Gladbeck. Einfach mal alle Sorgen vergessen: Die Caritas lud Obdachlose zum Grillen ein. Dabei war auch Olli P., der sich selbst einen „Spezialfall“ nennt.
Es riecht köstlich an diesem Nachmittag am Grillplatz im Wittringer Wald – und es schmeckt auch wirklich super. Zwei Dutzend Männer und Frauen haben bei frisch gegrilltem Fleisch, Salaten und Getränken eine schöne Zeit miteinander. Die Wohnungslosenhilfe der Caritas in Gladbeck hatte zu einem Grill-Nachmittag eingeladen.
Ehrenamtliche engagieren sich bei der Anlaufstelle für Wohnungslose der Caritas
Am Grillrost stehen Martina Bader und Andrea Schimming. Beide engagieren sich seit etwas mehr als zwei Jahren ehrenamtlich für das Hilfsangebot der Caritas in Gladbeck und sie haben dieses gemütliche Beisammensein im Wittringer Wald auch organisiert.
Angefangen hat alles vor zwei Jahren. Martina Bader erinnert sich, wie sie bis dato auf dem Weg zur ihrer Arbeitsstätte im St. Barbara-Hospital immer wieder am Büro der Wohnungslosenhilfe an der Humboldtstraße vorbeigegangen ist. Zu dieser Zeit backte sie bereits ehrenamtlich Waffeln für die Krebsberatungsstellen in der Emscher Lippe Region. Eines Tages fasste sie sich ein Herz und betrat die Tagesstätte.
„Das war schwierig“, gibt sie rückblickend zu. Zunächst habe sie ein wenig Berührungsängste gegenüber den Besuchern gehabt – den Menschen ohne festen Wohnsitz. Aber das ist längst vorbei. Mit der Zeit brach das Eis.
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Denn sie wollte unbedingt helfen und bot an, in den Räumen der Tagesstätte Waffeln für die Obdachlosen zu backen. In Andrea Schimming fand sie sofort eine Gleichgesinnte. Im vergangenen Jahr entstand schließlich die Idee zu einem gemeinsamen Grill-Nachmittag im Wittringer Wald. Und die Premiere kam bei allen so gut an, dass man sich 2019 für eine Fortsetzung entschied.
Die meisten Männer und Frauen haben schwere Zeiten hinter sich
Mit einem Bollerwagen, Tüten und Taschen transportierten alle die Lebensmittel zum Grillplatz. Die Männer und Frauen, die meisten mittleren Alters, haben schwere Zeiten hinter sich und freuen sich über jede Hilfe, die sie bekommen können. „Heimerfahrung, Trennung, Scheidung, Jobverlust und Suchtprobleme“, zählt Annette Frerick, Leiterin der Anlaufstelle, die verschiedenen Schicksale auf. Die Mehrheit lebt in einem Teufelskreis.
Oli P. ist so jemand, der womöglich nur noch schwer in ein einigermaßen geregeltes Leben zurückfinden wird. Im Jahr 2015 wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Schon in jungen Jahren geriet er auf die schiefe Bahn und hatte den ersten Kontakt mit Drogen. Mit 16 beginnt er mit dem Konsum von Heroin.
Dank der Caritas hat Olli P. nun ein Dach über dem Kopf
Jetzt ist er 42, und hat dank der Caritas ein Dach über dem Kopf. Bereits vor seiner Inhaftierung hatte der gebürtige Gladbecker die Dienste in Anspruch genommen. Während seines Gefängnisaufenthaltes ist der Kontakt nie abgebrochen. Als seine Entlassung bevorstand, meldete er sich bei der Caritas. Er wusste, dass man sich dort um solche „Spezialfälle“, wie er sich selbst bezeichnet, kümmert.
„Ich wollte nicht auf der Straße landen und bin froh, dass es so etwas in Gladbeck gibt.“ Es sind gebrochene Lebensläufe wie von Oli, um die sich die Mitarbeiter der Caritas täglich kümmern. „Dabei kommt Oli aus einem guten Elternhaus“, weiß Annette Frerick, die ihn seit Jahren kennt. Und Martina Bader ergänzt: „Es sind Leute, wie du und ich. Es kann jeden treffen.“
Beratung und Betreuung
Am Mittwoch, 11. September, findet deutschlandweit der Tag der Wohnungslosen statt. In diesem Jahr sind diesbezüglich keine Aktionen vonseiten der Caritas geplant, wie Annette Frerick, Leiterin der Gladbecker Anlaufstelle, mitteilt.
Erst im vergangenen Jahr feiert die Einrichtung an der Humboldtstraße 4 ihr 25-jähriges Bestehen. Mehr Infos zum Caritasverband unter www.caritas-gladbeck.de
Seit 1992 bietet der Caritasverband Gladbeck e.V. Beratung und Betreuung als Hilfe zur Überwindung besonderer Lebensverhältnisse und sozialer Schwierigkeiten an. Die Hilfe erfolgt in Form von Einzelberatung, Einzelbetreuung und Betreutem Wohnen. Die Vermittlung in andere notwendige Hilfesysteme erfolgt ausschließlich über die Fachberatungsstelle. Alle Gespräche unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht und finden in vertrauensvoller Atmosphäre statt, heißt es auf der Homepage des Verbandes.