Gladbeck. Die Abiprüfungen an den Schulen sind gestartet. Drei Abiturienten aus Gladbeck berichten von ihren Gefühlen und ihren Zukunftsplänen.
Für Abiturienten in Gladbeck geht in den kommenden Wochen ein besonderer Lebensabschnitt zu Ende. In diesen Tagen stehen die Abschlussprüfungen an – sie finden nun im zweiten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen statt. Die WAZ Gladbeck hat mir drei Abiturientinnen gesprochen – über ihre ganz besonderen Prüfungen, Herausforderungen und ihre Zukunftspläne.
Janik Sell ist Abiturient am Ratsgymnasium. Der Zwölftklässler ist Stufensprecher des Abschlussjahrgangs und schrieb am Freitag seine erste Prüfung im Englisch-Leistungskurs. Er geht zuversichtlich in die Prüfungsphase: „Ich fühle mich gut vorbereitet“, berichtet er, auch wenn der angekündigte Präsenzunterricht am Ratsgymnasium wieder einkassiert wurde. „Wegen eines positiven Falls war das Risiko, dass viele dann in Quarantäne gemusst hätten, zu groß.“ Mit dem Distanzunterricht an seiner Schule war Sell aber durchaus zufrieden, die Lehrerinnen und Lehrer hielten Videokonferenzen, um den Stoff zu vermitteln.
Einigen Schülern fehlte der Austausch, das gemeinsam Lernen
Gefehlt habe allerdings der Austausch, so Sell: „Ich habe mich mit meinen zwei, drei besten Freunden zum Lernen getroffen, aber nicht in dem Umfang, in dem es vielleicht sonst möglich gewesen wäre. Ich lerne auf jeden Fall lieber in Gruppen, weil man im Austausch auf viel mehr Ideen kommt.“
Ein Durchschnittsabitur, wie es von der GEW gefordert wurde, lehnt Janik Sell entschieden ab. „Das hätte all die Vorbereitungen, die wir in den vergangenen zwei Jahren geleistet haben, abgewertet“, findet er. „Und im Berufsleben hätte uns das als Makel angehaftet.“ Die Entscheidung, den Lehrerinnen und Lehrern mehr Auswahlmöglichkeiten bei den vom Land vorgegebenen Klausuren zu geben, findet er dagegen gut. So können Themen, die wegen Corona nicht behandelt werden konnten, aussortiert werden. Im Moment hat der Stufensprecher noch Hoffnungen, dass wenigstens die Zeugnisvergabe Anfang Juli in Gemeinschaft stattfinden kann. Nach den Prüfungen plant Sell einen Umzug nach Köln. Er wird dort beim WDR zum Veranstaltungstechniker ausgebildet.
Gesamtschülerin macht sich jeden Sonntag ein Lernplan für die kommende Woche
Dania Al Ades besucht die 13. Klasse der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. „Wir hatten bis Mittwoch noch Unterricht in Präsenz, um Fragen zu stellen“, berichtet die Schülerin. Die Abschlussstufe der IDG ist relativ klein, 34 Schülerinnen und Schüler wollen dieses Jahr ihr Abitur ablegen. Deswegen können die Kurse in den Abiturfächern meistens in der normalen Größe stattfinden. „Ich bin zu jeder Stunde gegangen, die ich besuchen durfte“, so die Schülerin. „Wenn andere eine Frage stellen, auf die ich nicht gekommen wäre, ist die Antwort für mich ja vielleicht auch wichtig.“ Das eigentliche Lernen für die Prüfungen geht Al Ades strukturiert an: „Ich mache mir jeden Sonntag einen Plan für die kommende Woche, damit ich genug lerne.“
Al Ades steht eine Doppelbelastung bevor. Direkt eine Woche nach ihrer letzten Abiturprüfung will sie den TMS, den Test für Medizinische Studiengänge, machen. Über den TMS erfolgt die Zulassung für die Universitäten. Al Ades möchte ab Herbst Zahnmedizin studieren. „Ich versuche ruhig zu bleiben, aber die Nervosität steigt, mein Herz zittert.“ Trotz aller Anspannung fühle sie sich aber gut vorbereitet. Al Ades wurde bereits für ihren sehr guten Notendurchschnitt bei der Qualifikation für die Oberstufe von der Stadt ausgezeichnet. Lerngruppen hat sie wegen Corona nicht vermisst: „Ich lerne alleine, meine Freunde haben zum Teil andere Fächer und auch sonst komme ich eher durcheinander, wenn ich mit anderen lerne“, berichtet sie.
Bei den Schulen gab es ein ständiges Hin und Her
Kaum ein Bereich hat aufgrund von Corona so viele Verordnungen und entsprechende Rückzieher mitgemacht wie die Schulen. Schulen auf und wieder zu, Distanz-, Wechsel- oder Präsenzunterricht, Abiturprüfungen ja oder nein?
Erst vor wenigen Wochen forderte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) noch, die Abitur-Prüfungen notfalls ausfallen und durch die Durchschnittsnote ersetzen zu lassen. Bei den Schülervertretungen stieß der Vorschlag auf wenig Gegenliebe.
Der Distanzunterricht wird gemischt bewertet
Tamara Kleine-Möllhoff besucht wie Dania Al Ades die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. „Wir haben seit den Osterferien nur noch Unterricht in unseren Abifächern, bei mir sind das Deutsch, Geografie, Mathe und Englisch“, berichtet sie. Ab einer bestimmten Kursgröße sind die Kurse räumlich getrennt. Für die Abschlussprüfung lernt Kleine-Möllhoff schon seit den Osterferien. „Bei mir kommt es schon auf das Fach an“, berichtet sie. „Für Geografie kann man nicht so viel lernen, da kommt es auf die Materialien in der Prüfung an. In Deutsch gibt es verschiedene Auswahlmöglichkeiten, da bereite ich mich hauptsächlich auf die Gedichte vor.“
Alleine zu lernen hätte sie auch ohne die Corona-Maßnahmen bevorzugt, „außer für die mündliche Prüfung in Englisch. Dafür lerne ich mit meinem Freund gemeinsam.“ Den Distanzunterricht, den die Schülerin vor den Osterferien teils hatte, bewertet Kleine-Möllhoff gemischt: „Zum Beispiel hatten wir in Mathe ein Thema, das ich mir nicht gut selbst beibringen konnte. Als wir das Thema dann noch mal in Präsenz besprochen haben, konnte ich es direkt besser verstehen.“ Den Abiturprüfungen steht Kleine-Möllhoff zuversichtlich gegenüber. „Ich glaube, es wird schon gut werden, so anders als die Prüfungen davor kann es nicht sein.“ Pläne für die Zeit nach der Schule hat Tamara auch schon. Sie hat sich auf verschiedene Ausbildungsplätze in der Verwaltung beworben. „Am Dienstag hatte ich ein Bewerbungsgespräch für ein duales Studium bei der Bezirksregierung Düsseldorf.“