Gladbeck. . Alle Kunden der Caritas-Obdachlosenhilfe in Gladbeck sind nachts untergebracht. In der Tagesstätte ist der Andrang an der Humboldtstraße groß.
Die gute Nachricht vorweg: Bei den derzeitigen Minusgraden muss in Gladbeck niemand im Freien übernachten – zumindest keiner, der Kontakt zur Obdachlosenhilfe des Caritasverbandes hat. „Aktuell sind alle, die zu uns kommen, untergebracht“, sagt Mitarbeiterin Annette Frerick. Untergebracht bedeutet: Die meisten haben zwar keine eigene Wohnung, können aber bei Verwandten oder Freunden schlafen, in der Notunterkunft An der Boy übernachten oder leben vorübergehend in einer der vier Wohnungen, die der Caritasverband für besondere Notfälle gemietet hat.
Freiwillig: ein Leben auf der Straße
Eine Ausnahme gibt es, aber der junge Mann hat sich offenbar freiwillig für ein Leben auf der Straße entschieden. Er ist aus der Haft entlassen worden, sein Betreuer hat sich schon einige Male mit ihm in den Räumen der Obdachlosenhilfe verabredet, um ihm eine Wohnung zu zeigen – und wartete vergeblich. „Wir wissen nicht, wo er sich aufhält. Es gibt einfach Fälle, da sind auch uns die Hände gebunden“, bedauert Frericks Kollege Frank Bücher, der sich noch lebhaft an Zeiten erinnern kann, als es auch in Gladbeck Obdachlose gab, die nirgendwo ein Dach über dem Kopf hatten: „Nach der Wiedervereinigung gab es eine solche Phase. Da kamen Menschen auch nach Gladbeck, ohne zu wissen, wo sie unterkommen könnten. Etliche haben damals zum Beispiel unter der Treppe des Bonhoeffer-Hauses übernachtet.“
Hintergrund
254 Menschen – 188 Männer und 66 Frauen – waren 2017 Kunden der Obdachlosenhilfe. 65,75 Prozent kamen erstmals, 34,25 Prozent hatten zuvor schon die Unterstützung gesucht.
32 Männer und Frauen lebten in dem Jahr auf der Straße, als sie Kontakt zur Beratungsstelle aufnahmen, am Jahresende hatten alle eine (vorübergehende) Unterkunft.
Obwohl jetzt alle einen Schlafplatz haben, ist der Andrang in der Tagesstätte der Obdachlosenhilfe an der Humboldtstraße derzeit groß. „Ungefähr 20 Leute kommen täglich“, sagt Annette Frerick. Von 8 bis 14 Uhr ist die Anlaufstelle geöffnet. Die Besucher können dort frühstücken und für einen Euro zu Mittag essen, sie können duschen, ihre Wäsche waschen und bekommen bei Bedarf auch Kleidung. Und vor allem: Sie haben dort ihre Meldeadresse und können sich mit allen Fragen und Problemen an die Fachberater wenden, die ihnen nach besten Kräften helfen, ihr Leben in den Griff zu bekommen; denn viele haben nicht nur keine Wohnung, sondern auch jede Menge anderer Probleme.
Probleme mit Beratern besprechen
So wie Gabi. Die 51-Jährige war 20 Jahre heroinabhängig und Alkoholikerin, saß vier Jahre im Knast, hat „durch den ganzen Mist“ ihre fünf Kinder verloren, sie hat lange auf der Straße gelebt, geschnorrt und Flaschen gesammelt, weil das Geld vom Jobcenter in kurzer Zeit für Drogen und Alkohol draufging. „Schrecklich war das“, sagt sie. Jetzt hat sie eine Wohnung gefunden, zumindest zu ihren zwei ältesten Kindern wieder Kontakt, trinkt keinen Alkohol mehr und ist im Methadonprogramm. Aber: „Ich bin schon einmal rückfällig geworden, und ich bin depressiv. Hier habe ich Unterhaltung und kann alle Probleme mit den Beratern besprechen.Wenn ich nicht hierher kommen könnte, würde ich bestimmt wieder abstürzen. “