Gladbeck. Ob versehentlich oder mit Absicht: Wer falsche Angaben für einen Impftermin macht, der wird nicht geimpft. So ist die Situation in Gladbeck.

Die Corona-Pandemie zerrt an den Nerven vieler Menschen. Der Lockdown und auch alle anderen Corona-Beschränkungen sind oft nur noch schwer zu ertragen. Die gereizte Stimmung bekommen zunehmend die Hausärzte auch in Gladbeck zu spüren. Und es gibt immer wieder Menschen, die sich beim Impfen mit allen Mitteln vordrängeln wollen.

Im Kreis Recklinghausen sind mittlerweile 152.234 Menschen gegen Corona geimpft

Im Kreis Recklinghausen sind mittlerweile 152.234 Menschen gegen Corona geimpft worden. 111.585 von ihnen haben den ersten Impftermin hinter sich, 40.649 Personen sind bereits komplett geimpft. Die Impfquote liegt bei 24,8 Prozent (Stand Montag). Um die Pandemie einzudämmen, sollten mindestens 70 Prozent der Bevölkerung gegen das Virus immun sein. Bis dahin ist es also noch ein weiter Weg. Und immer mehr Menschen verlangen nach dem schützenden Piks in den Oberarm, obwohl sie aufgrund der noch geltenden Impfpriorisierung nicht an der Reihe sind. In einigen Fällen haben Impfdrängler auch schon für Ärger gesorgt.

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Auch in Gladbeck ist das bereits vorgekommen – zum Beispiel im Hausarztzentrum in Butendorf. „Es sind aber eher Einzelfälle“, sagt Gregor Nagel, Allgemeinmediziner und Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes. Bei diesen Patienten habe dann aber in der Regel schon ein „höherer Gesprächsbedarf“ bestanden. Und es habe einige Zeit in Anspruch genommen, ihnen die Vorgehensweise beim Impfen zu erläutern. Es überwiege aber zum Glück die positive Stimmung, wenn es um den Impfschutz vor Corona geht. „Die Menschen, die schon geimpft sind, sind einfach nur zufrieden und glücklich. Das spürt man in allen Praxen, in denen geimpft wird“, sagt Nagel.

Im normalen Praxisalltag wird der Ton manchmal rauer

Dass die Nerven bei einigen Menschen langsam blank liegen, bekomme man schon eher im „normalen“ Praxisalltag zu spüren. Da würde der Ton schon mal etwas rauer – wenn beispielsweise ein Rezept nicht sofort ausgehändigt werden kann, oder das Warten bis zur Behandlung einem zu lang vorkäme. „Den Unmut bekommen dann auch leider vor allem die Mitarbeiterinnen vorne an der Anmeldung zu spüren. Und das ist sehr ungerecht, weil alle im Moment wirklich bis an die Belastbarkeitsgrenze arbeiten“, so der Mediziner.

Mit Vor-Dränglern beim Impfen hat es das Team vom Impfzentrum Recklinghausen hingegen nahezu täglich zu tun. „Es kommen immer wieder Menschen, die einen Termin vereinbart haben, obwohl sie noch nicht an der Reihe sind“, bestätigt Kreissprecherin Lena Heimers auf Anfrage. Da gibt es einmal die Menschen, die die Informationen zur Priorisierung falsch gelesen oder verstanden haben. „Wir haben aber auch immer wieder die Drängler, die ganz bewusst falsche Angaben gemacht haben und dann am Impfenzentrum Ärger verursachen, weil sie abgewiesen werden“, so Heimers. Für alle Fälle gelte: Wer noch nicht an der Reihe ist, der wird auch nicht geimpft. Allen vorsätzlichen Dränglern gibt Heimers mit auf den Weg: „Wer sich vordrängelt, erreicht genau das Gegenteil, er wird noch später geimpft. Denn sein Handeln bewirkt, dass ein Impfberechtigter einen späteren Termin erhält. Und so verzögert sich das Ganze nur.“

Mit Aufhebung der Impf-Priorisierung wird es einfacher

Vier Gruppen erhalten Impftermine

Momentan gibt es vier Gruppen, die sich zur Corona-Impfung anmelden können. Das sind zum einen Menschen, die 1951 oder früher geboren wurden, aber auch bestimmte Berufsgruppen, Menschen mit schweren Vorerkrankungen sowie Personen, bei denen mit einem schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Corona-Infektion zu rechnen ist.

Diese und weitere Informationen rund um Corona und das Impfen findet man auf der Homepage des Kreises Recklinghausen.

Einfacher, davon ist Gregor Nagel überzeugt, wird die Situation beim Impfen, sobald tatsächlich die Priorisierung aufgehoben wird und jeder, der will, sich auch impfen lassen kann. Ob das tatsächlich schon Ende Mai oder im Juni der Fall sein könnte, wie gerade von einigen Politikern in Aussicht gestellt wird, vermag Nagel nicht zu sagen. „Es geht ja einfach darum, ob dann auch wirklich genügend Impfstoff zur Verfügung steht.“

Das sei momentan zumindest noch nicht der Fall. „Bislang haben die Praxen in den seltensten Fälle die Dosen erhalten, die sie im Vorfeld bestellen konnten. Es waren immer weniger. Im Hausarztzentrum Butendorf stünden in dieser Woche nur 100 Dosen zur Verfügung. „Natürlich hängt das auch damit zusammen, dass immer mehr Praxen impfen wollen.“ Für die kommende Woche sei gerade die Information eingegangen, dass pro Medizinerin und Mediziner in einer Praxis 36 Dosen Biontech und 50 Dosen Astrazeneca bestellt werden können. Nagel: „Ob tatsächlich so viel Impfstoff ausgeliefert wird, bleibt abzuwarten.“