Gladbeck. Kitas in Gladbeck bieten wegen hoher Infektionszahlen nur eine Notbetreuung. Dennoch sind die Einrichtungen voll. Eltern mit den Kräften am Ende.
Seit Montag gilt in den Kitas in Gladbeck die Notbetreuung. Nur noch diejenigen Jungen und Mädchen dürfen kommen, deren Eltern keine andere Möglichkeit sehen. Doch bei der Notbetreuung gibt es eine Reihe von Ausnahmen. So sind die Einrichtungen trotz einer Inzidenz von 228,8 ziemlich gut besucht.
„Unsere Kita ist so gut wie voll“, sagt Jeannette Tenbusch, Leiterin der katholischen Kita St. Michael in Stadtmitte. Von den insgesamt 116 Jungen und Mädchen sind am Montag 68 da, für Dienstag sind weitere Kinder angemeldet. Tenbusch stört nicht, dass der Nachwuchs in die Kita gebracht wird, wohl aber stößt sie sich an dem Begriff Notbetreuung. „Es gibt so viele Ausnahmen, der Begriff ist daher einfach nicht richtig.“ Alleine in ihrer Einrichtung gibt es 40 Vorschulkinder, sie haben ein Recht zu kommen. Ebenso die Integrationskinder, diejenigen aus belasteten Familien und diejenigen mit berufstätigen Eltern. „Diese Ausnahmen decken fast alle Kinder unserer Einrichtung ab.“ Zum Betrieb in der vergangenen Woche habe sich demnach kaum etwas geändert.
42,9 Prozent der Kinder sind da
Zu Wochenbeginn sind in den Kindertagesstätten in Gladbeck 42,9 Prozent der Kinder betreut worden, so die Stadtverwaltung auf Anfrage. Das sind gegenüber der Vorwoche 580 Kinder weniger.
Aktuell gebe es vereinzelte Corona-Fälle in Einrichtungen, „aber es gibt kein Ausbruchsgeschehen“.
Viele Eltern bringen die Kinder auch aus Sorge um den eigenen Arbeitsplatz
Dabei versteht Jeannette Tenbusch die Not der Eltern. „Viele Familien sind überlastet. Manche entschuldigen sich, dass sie ihre Kinder bringen, das finde ich ganz schlimm.“ Während Berufstätige noch zu Beginn der Pandemie dafür gesorgt haben, dass sie ihre Kinder nicht in die Kitas bringen müssen, bekommen die meisten das jetzt kaum noch hin. Denn viele machen sich Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz, wenn sie wieder zu Hause bleiben müssen, um den Nachwuchs zu betreuen.
Auch eine weitere Einrichtungsleiterin, die ihren Namen nicht öffentlich nennen möchte, sagt: „Wir sind heute reichlich bestückt mit Kindern, zum regulären Betrieb gibt es keinen großen Unterschied.“ Sie ärgert sich vor allem über die Begründungen, mit denen Eltern ihre Kinder am Montag bringen. „Wenn eine Mutter schwanger ist, und mir sagt, dass sie deswegen ihr Kind in die Betreuung geben muss, ist das für mich kein Grund“, so die Kita-Leiterin.
Eine Ende der Belastungen ist vorerst nicht in Sicht
Auch wenn Elke Rütter, Leiterin des städtischen Kindergartens Frochtwinkel 28, solche Begründungen nicht hört, weiß sie sehr wohl: „Die Belastungsgrenze bei den Familien ist erreicht. Eltern tun und geben alles, aber langsam ist die Kraft am Ende.“ Gerade bei Müttern und Vätern, die mehrere Kinder haben, sei die Energie aufgebraucht. Zudem sei kein Ende der Belastungen in Sicht, das zerre zusätzlich an den Nerven.
In ihre Einrichtung kommen viele Kinder, deren Eltern beide berufstätig sind. „Wenn etwa die Mutter nur an drei Tagen arbeitet, bringt sie ihr Kind jetzt auch nur an drei Tagen.“ Über fadenscheinige Begründungen, die Kleinen in die Kita zu bringen, würde sie sich natürlich ärgern. Vielmehr sehe sie in ihrer Kita aber das Bemühen der Eltern. Ein Stück Sicherheit gibt dem Kita-Personal zudem, dass sie bisher zumindest einmal geimpft sind.
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Kritik kommt auch von der Gewerkschaft Verdi
Verdi Mittleres Ruhrgebiet kritisiert die neuen Regeln als völlig unzureichend und als Luftnummer. Es ändere sich praktisch nichts. Einzige Änderung sei, dass Eltern nun eine schriftliche Eigenerklärung abgeben müssen, wenn sie keine andere Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder sehen. Allerdings ist hierfür keine Überprüfung oder z.B. eine Bestätigung des Arbeitgebers der Eltern vorgesehen, bemängelt die Gewerkschaft.
Nach Informationen von Verdi gehen viele Kita-Leitungen davon aus, dass die Zahl der zu betreuenden Kinder völlig unbeeinflusst von der Bundesnotbremse bleibt. Dies beunruhige die Erzieherinnen und Erzieher extrem, zumal es täglich neue Erkenntnisse gebe, nach denen auch Kinder massiv am Infektionsgeschehen beteiligt sind.