere, dass Wohnungslose eine feste Bleibe finden können – und wenn es um Wohnraum gehe, seien die Geflüchteten im Vorteil, so Annette Frerick.
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Gerade die Qualität der Beratung – auch zu diesem Punkt – leide durch die Corona-Situation. „Seit die Tagesstätte in unmittelbarer Nachbarschaft zu unseren Büros nach den Corona-Regeln funktioniert, findet eine Beratung zu gut wie nicht mehr statt“, bedauert die Expertin. „Früher wurden wir oft direkt angesprochen und konnten dann auch schnell helfen; jetzt muss jeder, der Beratungsbedarf hat, einen Termin vereinbaren. Davor scheuen viele zurück. So erfahren wir es nicht immer unmittelbar, wenn es Probleme gibt.“
Unterbringung und Tagesstätte
In Gladbeck leben 140 wohnungslose Menschen, die – bis auf zwei – in Übergangswohnungen untergebracht sind. Die Tagesstätte, in der sie sich bisher aufhalten, essen und duschen konnten, ist nur noch an drei Tagen in der Woche für jeweils fünf Personen mit negativem Testergebnis geöffnet.
Die meisten Geflüchteten in Gladbeck leben in Wohnungen. Etwa 90 von ihnen sind in städtischen Einrichtungen untergebracht.
David Hennig vom Referat Kommunikation der Stadt Gladbeck: „Wir würden es begrüßen, wenn es losgehen würde.“ Damit meint er die noch ausstehenden Impfangebote für diejenigen unter den geflüchteten Menschen, die zurzeit in den städtischen Einrichtungen untergebracht sind. Auch hier ist die Vorgehensweise noch nicht geklärt. Genauso wie bei den wohnungslosen Menschen wird die Impfstoffverteilung vom Kreisgesundheitsamt Recklinghausen gesteuert.
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Beide Gruppen seien impfberechtigt, bestätigt Lena Heimers von der Pressestelle des Kreises Recklinghausen. Eine ursprünglich angekündigte Sonderlieferung mit dem Impfstoff Astrazeneca habe nicht stattgefunden, berichtet sie. „Aber wir kümmern uns um die Klärung des Sachverhaltes.“